Habe ich mich im Garmin-GPS-Gerätevergleich – Teil 1 auf allgemeinere Themen und Grobvergleiche beschränkt, so möchte ich heute nach weiteren Erfahrungen und Erkenntnissen ganz gezielt und detailliert auf Vor- und Nachteile der einzelnen Modelle zu sprechen kommen. 

Getestet wurden: 

  • Garmin eTrex Vista C (Anschaffung 2005/12)
  • Garmin Oregon 450t (Anschaffung 2010/07)
  • Garmin GPSMAP 60CSx (Anschaffung 2010/08)
Die GPS-Testmodelle mit einem manipulativen Display-Foto

Die GPS-Testmodelle mit einem manipulativen Display-Foto

1.) Ein (letztes) Wort zur Batterie-Lebensdauer

In diesem Artikel kann ich mich nur auf die theoretische Akku-Laufzeit beziehen. Denn in der Praxis hängt die tatsächliche Lebensdauer von vielen verschiedenen Faktoren ab. Umgebungstemperatur, ist Hintergrundbeleuchtung erforderlich, wird der Kompass aktiviert, will man einem aufgezeichneten Track nachnavigieren, usw. 

Theoretische Laufzeit: 

  • eTrex Vista C bzw. das Nachfolgemodell eTrex Vista HCx: 24 bis 25 Stunden
  • GPSMAP 60CSx: 18 Stunden
  • Oregon 450t: 15 Stunden

In der Praxis wird man nur selten mit komplett frisch aufgeladenen Akkus starten (und man wird wohl fast immer auf Akkus setzen, denn normale Alkaline-Batterien gehen viel zu sehr ins Geld). Und dann sollte ein zusätzlicher Reserve-Akkusatz ohnehin automatisch mit ins Gepäck. Diese paar Gramm werden auch schwächere Wanderer nicht wirklich spüren. 

Meine längsten Tagesetappen dauern mitunter 18 bis 20 Stunden. Und noch nie wäre die Batterielaufzeit da ein Entscheidungskriterium für oder gegen ein Gerät gewesen. 

Reserve-Akkus / -Batterien sollten immer ins Gepäck

Reserve-Akkus / -Batterien sollten immer ins Gepäck

Im Zweifelsfall – bei mehrtägigen Trekkingtouren – kommt halt noch ein weiterer Reserve-Akkusatz mit ins Gepäck. 

Das kann wirklich nicht das Problem sein. 

Kommen wir deshalb zu einem Punkt, der schon relevanter sein könnte. 

2.) Ein (letztes) Wort zur heiß diskutierten Display-Ablesbarkeit

Wie es für Radfahrer aussieht, kann ich nicht beurteilen. Wanderer und Bergsteiger werden aber bei der Ablesbarkeit des Displays keine Schwierigkeiten haben. Es gibt Unterschiede zwischen den drei Testkandidaten – ja unbestritten. Am Auffälligsten zwischen dem GPSMAP 60CSx und dem Oregon 450t. 

Aber in der Praxis kann man mit jedem Modell gut arbeiten. 

Das klare, scharfe Display des GPSMAP 60CSx

Das klare, scharfe Display des GPSMAP 60CSx

Das vergleichsweise "schlechteste", aber dennoch gut ablesbare Display des Oregon 450t

Das vergleichsweise "schlechteste", aber dennoch gut ablesbare Display des Oregon 450t

Wo lassen sich also in der Praxis wirklich relevante Unterschiede finden? 

3.) Unterschiede in der Geräte-Größe

Ganz offenkundig auf den ersten Blick ersichtlich sind die Größenunterschiede. Und dies schon, bevor man die GPS-Geräte überhaupt auspackt. 

Deutliche Größenunterschiede bereits bei der Verpackung

Deutliche Größenunterschiede bereits bei der Verpackung

Trotz der nicht unbeträchtlichen Differenzen in den Geräteabmessungen hat sich für mich in der Praxis allerdings keine abweichende Handhabung ergeben. Ich transportiere alle 3 Geräte (natürlich nicht gleichzeitig ;-)) in einem sehr kostengünstigen, am Rucksackträger befestigten Etui, egal welche Geräte-Größe. 

Die Befestigung am Rucksack bietet allen 3 Modellen Platz

Die Befestigung am Rucksack bietet allen 3 Modellen Platz

Also würde ich auch hier kein Argument für oder gegen eines der getesteten Modelle sehen. 

Allerdings erklärt sich der auffällige Größenunterschied zwischen den Kartons von GPSMAP 60CSx und Oregon 450t nicht allein durch die unterschiedlichen Gerätegröße. 

Auch die gedruckten Handbücher weisen in Größe und Seitenumfang mehr als deutliche Unterschiede auf (Siehe am Foto oben). 

