Die südöstlichste Gebirgsgruppe der Niederen Tauern – die Seckauer Tauern – hatte ich bislang stark vernachlässigt. Erst einen einzigen Gipfel haben wir bis jetzt in unserem Tourenbuch verzeichnet, als wir am 29.01.2006 im Rahmen einer Schitour von Treglwang über die Eggeralm zum Vöttleck aufgestiegen sind.
Dieses nach ersten Eindrücken völlig zu Unrecht bestehende Schattendasein der Seckauer Tauern sollte sich nun aber ändern, denn ab der heutigen (03.09.2011) Wanderung möchte ich gerne meinen Tourenschwerpunkt in den nächsten Monaten in diese landschaftlich ansprechende und, wie mir scheint, nicht allzu stark überlaufene Gegend zwischen Hohentauern, Seckau und dem Liesingtal konzentrieren.
Dies umso mehr, als dieser Teil der Niederen Tauern einerseits nicht allzu weit von mir entfernt liegt, viele Gipfel lassen sich bereits nach einer Stunde Anfahrtszeit erreichen, und andererseits hier noch ein großes Potential „brachliegender“ Gipfel vorliegt, welches mir helfen wird, mein Ziel „1001 Gipfel“ rascher als ursprünglich gedacht zu erreichen.
Zum Beginn dieser Besuchsoffensive habe ich mir gleich den höchsten Gipfel der Seckauer Tauern ausgesucht – das 2.417 Meter hohe Geierhaupt, in dessen Nachbarschaft sich einige weitere recht hohe, aber wesentlich unbekanntere Berge finden, die ich heute ebenfalls ersteigen bzw. überschreiten wollte.
Bereits bei der Tourenplanung begann dieses Feuer der neugierigen Leidenschaft zu brennen, weil ich endlich wieder einmal völlig neues Wanderterrain kennenlernen konnte und sich Gipfel an Gipfel auf meiner geplanten Wanderroute reihte, auch wenn ehrlich gesagt, der eine oder andere „Grashügel“ diese Bezeichnung kaum verdient.
Das Tourengebiet
Tourenregion: Triebental
Wandergemeinde: Hohentauern
Ausgangspunkt: Bergerhube
Gebirgsgruppe: Seckauer Tauern
Landkartenausschnitte © BEV 2009, Vervielfältigt mit Genehmigung des BEV © Bundesamtes für Eich- und Vermessungswesen in Wien, T2009/52304
Der Routenverlauf
Triebental / Bergerhube – Schaunitzalm – Schaunitztörl – Krügltörl – Schrimpfkogel – Liesingtörl – Geierhaupt – Grieskogel – Geierhaupt – Höllkogel – Geierhaupt – Schrimpfkogel – Kerschkern – Stellmauer – Goldkogel – Lattenberg – Bärenkogel – Bärensulsattel – Griesmoaralm – Bergerhube
Die Tourbeschreibung
Beim Durchlesen des Routenverlaufes zeigt sich deutlich, dass die heutige Tour aus einem regen Auf und Ab bestand. Ein Gipfel reiht sich an den anderen, manche – wie der Schrimpfkogel oder das Geierhaupt – wurden gleich mehrmals bestiegen.
Entsprechend „unruhig“ zeigt sich deshalb auch das Höhenprofil der heutigen Wandertour, auch wenn ehrlicherweise dazu gesagt werden muss, dass einige der heute besuchten Gipfel kaum mehr als 50 zusätzliche Aufstiegshöhenmeter bedeuteten.
Ich starte meine heutige Wanderung im hintersten Triebental, welches nordöstlich von Hohentauern abzweigt und vom Gasthof Brodjäger noch ca. 8 Kilometer Richtung Südosten bis zur Bergerhube befahren werden kann.
In der Morgendämmerung folge ich zunächst ein kurzes Stück auf der Schotterstraße der Beschilderung zur Moaralm, bis nach etwa 600 Meter ein unmarkierter Forstweg nach rechts abzweigt.
Auf diesem Forstweg bzw. später auf einem parallel zum Grünbach verlaufenden Steig erreiche ich die Schaunitzalm, wo mich das Almvieh zur frühen Stunde neugierig beäugt.
Auch am weiteren Wegverlauf Richtung Südosten ist die Orientierung ziemlich einfach. Einerseits ist die Route durch ein herrliches Kar durch den Geländeverlauf klar vorgegeben, andererseits wird das einmal mehr und einmal weniger deutlich erkennbare Steiglein regelmäßig von Steinmandln flankiert.
An Gämsen vorbei und begleitet vom schrillen Rufen aufgeregter Murmeltiere erreiche ich das Schaunitztörl, wo sich in einem kleinen Seelein äußerst fotogen der Kerschkern spiegelt. Einige Gämse betrachten mißtrauisch meine fotografischen Aktivitäten.
Weiter gehts kurz nordwärts hinauf zum Krügltörl, wo die Route wieder Richtung Südosten dreht und bald habe ich mit dem Schrimpfkogel meinen 1. Gipfel des heutigen Tages erreicht.
Am Weg zum Liesingtörl meine ich, das erste Hirschröhren dieses Jahres vernommen zu haben. Das heißt, zunächst bin ich mir ganz sicher, dass es ein Hirsch war. Je weiter im Tagesverlauf dieses Erlebnis dann aber zurücklag, umso mehr gelangte ich zur Überzeugung, dass ich mich wohl getäuscht haben müsste.
Und justament beim Abstieg am späten Nachmittag, als ich mir eingestehen wollte, doch keinen Hirsch gehört zu haben, war wieder zwei Mal ganz deutlich ein brunftiges Röhren zu vernehmen.
