Den höchsten Gipfel der Seckauer Tauern – das 2.417 Meter hohe Geierhaupt – habe ich vor etwa drei Wochen bestiegen. Heute (25.09.2011) sollte sich die Gelegenheit ergeben, den nur einen Meter niedrigeren Hochreichhart kennenzulernen.

Nachdem sich bei der besagten Geierhaupt-Tour vom Höllkogel ein schöner Tiefblick zum Ingeringsee geboten hat, sollte diese Gegend auch den Ausgangspunkt unserer heutigen Wanderung bilden.

Am Ende des Tages werden wir uns über einen sehr schönen Wandertag freuen können, dessen größte Schwierigkeiten schon einige Zeit vor dem Aufbruch – nämlich bei der Anfahrt – zu bewältigen waren ;-).

Ich hatte mir zwar zur Vorbereitung den Routenverlauf der Wanderung auf der Landkarte genau angesehen, für die günstigste Straßenroute in den Ingeringgraben aber nur einen viel zu kurzen Blick verwendet.

So fuhren wir wie schon bei meiner gestrigen Wandertour auf den Großhansl auch heute wieder über den Triebener Tauern südwärts bis Möderbrugg, wo eine Straße Richtung Osten nach St. Oswald abzweigt. Von dort schien nach oberflächlicher Betrachtung eine Straße nach Gaal zu führen, die uns den langen Umweg über Knittelfeld ersparen sollte.

Wir waren zwar etwas (oder eigentlich sehr) verwundert, als uns der Straßenwegweiser nach Gaal über das Sommertörl führte und sich die anfänglich schmale Asphaltfahrbahn in einen noch schmaleren und rutschigen Forstweg wandelte, aber ein neuerlicher Wegweiser schien unsere Routenführung zu bestätigen.

Erst da machte ich mir die Mühe, die vermeintliche Straße in der Landkarte näher zu betrachten.

St. Oswald liegt auf 982 Meter Höhe – das Sommertörl aber auf 1.644 Meter Höhe. Und die Streckenführung ist vor allem im westlichen Bereich alles andere denn eine normale Straße. Ich habe schon wesentlich bequemere und breitere Forststraßen befahren. Entsprechend langsam ist das Fahrtempo zu wählen.

Über den Rest der Anfahrt und meine für die „Straße“ benutzten Bezeichnungen legen wir besser den Mantel des Schweigens. Am Ende blieb nur der Vorsatz, nie mehr in diesem Leben über das Sommertörl zu fahren ;-).

 

Ausblick vom Hochreichhart zum Geierhaupt

Ausblick vom Hochreichhart zum Geierhaupt

 

Das Tourengebiet

Bundesland: Steiermark
Tourenregion: Ingeringgraben
Wandergemeinde: Gaal
Ausgangspunkt: Parkplatz 4
Gebirgsgruppe: Seckauer Tauern

 

Tourengebiet Ingeringgraben - Hochreichhart

Tourengebiet Ingeringgraben - Hochreichhart

Landkartenausschnitte © BEV 2009, Vervielfältigt mit Genehmigung des BEV © Bundesamtes für Eich- und Vermessungswesen in Wien, T2009/52304


Der Routenverlauf

Ingeringgraben – Brandstättergraben – Brandstättertörl – Hochreichhart – Brandstätterkogel – Maierangerkogel – Brandstättertörl – Am Anstiegsweg zurück

Die Tourbeschreibung

Wir starten fast zeitgleich mit einem anderen Wanderer-Paar beim Parkplatz 4 im Ingeringgraben, von wo in direkter Linie der Anstieg auf den Hochreichhart beginnt.

Einige Male wird eine Forststraße gequert, weiter oben folgen wir ein kurzes Stück dem Forstwegverlauf, während das andere Paar einen unmarkierten Steig in den Wald hinein wählt.

Erst im Nachhinein stellte sich heraus, dass sie eine alternative Anstiegsroute über den Schmähhausrücken wählten, während wir dem markierten Wanderweg durch den Brandstättergraben folgten.

Anfangs durch den Wald, später durch ein sich öffnendes von steilen Wiesenhängen umgebenes Kar geht es an einigen Gedenktafeln an Lawinenopfer hinauf zum Brandstättertörl, wo wir allmählich in die wärmende Sonne gelangen.

 

Im Brandstättertörl

Im Brandstättertörl

 

Hier halten wir uns nun nach links und streben dem zunehmend steilen, sich über fast 400 Höhenmeter ziehenden, von Kies und Blockgestein bedeckten Osthang des Hochreichhart zu.

Das Steiglein windet sich geschickt empor und bei richtiger Dosierung der Gehgeschwindigkeit (d.h. wir gingen sehr langsam 😉 ) bereitet der aus der Ferne so steil wirkende Anstieg kaum gröbere Schwierigkeiten.

Mit zunehmender Höhe weht uns ein frisches Windlein um die Nase, mit jedem Meter Höhe entfaltet sich ein besserer und schönerer Ausblick. Auf die Gipfelnachbarn in den Seckauer Tauern, auf das Nebelmeer über dem Liesingtal, aber auch zu vielen bekannten Bergnamen im Gesäuse.

 

Beim Gipfelkreuz am Hochreichhart

Beim Gipfelkreuz am Hochreichhart

 

Als wir beim Gipfelkreuz am Hochreichhart eintreffen ist nur ein weiterer Wanderer oben. Das Wanderer-Paar, welches mit uns im Ingeringgraben gestartet war und die Variante über den Schmähhausrücken wählte, war bereits wieder am Weg nach unten.