4.) Unterschiede in den Papier-Handbüchern

Während das Benutzerhandbuch des 60CSx ein gemütliches Zurückziehen und Studium auf der Wohnzimmercouch erlaubt, ist die Schnellstartanleitung des Oregon 450t genau das, als was sie bezeichnet wird. Schneller Start für ungeduldige Neubesitzer. Möchte man hier aber tiefer in die Materie eintauchen, muß man sich zunächst die elektronischen Handbücher im PDF-Format auf den Computer laden und dort lesen. 

Wer ohnehin nicht zu den Lesern sondern zu den „Probierern“ gehört, wird auch hier keine Kauf-Entscheidungshilfe sehen. 

Also müssen wir weiter nach relevanten und signifikanten Unterschieden suchen. Es muß doch irgendwelche Vorteile oder Nachteile geben, die eine eindeutige Empfehlung für eines der Garmin-Modelle erlauben. Insbesondere, wo „GPS-Experten“ in diversen einschlägigen Fachforen so leidenschaftlich bis heißblütig darüber diskutieren können. 

5.) Satteliten-Empfang 

Einer der wichtigsten Punkte bei einem GPS-Gerät ist wohl unzweifelhaft, dass der Satelliten-Empfang zuverlässig und genau erfolgt. 

Hier konnte ich 2 merkbare Unterschiede feststellen: 

a) Unterschied 1: Die Empfangsleistung bei den neuen Modellen (60CSx und 450t) ist im Gegensatz zum alten Modell (Vista C) bei weitem besser. Kritiker, die sich gerne in Superlativen üben, würden hier wohl von Quantensprung sprechen. 

b) Unterschied 2: Die GPS-Genauigkeit zeigt bei den „Tasten-Modellen“ (60CSx und Vista C) wesentlich weniger Abweichung als beim Touchscreen-Modell (Oregon 450t). 

Was bedeuten diese Unterschiede in der Praxis? 

a) Unterschied 1: In engen Talabschnitten und Schluchten sowie dicht bewachsenen (vor allem Laub-)Wäldern verliert man nicht mehr (so schnell) den Empfang. ABER: Das Piepsen bei Satelliten-Verlust nervt zwar, die Orientierung war aber dadurch nur ganz selten wirklich signifikant beeinträchtigt. Weil in engen Schluchten der Wegverlauf üblicherweise ohnehin „natürlich“ vorgegeben ist. 

b) Unterschied 2: Ob jetzt die GPS-Genauigkeit bei plus-minus 3 Meter liegt (am genauesten reagiert das 60CSx) oder bei 10 bis 15 Metern (das Oregon ist am Ungenauesten – das Vista C liegt meist irgendwo in der Mitte) spielt für mich in der Praxis keine Rolle. 

Weil man die Nase ohnehin nicht pausenlos am elektronischen Helferlein haben sondern sich nach dem natürlichen Wegverlauf orientieren sollte. 

Also hilft uns das bei der Entscheidungsfindung auch nicht wirklich relevant weiter. 

6.) Preis-Gestaltung 

Einer der weiteren offenkundigsten Unterschiede läßt sich am Preis festmachen. Und hat man hier das Glück eines Schnäppchenangebotes, wie es bei meinem GPSMAP 60CSx der Fall war (Siehe Garmin-GPS-Gerätevergleich Teil 1) kann das durchaus ein entscheidendes Kauf-Kriterium werden. 

7.) Geräte-Funktionalitäten 

Der Preis ist – oder sollte es zumindest sein – unter anderem auch abhängig von den Geräte-Funktionalitäten. Und hier muß dann halt jeder für sich selbst entscheiden ob 

  • a) er/sie spezielle Navigations-Möglichkeiten überhaupt benötigt und
  • b) ob diese eine Preis-Differenz von 100 bis 150 Euro rechtfertigen

Weil man aber die vielen Zusatz-Möglichkeiten (und ich betone ganz deutlich: Es sind wirklich „nur“ Zusatz-Funktionalitäten – in der für das Wandern relevanten Grundnavigation gibt es keine Unterschiede) nicht in wenigen Zeilen abhandeln kann, rechtfertigen diese einen eigenen, weiterführenden Artikel. 

8.) Befestigungsmöglichkeiten 

Das Handling mit den GPS-Geräten wird, zumindest bei mir, auch durch meine in hunderten Anwendungen einstudierten Bewegungsabläufe beeinflußt. Und da ist mir das eTrex Vista C mit seiner langen Handschlaufe am liebsten. Die Handschlaufe des GPSMAP 60CSx ist um einiges kürzer und verhindert deshalb flüssige Bewegungsabläufe. 

