Die einmal jährlich stattfindenden und bereits zur Tradition gewordenen Wander- und Fototouren mit meinem ehemaligen Arbeitskollegen (lang, lang ist´s her) und nunmehrigen Bergkameraden Martin sind immer ein besonderes Erlebnis und einer der Höhepunkte meiner Sommerwanderungen.
Neben den humorvollen Anekdoten und informativen Erzählungen sind es vor allem die fotografischen Leckerbissen, die unsere gemeinschaftlichen Ausflüge in der heimischen Bergwelt der Schladminger Tauern so ungemein reizvoll machen, so wurde ich heuer ganz nebenbei zum Experten in Sachen „Lachsforellen“ :-).
Natürlich versuchen wir den Termin immer so zu gestalten, dass wir mit guten Lichtverhältnissen rechnen können, und auch die Wahl der Wanderziele – vorrangig im Umfeld von „Wasser“ – tut ihr übriges, dass wir uns am Ende des Tages über das eine oder andere sehr schöne Foto freuen dürfen.
Heuer war unsere Bergtour zum ersten Mal aber auch eine kleinere alpinistische Herausforderung, hatten wir es teilweise doch mit einer mitunter ausgesetzten Gratwanderung zu tun, die uns einigen Respekt und große Konzentration abverlangte.
Übrigens ein Tipp am Rande: Wenn Ihr Euch vorab über die zu erwartenden Schwierigkeiten einer Wanderroute informiert und ein „is eh nix dabei“ hört, solltet Ihr Euch sicherheitshalber vergewissern, dass der Ratgeber Eures Vertrauens nicht erst kürzlich von einer Nanga Parbat-Besteigung zurückgekehrt ist und deshalb etwas andere Vorstellungen von den Gefahren eines Berges haben könnte 😉 .

Unterwegs im Seekar
Das Tourengebiet
Tourenregion: Geinkelkamm
Wandergemeinde: Rohrmoos-Untertal
Ausgangspunkt: Hinkerbrücke
Gebirgsgruppe: Schladminger Tauern

Tourengebiet Rohrmoos-Untertal - Steinkarzinken

Routenverlauf Steinkarzinken - Seekarzinken - Sonntagkarzinken
Landkartenausschnitte © BEV 2009, Vervielfältigt mit Genehmigung des BEV © Bundesamtes für Eich- und Vermessungswesen in Wien, T2009/52304
Hinweis: Die Strecke auf der Straße zwischen Sondlalm und Hinkerbrücke am Rückweg haben wir autofahrenderweise zurückgelegt (Danke an Daniela).
Der Routenverlauf
Rohrmoos-Untertal / Hinkerbrücke – Hofbaueralm – Steinkarzinken – Seekarzinken – Seekarscharte – Sonntagkarzinken – Seekarsee – Herzmaieralm – Sondlalm
Die Tourbeschreibung
Bereits bei der Anfahrt zu Martin ins Obertal war mir ein Kleinbus mit Grazer Kennzeichen aufgefallen, dessen Fahrer offensichtlich auf der Suche nach was auch immer war.
Als wir dann Richtung Untertal fuhren, kam mir der Kleinbus – oder war es ein Lieferwagen? – wieder entgegen und blinkte mich mit der Lichthupe an.
Untertal Hausnummer 66 suche er, meinte der junge Fahrer. Da wir gerade nicht alle Hausnummern der Gemeinde intus hatten, war uns schon geholfen, als er uns sein Ziel – das Gasthaus Riesachfall – nannte.
Wir beschrieben ihm den Weg – viel zu verfahren gibt es ohnehin nicht. Einfach bis zu den Parkplätzen am Ende der öffentlichen Straße.
Als wir dann unsere heutige Wanderung kurz nach Sonnenaufgang in Rohrmoos-Untertal bei der Hinkerbrücke nahe dem Ghf. Tetter starten, kam der junge Mann im Kleinbus wieder hinter uns nach.
Noch einmal wollte er sich vergewissern, dass wir ihm den Weg korrekt angesagt hatten. Er wolle nämlich auf einen Berg, dessen Name wohl mit Hoch… beginnt. Hochgolling konnte er definitiv verneinen, wie sein Bergziel aber wirklich heißt, wußte er auch nicht richtig.
Das große Aha-Erlebnis hatte er erst, als wir ihm die Hochwildstelle „anboten“ :-).
Nun denn, auch wir hatten ein Tourenziel, welches uns heute (10.09.2011) konditionell ziemlich fordern sollte.
Wir folgten einer Forststraße südlich des Untertalbaches, an einem kleinen, urtümlichen Wäldchen vorbei und in der Folge über etliche Kehren bergwärts.
Schon bald konnten wir die fotogene Nebeldecke bewundern, die das Ennstal bedeckte und über die sich die formschönen, höchsten Dachsteingipfel erhoben.