Beim Aufstieg auf das Geierhaupt wartete dann das nächste erfreuliche Tiererlebnis, als ein prächtiger, majestätischer Steinbock meinen Weg kreuzte und absolut keine Anstalten machte, vor mir die Flucht zu ergreifen.
Im Gegenteil: Als er wenige Meter neben mir zu schnauben begann und seine imposanten Hörner am Boden wetzte, war ich derjenige, der einen Respektabstand einhielt ;-).
Wenig später erreichte ich das Gipfelkreuz am Geierhaupt, wenige Sekunden nach mir traf ein weiterer Wanderer von der anderen Seite ein.
Trotz des für heute angesagten heißen Tages war es am Vormittag in den Gipfelregionen noch recht windig und kühl, zumal auch bis weit in den Nachmittag hinein immer wieder dichtere Wolken die Sonne verdeckten.
Deshalb verweilte ich nicht lange am Geierhaupt, sondern machte mich gleich auf den Weg, um über den Blockgrat bzw. auf dem in die Flanken ausweichenden Steiglein zum Grieskogel hinüber zu wandern, wo ich neben einem großen Steinmandl in einer Röhre ein kleines Gipfelbuch vorfand.
Auch hier war es mir aber noch zu früh für eine Jause. Diese holte ich etwas später am Höllkogel nach, den ich nach neuerlichem Aufstieg über das Geierhaupt erreichte. Unterwegs kamen mir 2 Dreiergruppen (eine mit Hund) entgegen.
Vom Höllkogel sollte mich meine Wanderung nun zunächst wieder zurück auf das Geierhaupt und nach dem Abstieg ins Liesingtörl ein weiteres Mal am heutigen Tage auf den Schrimpfkogel führen.
Nach dem Abstieg ins Krügltörl wartete endlich wieder „Neuland“ auf mich. Ca. 200 Höhenmeter geht es von hier hinauf zum Gipfelkreuz am Kerschkern (2.225).
Auch wenn der Nachmittag noch jung war, so spürte ich mittlerweile doch schon die bisher zurückgelegte Distanz, noch war es aber ein weiter Weg Richtung Norden zum Bärensulsattel. Meinen insgeheim in einem Anfall von jugendlichem Leichtsinn gehegten Plan, dann weiter nordwärts eventuell auch noch den Griesmoarkogel und das Himmeleck zu besuchen, würde ich wohl in Anbetracht der zunehmend kürzer werdenden Tage verwerfen müssen.
So beschränkte ich mich darauf, mich gedanklich immer nur mit dem nächsten Hügel, dem nächsten Sattel zu beschäftigen. Denn auch wenn es von einer Scharte auf den nächsten Gipfel häufig nicht mehr als 50 Höhenmeter waren, begann das ständige Auf und Ab allmählich doch ein wenig zu ermüden.
Stellmauer – Goldkogel – Lattenberg. Am letztgenannten Gipfel gab es wieder ein Gipfelbuch.
Den Bärenkogel – die nördlichste Erhebung im Kammverlauf zwischen Geierhaupt und Bärensulsattel wird man bei der Übersteigung von Süden kaum als eigenständigen Gipfel warhnehmen und ich habe auch lange gezögert, ihn meiner Gipfelliste hinzuzufügen.
Kurz nach 17:00 Uhr bin ich dann im Bärensulsattel angekommen. Der Weg ins Triebental ist auf der Beschilderung mit 2,5 Stunden angeschrieben. Auch wenn ich damit rechnete, etwas schneller zu sein, würde ich bei Besteigung der weiter nördlich gelegenen Gipfel um das Himmeleck auf jeden Fall in die Dunkelheit kommen.
Dazu hatte ich heute keine Lust, also folgte ich gleich der Markierung ins Triebental hinab. Bald führt der Steig in den Wald hinein. Im unteren Bereich geht es längere Zeit auf der Forststraße zurück zur Bergerhube.
Fazit: Eine vor allem am Vormittag sehr abwechslungsreiche und tierreiche Wanderung mit faszinierenden Ausblicken in allmählich beginnender Herbststimmung und mit intensivem Speikgeruch. Diese Tour macht Lust auf mehr Erlebnisse in den Seckauer Tauern.
Nachtrag: Bei der Rückkehr zum Auto fand ich zu meiner Überraschung hinter meinem Scheibenwischer einen Zettel geklemmt.
Ein Strafmandat? Nein.
Es war ein Gruß vom AlpenÖtzi, mit dem Hinweis, dass er just am selben Tag vom selben Ausgangspunkt aufgebrochen ist, um den Kettentalkogel zu besteigen.
Weitere Wandertouren mit Steinbock-Berührung
Gämse gelten ja schon fast “normal” auf einer Wandertour, die majestätischen Steinböcke sind aber immer wieder ein besonderes Erlebnis. Deshalb nachfolgend einige Touren mit (guten) Chancen, diese edlen Alpentiere anzutreffen.
- Wandertour Eisenerzer Reichenstein – Hohe Lins (Ennstaler Alpen am 12.08.2010)
- Steinbock-Schaun am Gößeck (Ennstaler Alpen am 29.06.2010)
- Wandertour Schneibstein – Windschartenkopf – Hochseeleinkopf (Hagengebirge / Berchtesgadener Alpen am 19.09.2009)
- Bergtour Multereck – Grimming-Überschreitung (Dachsteingebirge am 14.07.2005)
- Wanderung Hohensee – Schimpelsee – Süßleiteck (Schladminger Tauern am 17.07.2005)
Weitere Informationen zur Tour
Tourenstatistik im Tourenbuch
Alle Tourenfotos im Tourenalbum
Liebe Grüße – Dein / Ihr / Euer Christian
Tags: Hohentauern, Seckauer Tauern, Steiermark, Tourenbericht
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