Unterschiedlich lange Schlaufen und Karabiner

Unterschiedlich lange Schlaufen und Karabiner

Das Oregon 450t hat wiederum gar keine Handschlaufe (eine entsprechende Öse ist aber vorhanden), sondern setzt auf einen Karabiner. Diese Möglichkeit der Befestigung gefällt mir persönlich aber gar nicht. Erstens schwingt das Gerät so immer frei herum und zweitens muß ich das GPS-Gerät zum vernünftigen Ablesen zunächst immer ausklinken. 

Ich mag es aber gerne „schnell im Vorübergehen“. 

Aber kein Problem, welches sich nicht einfach beheben ließe (ich werde später bei allen Geräten die lange Handschlaufe des eTrex Vista C verwenden). 

9.) Verarbeitungsqualität 

Im Neuzustand wirken alle GPS-Geräte tadellos verarbeitet. Wie es wirklich um die Qualität und Outdoor-Robustheit bestellt ist, wird sich erst nach Dutzenden Anwendungen bei allen möglichen Wetter- und Temperaturverhältnissen zeigen. 

Das Problem mit der ablösenden Gummiumrandung beim Vista C habe ich bereits mehrfach beschrieben. 

Schon bald begann sich die Gummi-Umrandung beim eTrex Vista C zu lösen

Schon bald begann sich die Gummi-Umrandung beim eTrex Vista C zu lösen

Beim Oregon wird heftig über ein „Knarz-Problem“ diskutiert. Darüber kann ich eigentlich nur schmunzeln, wenn ich bedenke, welche Ausrüstungsgegenstände bei mir beim Wandern sonst noch „knarzen“, rascheln, schleifen, kleppern, quitschen, und was weiß ich noch alles. 

Vom knirrschenden Schnee an frostigen Wintertagen ganz zu schweigen. 

Also auch kein Problem. 

10.) Einschaltzeit

Ein weiteres Argument, welches bei mir nur Kopfschütteln auslöst, ist jenes über die Einschaltzeit. Wie lange benötigt ein GPS-Gerät, bis alle Satelliten geortet sind und die Navigation losgehen kann.

Das Oregon 450t ist bei mir am schnellsten, gefolgt vom GPSMAP 60CSx. Hier dürften die neuen Modelle eindeutig im Vorteil sein.

Aber ob ich jetzt 5, 10 oder 20 Sekunden warten muß, spielt doch wirklich keine Rolle. Etwas länger dauert es eventuell, wenn ich das Gerät nach Anreise in ein vom letzten Ortungspunkt weit entfernt liegendes Gebiet einschalte. Das mache ich aber bereits auf den letzten Kilometern der Anfahrt. Spätestens beim Weggehen sind alle Satelliten gefunden.

Es gibt defacto keine Wartezeit.

11.) Download- / Uploadgeschwindigkeit

Ebensowenig spielt die Download- und Uploadgeschwindigkeit für Tracks und Wegpunkte eine Rolle (2 Sekunden oder 4 Sekunden für tagesfüllende Wandertouren). Das Nachladen von Datenkacheln der digitalen Landkarten entfällt bei den neuen Geräten ohnehin.

12.) Bedienbarkeit 

Vielleicht gibt es ja in der grundsätzlichen Geräte-Bedienbarkeit endlich einen ausschlaggebenden Grund, der unsere Entscheidung in eine bestimmte Richtung lenkt. 

Bedienbarkeit mit Knöpfen oder per Touchscreen. 2 unterschiedliche Philosphien. Für Wanderer beide praktikabel. 

Geschmacksache. 

Bedienung über Druckknöpfe ...

Bedienung über Druckknöpfe ...

... oder durch Antippen mit den Fingern am Touchscreen

... oder durch Antippen mit den Fingern am Touchscreen

Am schwierigsten ist es noch beim eTrex Vista. Hier wird man sich am längsten einarbeiten müssen. Beim GPSMAP 60CSx sind die Druckknöpfe beschriftet. Hat man sich die Seitenreihenfolge gemerkt und verstanden (bei beiden Modellen ident), geht die Handhabung flott von der Hand. 

Beim Touchscreen des Oregon 450t erfolgt die Navigation durch die einzelnen Menüpunkte intuitiver. Aber auch nicht unbedingt entscheidend einfacher. 

Die Entscheidung: Geräte-Tipp und  Kauf-Empfehlung 

Alle GPS-Fanatiker, die „IHR“ Modell mit vehementer Leidenschaft und weit darüber hinaus verteidigen, sind eigentlich beneidenswert. Sie scheinen den einen, den entscheidenden Faktor gefunden zu haben. Oder aber sie kennen einfach die anderen Modelle zu wenig gut. 