Nebel über dem Ennstal, strahlender Sonnenschein am Dachstein
Auf einer Höhe von ca. 1.500 Meter war es an der Zeit, den Forstweg gegen ein steil im Wald aufwärts führendes Steiglein zu tauschen, welches uns nach etwas mehr als 200 Höhenmeter zu einer kleinen Hütte führte.
Wenig später erreichten wir die letzten Reste eines in den 1980-er Jahren abgestürzten Segelfliegers, dessen nähere schicksalhafte Vorkommnisse Martin gerade zu einer eingehenderen Recherche animieren, deren Ergebnisse er der Allgemeinheit in nächster Zeit im von ihm mitinitiierten Ennstalwiki zugänglich machen möchte.
Bereits kurz nach dem „Segelflieger“ folgte mit einer steilen, recht rutschigen Felswand die erste Schlüsselstelle. Anfängliche Versuche über die Südseite haben wir wieder aufgegeben und uns stattdessen auf der Nordseite durchs morsche Gstauda aufwärts gehantelt. Erst oben hat Martin ein brauchbares Steiglein entdeckt.

Nicht allzu schwierig, aber lang zieht sich der Hang auf den Vorgipfel
Der folgende Grashang war zwar nicht sonderlich schwierig zu begehen, die 400 Höhenmeter bis zu einem Vorgipfel ziehen sich aber ganz schön in die Länge. Die herrlichen Tiefblicke – auf der einen Seite ins Steinkar und auf der anderen Seite über das mittlerweile nebelfreie Ennstal bei Schladming – sorgten aber für Kurzweil.
Auf den letzten 80 Höhenmetern wird der Wegverlauf anspruchvoller, es gilt einige Felsstufen auf den zunehmend schmäler werdenden Grat zu überwinden, ehe es auf den letzten Metern auf den Gipfel des Steinkarzinken wieder „grasiger“ wird.
Zu unserer Freude erwartet uns ein Gipfelbuch. Viele Einträge gibt es noch nicht, obwohl das Ursprungsjahr bereits einige Zeit zurückliegt. 1977 erfolgte der erste Eintrag. Pro Jahr kommt durchschnittlich nur eine Seite hinzu. Unser Eintrag war heuer der 6.
Sieht man sich die Namen im Gipfelbuch genauer an, kann man die regelmäßigen Besucher an einer, maximal zwei Händen abzählen.

Herrlicher Ausblick vom Steinkarzinken
So wie unsere regelmäßigen Touren schon zur Tradition geworden sind, so ist es auch das jährlich von Martin auf den Berg getragene Gipfelbier, welches trotz einiger Grade zuviel wieder hervorragend mundete.
Nachdem wir uns gestärkt und auch ausreichend fotografiert haben, geht es weiter.
Kurz nach dem Abstieg erschreckt uns ein Riesen-Hase, der sich neben uns vorbei auf den Gipfel verzieht und uns – die Löffel in die Höhe gestreckt – nicht aus den Augen läßt.
Der unruhige Gratverlauf Richtung Seekarzinken hält immer wieder einige „spannende“ Passagen bereit, die uns große Vorsicht abnötigen.
„Is eh nix dabei“ würde ich deshalb nicht gerade sagen, auch wenn gestandene Bergsteiger dabei milde lächeln mögen.
Teilweise am Grat, meist aber in die ausgesetzten, felsdurchsetzten Wiesen-Steilflanken ausweichend führt uns das nur ansatzweise erkennbare Steiglein westwärts um das schafbesuchte Steinkar herum Richtung Süden. Fast Meter um Meter müssen wir uns erkämpfen, immer die Ungewissheit, ob hinter der nächsten Erhebung nicht ein unerwarteter Felsabbruch wartet, den wir frühzeitig hätten umgehen müssen.
Schließlich sind wir dann aber gut und sicher am Seekarzinken gelandet, wobei der anfänglich aus der Ferne so unüberwindbar ausgesehene Steilaufschwung zum Gipfel sich dann aber erfreulicherweise als einfache Übung herausstellte.
Mit dem Seekarzinken lassen wir auch die Schwierigkeiten hinter uns und bereits von oben im weiten Seekar nach Fotomotiven Ausschau haltend steuern wir den schon von 2 Schitouren bekannten Sonntagkarzinken an.
Nach kurzer Pause – unsere Wasservorräte gingen allmählich zur Neige – machten wir uns auf den Abstieg hinab in das weite, ebene Kar, wo wir uns bei einem grasbewachsenen, kleinen See für ein „fotografisches Dauerfeuer“ niederließen.

