Dass ich mich ziemlich spät – mitunter erst bei der Anreise – für ein Wanderziel entschieden habe, ist bei mir ja schon gelegentlich vorgekommen. Aber dass ich überhaupt erst während der Wanderung, als ich schon 4 Stunden unterwegs war, mein Tourenziel festgelegt habe, ist auch für mich neu.
Heute (25.08.2011) plante ich zwar den ersten Abschnitt, der mich zunächst einmal auf die mir bislang noch unbekannte Lanschitzscharte (2.345) führen sollte. Der weitere Wegverlauf war aber noch völlig offen.
Eine gedankliche Variante bestand darin, von der Scharte auf die Schafkarspitze, nordwestlich vom bereits besuchten Schöneck zu wandern. Aber auch den Zischken südlich der Deichselspitze wollte ich nicht gänzlich ausschließen.
Sollten beide Gratwanderungen zu ausgesetzt und anspruchsvoll sein, würde mich auch der Besuch des bereits von der Schitour auf die Deichselspitze bekannten Weitkars reizen.
Letztendlich kam es dann doch ein bißchen anders und am Ende des Tages sollten sich beachtliche 2.500 Aufstiegshöhenmeter und 32 Kilometer Wanderdistanz aufsummieren.

Blick über das Weitkar östlich der Deichselspitze
Das Tourengebiet
Tourenregion: Schwarzensee – Putzentalalm – Lanschitzseen
Wandergemeinde: Kleinsölk
Ausgangspunkt: Breitlahnhütte
Gebirgsgruppe: Schladminger Tauern

Tourengebiet Schwarzensee - Lanschitzseen

Routenverlauf Putzentalalm - Lanschitzseen - Schöneck
Landkartenausschnitte © BEV 2009, Vervielfältigt mit Genehmigung des BEV © Bundesamtes für Eich- und Vermessungswesen in Wien, T2009/52304
Der Routenverlauf
Kleinsölk / Breitlahnhütte – Schwarzensee – Putzentalalm – Lanschitzscharte – Lanschitzseen – Schöneck – Hasenhöhe – Gamskarspitze – Prebertörl – Putzentalalm – Breitlahnhütte
Die Tourbeschreibung
Ich starte in der Morgendämmerung beim heute weitgehend leeren Parkplatz (im Gegensatz zu unserer Predigtstuhl-Überschreitung vor wenigen Tagen) bei der Breitlahnhütte.
Die fast ebene, schottrige, für den Individualverkehr gesperrte Forststraße hinein zum Schwarzensee erlaubt den Verzicht auf eine Stirnlampe und weiter taleinwärts spendet der junge Morgen bereits ausreichend Helligkeit.
Die sich im See spiegelnden umliegenden Gipfel liefern die ersten Fotomotive. Etwas beunruhigt bin ich über die Nebelschwaden, die sich just um die Lanschitzscharte scharen.
Nach dem Schwarzensee beginnt die Schotterstraße anzusteigen und nach 2 Kehren steht man auch schon fast im Talkessel bei der noch verschlafen wirkenden Putzentalalm (1.354).
Hier folge ich zunächst ein Stück der Markierung Richtung Prebertörl, ehe meine weitere Route bei einer kleinen Hütte auf 1.600 Meter Höhe Richtung Westen abzweigt. Ich genieße es, wieder einmal auf mir unbekanntem Terrain zu wandern.
Hoch oben in den Steilhängen der Schafkarspitze steht eine große Gruppe Schafe wie an einer Perlenkette aufgefädelt. Auch im Weitkar vernehme ich immer wieder ihr Blöcken.

Anstieg in die Lanschitzscharte (links)
Bald gelange ich in die Sonne und bei angenehmen Wandertemperaturen nähere ich mich dem zerklüfteten Berggrat zwischen Schafkarspitze und Zischken, auf dem sich die Lanschitzscharte gut zu tarnen versteht.
In der Scharte bläst mir ein scharfer kühler Wind entgegen. Also suche ich mir zunächst ein windstilles Jausenplatzerl um meine weiteren Tourenpläne zu überdenken.
Der unruhige Gratverlauf zur Schafkarspitze und vor allem auch weiter zum Schöneck scheint mir heute etwas zu schwierig zu sein. Halt – da unten. Herrlich und verlockend leuchten die Lanschitzseen türkis herauf.

Tiefblick zu den Lanschitzseen
Damit war der weitere Wegverlauf gefunden. Über die Lanschitzscharte wollte ich nun nach der kurzen Rast über steile Wiesenhänge der spärlichen Markierung folgend zu den Lanschitzseen hinab steigen, bei denen ich bereits einmal am 02.08.2009 bei der Bergtour auf die Große Barbaraspitze (der 6.-höchste Gipfel der Schladminger Tauern) vorbeigekommen bin.
War die Wanderung bislang auf steirischer Seite sehr einsam gewesen so traf ich nun auf Salzburger Landesgebiet im Umfeld der Lanschitzseen in Summe auf etwa 10 Wanderer.