Ich bleibe bei meinem Urteil vom 1. Teil dieser Artikelserie: 

Das Garmin Oregon 450t ist wohl die beste Wahl für die „iPhone-Generation“. Es macht Spaß, mit diesem Gerät zu spielen

Das GPSMAP 60CSx macht einen robusten und zuverlässigen Eindruck. Man hört fast das „männliche Grunzen“ von Tim Allen alias Tim Taylor in „Hör mal, wer da hämmert“, wenn man das Gerät in die Hand nimmt. Es macht Freude, mit diesem Gerät zu arbeiten.

Wer die Zusatzfunktionalitäten des Oregon 450t nicht benötigt (Siehe dazu demnächst einen der späteren Artikel), sollte jetzt zum GPSMAP 60CSx greifen, solange es noch verfügbar ist (das Nachfolgemodell 62CSx scheint wieder fehlerbehaftet zu sein). Preise um 250 Euro sind top, bei meinem Schnäppchenpreis von 199 Euro brauchte ich gar nicht mehr zu überlegen.

Zusammenfassung

Ach was muss man oft von bösen „Tschi-Pi-Essen“ hören oder lesen …

Wenn der Haupteinsatzbereich Eures GPS-Gerätes das Wandern und Bergsteigen sein soll, geht (oder surft) zu einem Händler Eures Vertrauens, handelt einen guten Preis aus und arbeitet mit dem gewählten Modell.

Und laßt Euch nicht von Marken-Fetischisten und technischen „Insidern“ verrückt machen.

Viel Freude mit Euren GPS-Geräten – wofür Ihr Euch auch immer entschieden habt.

Liebe Grüße – Dein / Ihr / Euer Christian

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12 Kommentare on Garmin GPS: Ein Geräte-Vergleich – Teil 2

  1. […] “Statistiker” nicht lassen konnte, auf einigen dieser Wanderungen auch mein Outdoor-GPS Garmin Oregon 450t mitzunehmen (Erfahrungsbericht gibt es demnächst) wurde uns verdeutlicht, welch weite Strecken man […]

  2. […] Frauenkar finde ich mit Unterstützung meines GPS-Gerätes Garmin GPSMAP 60CSx bald wieder zum Abendweideweg zurück, den ich zuhause auf einer digitalen Landkarte am Notebook […]

  3. […] GPS Garmin GPSMAP 60 CSx (mein derzeitiges Lieblingsgerät) […]

  4. Martin sagt:

    Servus Christian,
    danke für deine Tests und Testberichte, die ich mit Genuss gelesen habe. Freut mich, dass der Trend nun zum „Dritt-GPS“ geht 😉 Übrigens: Ich bedanke mich auf diesem Weg nochmals für deine Empfehlung. Obwohl ich kein GPS-Hardcore-Nutzer bin, hat mich das 60CSx bei den bisherigen Einsätzen überzeugt. Mehr noch: begeistert! Tolle Sache!
    LG – Martin

  5. […] logisch erscheinende Routen” auf das GPS-Gerät zu übertragen.  Heute übrigens wieder mein Garmin GPSMAP 60 CSx, welches noch immer mein Favorit ist, auch wenn sich mittlerweile einige kleinere Schwächen in der […]

  6. […] und Hügeln erschwert die Orientierung. Hätten wir kein GPS-Gerät mitgehabt (heute wieder das Garmin GPSMAP 60CSx), hätten wir die Gipfel wohl kaum […]

  7. […] wärme” funktioniert es wieder. Nach Auto und GPS-Gerät (ich hatte heute das Garmin GPSMAP 60 CSx mit) ein weiteres Opfer der heutigen […]

  8. […] zu kämpfen hatte, habe ich mir eine alternative Wanderroute in der Kleinsölk auf das GPS-Gerät gespielt, weil hier zumindest das “Wasseraufkommen” für etwas Abkühlung sorgen […]

  9. […] So habe ich es mir zur Angewohnheit gemacht, die geplante Wanderroute schon vorab zu Hause am GPS-Gerät abzuspeichern und mich an diesem Routenverlauf zu […]

  10. […] heute ganz bewußt nicht setzen. Ich hatte mir zwar schon im Voraus eine mögliche Route auf mein Garmin GPSMap 60CSx gespielt und ich habe auch ein gutes Stück davon geschafft, aber wichtiger war mir heute, ein […]

  11. […] Gerade irritieren – hier ist mir (wie in letzter Zeit schon des Öfteren) mein GPS-Gerät Garmin GPSMap 60 CSx […]

  12. […] nachdem es mir endlich gelungen war, die digitale Landkarte Topo Österreich für mein Garmin GPSMAP 60CSx wieder zu aktivieren, habe ich mein GPS-Gerät leider beim Parkplatz der Loseralm (oder irgendwo […]

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