Zum Schutz vor dem Wind zogen wir uns hinter einen Steinwall zurück. Während nach und nach aus den verschiedenen Anstiegsrichtungen weitere Wanderer am breiten blocksteinbedeckten Gipfelplateau eintrafen, ließen wir uns unsere Jause schmecken.

Aus den Augenwinkeln bemerkte ich, wie die kurz zur Seite gelegte Bananenschale immer wieder eigenmächtige Bewegungen veranstaltete. Zunächst glaubte ich an den Wind, als ich mir damit die „Zuckungen“ aber nicht mehr erklären konnte, sah ich mir die Löcher im Steinwall genauer an.

Und siehe da – eine kleine, posierliche Maus leistete uns Gesellschaft bei unserer Gipfelrast. Um den kleinen Frechdachs erstens aus der Reserve und zweitens aus einem der vielen Löcher zu locken, legte ich ihm Köder aus.

 

Sie sorgte für Unterhaltung und Kurzweil am Gipfel

Sie sorgte für Unterhaltung und Kurzweil am Gipfel

 

Einen unserer Müsliriegel wollten wir mit dem grauen Nager teilen. Und er ließ sich tatsächlich nicht lange bitten. Allerdings war die kleine Maus derart schnell, dass meine Kamera, die bloß 3 Bilder pro Sekunde schafft, die Maus beim Herauskommen aus einem der Löcher abbildete. Beim zweiten Bild stipizte sie den Müsliriegelbrocken. Beim dritten Bild war dann meist nur noch der lange Schwanz beim Rückzug zu sehen :-).

Nach ausgiebiger Rast  – die Maus schien gesättigt und verachtete unseren letzten Krümel – brachen wir wieder auf.

Zunächst zurück ins Brandstättertörl und dann in die andere Richtung wieder aufwärts zum nächsten Gipfelkreuz am Brandstätterkogel.

Der Wind war jetzt ein bißchen stärker geworden und einige hartnäckige Wolken just über uns versagten uns wärmende Sonnenstrahlen, so dass wir gleich Richtung Südosten weiter wanderten. Zunächst wieder ein kurzes Stück abwärts um dann unserem dritten Gipfel mit dem dritten Gipfelkreuz entgegen zu streben.

Knapp unterhalb des höchsten Punktes am Maierangerkogel (2.356) erwartete uns ein Rudel neugieriger Gämse (?), die sich angesichts herannahender Wanderer nicht allzu sehr aus dem seelischen Gleichgewicht bringen ließen.

Eigentlich war ich mir anfangs ziemlich sicher, dass es sich bei den Hornträgern um junge oder weibliche Steinböcke handelt, später tendierte ich dann allerdings zu Gämsen, um bei näherer Betrachtung aller Fotos dann doch wieder einen Schwenk in Richtung Steinbock vorzunehmen.

 

Neugierige Gämse oder Steinböcke ? am Maierangerkogel

Neugierige Gämse oder Steinböcke ? am Maierangerkogel

 

Auch am Maierangerkogel sorgte der Wind dafür, dass wir uns nur kurz am Gipfel aufhielten und schon bald ging es am Anstiegsweg wieder zurück. Kurz abwärts und dann erneut hinauf auf den Brandstätterkogel und wieder abwärts zum Brandstättertörl.

Am Peter´s Bründl vorbei folgten wir parallel zum Bachverlauf dem Wanderweg durch den Brandstättergraben. Durch das Kar, durch den Wald. Der Weg war bereits vom frühen Morgen bekannt, jetzt aber im milden, herbstlichen Spätnachmittagslicht sah alles viel freundlicher aus, als noch im Schatten des frühen Vormittags.

Nach der Rückkehr zum Auto fuhren wir noch das kurze Stück hinein zum Ingeringsee, in dessen Umfeld sich etliche Ausflügler tummelten.

Fazit

Der Hochreichhart ist ein sehr empfehlenswerter, großartiger Aussichtsberg.

Der herbstlichen Jahreszeit entsprechend wurde die heutige Tour über weite Strecken begleitet vom Röhren brunftiger Hirsche und vom intensiv-würzigen Duft des Speiks.

Wollte man unbedingt etwas Negatives an dieser Tour bekritteln, dann wäre es die Tatsache, dass wir wieder am Anstiegsweg zurück ins Tal mußten. Bei genauerer Gebietskenntnis wäre aber auch das nicht notwendig gewesen, denn einige andere Wanderer nahmen die Aufstiegsroute über den Schmähhausrücken.

Bisherige Wandertouren in den Seckauer Tauern

 

Weitere Wandertouren mit Steinbock-Berührung

Steinböcke sind immer ein besonderes Erlebnis. Deshalb hier noch einmal eine Übersicht meiner bisherigen Steinbock-Begegnungen.

 

Weitere Informationen zur Tour

Tourenstatistik im Tourenbuch
Alle Tourenfotos im Tourenalbum

Liebe Grüße – Dein / Ihr / Euer Christian

Tags: , , , , ,

3 Kommentare on Wandertour Hochreichhart – Brandstätterkogel – Maierangerkogel

  1. […] dem  Geierhaupt (2.417) und dem Hochreichhart (2.416) war heute die Nummer 3 in der Höhenrangliste der südöstlichsten und kleinsten […]

  2. […] gefunden. Die Wahl des Anfahrtsweges war auch nicht sonderlich schwer, hatte ich doch bei unserer Wanderung vom Ingeringgraben auf den Hochreichhart geschworen, nie mehr über das Sommertörl fahren zu […]

  3. […] Wandertour Hochreichhart – Brandstätterkogel – Maierangerkogel (25.09.2011) […]

Schreibe einen Kommentar

*

Kommentare werden moderiert. Es kann etwas dauern, bis dein Kommentar angezeigt wird.