Beim Mittleren Lanschitzsee - darüber das Schöneck
Im üppigen Grün führt der markierte Wanderweg vom Unteren hinauf zum Mittleren Lanschitzsee und – landschaftlich karger werdend – an einigen neugierigen Almkühen vorbei zum Oberen Lanschitzsee.
Der Weg ist auch im weiteren Verlauf nun gut markiert, die Temperaturen sind recht angenehm, auch wenn der Wind etwas schwächer ausfallen könnte, zumal sich ab den Mittagsstunden hier im Lungau auch wieder verstärkt Wolken um Preber und Roteck bilden.
Der Steig erreicht schließlich den Verbindungskamm zwischen Hasenhöhe und Schöneck, dem ich nun nordwestwärts auf das mit 2 Gipfelkreuzen versehene, doppelgipfelige Schöneck (2.540) folge, wo ich mich an windgeschützter Stelle zur Jause niederlasse.
Nach dieser Stärkung geht es zunächst wieder ein Stück am Anstiegsweg zurück, ehe die Route wieder kurz auf die Hasenhöhe ansteigt.

Vom Schöneck zur Gamskarspitze (Bildmitte)
Von hier ist es nicht mehr weit und auf steilem, aber gut begehbaren Steiglein erreiche ich das von neugierigen und fast etwas aufdringlichen Schafen belagerte Prebertörl, wo sich eine Besteigung der von mir bislang noch nicht besuchten Gamskarspitze nahezu aufdrängte, hat man dabei doch kaum 250 Höhenmeter zu überwinden.
Abermals ging es hinab ins Prebertörl, wo ich leider neuerlich für etwas Unruhe im Schafsrudel sorgte. Von hier stieg ich nun nordwärts in das schöne Kar zwischen Alpkarspitze und Opferstock ab.
Vorbei an der Abzweigung über das Alpkar auf das Schöneck – die Route, die wir am 17.08.2006 genommen hatten.
In einem ausgetrockneten Bachlauf fiel mir ein „Stein“ auf, der exakt der Zeichnung einer braun-weiß-gefleckten Kuh nachempfunden war. Beim Näherkommen war aber rasch klar, dass es sich hier um ein totes Kalb handelte. Alles durchdringender Verwesungsgeruch lag in der Luft.
Da das junge Rind von einigen Steinen bedeckt war, ging ich davon aus, dass der Verlust dem Besitzer bereits gemeldet wurde.

Gedenkstätte westlich vom Opferstock
Ein kurzes Stück später kam ich zu einer Gedenkstätte, bei der an die Opfer eines im Jahre 1944 abgestürzten Flugzeuges erinnert wird.
Von hier dreht der Weg nun Richtung Nordwesten und etwas später treffe ich wieder auf die Weggabelung, bei der ich heute am frühen Morgen zur Lanschitzscharte aufgestiegen bin. Über etliche, angenehm begehbare Serpentinen geht es hinab zur Putzentalalm.
Am Ende des Tages wartet dann noch der mitunter etwas langweilige und sich gehörig in die Länge ziehende Almstraßenhatscher hinaus zur Breitlahnhütte.
14 Stunden kann man jetzt noch gut und gerne unterwegs sein, ohne die Stirnlampe zu benötigen.

Der lange Weg vom Schwarzensee zur Breitlahnhütte
Bisherige Wandertouren im hinteren Kleinsölktal und bei den Lanschitzseen
- Wandertour Windschnurspitze – Predigtstuhl-Überschreitung (17.08.2011)
- Unwetter-Auswirkungen zwischen Breitlahn und Schwarzensee (05.09.2010)
- Wandertour Kleine Kesselspitze (03.07.2010)
- Bergtour Holzkarsee – Opferstock (04.10.2009)
- Bergtour Lanschitzseen – Jägerspitz – Große Barbaraspitze (02.08.2009)
- Schneeschuhtour Bröckelalm – Karlspitz (28.03.2009)
- Bergtour Stummerkesselspitze – Hohes Schareck / 1. Schareckspitze (06.09.2008)
- Wandertour Goldlacken – Stierkarkopf (14.10.2007)
- Wandertour Lemperkarspitze – Hochgang (30.09.2007)
- Bergtour Jackerstageck (24.09.2006)
- Wandertour Hasenhöhe – Schöneck (17.08.2006)
- Schitour Weitkar – Deichselspitze (07.04.2006)
- Überschreitung Kieseck – Waldhorn (09.10.2005)
- Nordic Walking zur Hinteren Striegleralm (15.05.2005)
- Schneeschuhtour Kleinsölk – Karlspitz (04.12.2004)
- Wandertour Hüttkar – Predigtstuhl (05.09.2004)
- Überschreitung Gjoadeck – Seekarlscharte (17.08.2004)
Weitere Informationen zur Tour
Tourenstatistik im Tourenbuch
Alle Tourenfotos im Tourenbuch
Liebe Grüße – Dein / Ihr / Euer Christian
Tags: Kleinsölk, Naturpark Sölktäler, Schladminger Tauern, Tourenbericht, Wandertour