Prächtiger Spiegelblick zum Höchstein
Nach einem längeren Aufenthalt und geschätzten hundert Fotos später ging es eine Etage tiefer, wo wir mit dem grün schimmernden Seekarsee das nächste Fotomotiv vorfanden.
Der See – bevölkert von unzähligen kleinen Fischchen – reizte aber nicht nur das Foto-Auge sondern erfreute auch den müden Fuß mit erfrischender Abkühlung.
Immer tiefer stiegen wir im weichen Sandboden in den glasklaren Bergsee und viel hätte nicht gefehlt und Martin´s Ruderbewegungen mit den Händen wären als „Schwimmen“ durchgegangen 🙂 .

Abstieg zum Seekarsee
Nach entspannendem Auftrocken in nahezu absoluter Stille in der angenehmen Nachmittagssonne machten wir uns auf den Weiterweg.
Bald war das Steiglein gefunden, welches uns in der Folge zur Jagdhütte bei der Herzmaieralm hinabführte.
Der restliche Abstiegsweg über die langgezogene, serpintinenreiche und phasenweise zur unansehnlichen Autobahn ausgebauten Forststraße war uns bereits vom letzten Jahr bekannt, als wir vom Stegerkar über das Wildkar ins Herzmaierkar herüber querten.
Einen würdigen Abschluß fand die heurige Tour schließlich bei der Sondlalm, als das von Martin bereits den ganzen Nachmittag über in schillernden Worten verlockend beschriebene Bier endlich tatsächlich unsere ausgetrockneten Kehlen benetzte.
Fazit: Eine wunderbare Tour, die hoffentlich noch viele Nachfolger finden wird.

Gemütlicher Ausklang bei der Sondlalm
Bisherige Gemeinschaftswanderungen mit Martin
- Krügerzinken – 06.08.2008
- Wildkarsee – 08.09.2009
- Stegerkar – Wildkar – Herzmaierkar – 22.08.2010
Weitere Wandertouren in Rohrmoos
- Schneeschuhtour Giglachsee – Vetternkar (21.02.2010)
- Schitour Hochwurzen – Roßfeld – Guschen (04.02.2010)
- Wanderung zum Landauersee (20.08.2009)
- Wanderrunde Hochwurzen – Roßfeld – Guschen – Schiedeck (28.09.2008)
- Rundtour Zinkwand – Rotmandlspitze – Krukeck (10.08.2008)
- Skitour Geinkel (10.05.2008)
- Schitour Freying und Hading über dem Giglachsee (05.04.2008)
- Schitour Znachspitze – Lungauer Kalkspitze (28.12.2007)
- Schitour Duisitzkarsee – Vetternspitzen – Keinprechthütte (22.12.2007)
- November-Schitour auf den Sonntagkarzinken (18.11.2007)
- Bergtour über die Trockenbrotscharte auf Pietrach und Scharnock (07.10.2007)
- Schladminger Höhenweg von der Planai zum Höchstein (01.07.2007)
- Überschreitung Großes Gangl – Pöllerhöhe – Greifenberg (20.05.2007)
- Wandertour über die Preintalerhütte zu den Sonntagskarseen (19.05.2007)
- Frosch-Invasion zwischen Neualm und Keinprechthütte (28.04.2007)
- Schitour über das Herzmaierkar auf die Wasserfallspitze (14.04.2007)
- Skitour Patzenalm – Vogelsang (05.04.2007)
- Wintertour auf Sauberg und Vetternspitzen (27.12.2006)
- Über den Höllsteig zum Riesachsee (11.11.2006)
- Schitour Zwerfenberg und Elendberg (21.04.2006)
- Skitour Sonntagkarzinken (14.01.2006)
- Über den Südostgrat auf die Hochwildstelle (04.09.2005)
- Bergtour Hochgolling und Samspitze (28.07.2005)
- Schitour auf die Guschen (05.01.2005)
- Wandertour von der Keinprechthütte über die Rotmandlspitze zum Giglachsee (08.10.2004)
- Rundtour über den Greifenberg in den Klafferkessel (31.07.2004)
Weitere Informationen zur Tour
Tourenstatistik im Tourenbuch
Alle Tourenfotos im Tourenalbum
Liebe Grüße – Dein / Ihr / Euer Christian
Tags: Rohrmoos-Untertal, Schladminger Tauern, Steiermark, Tourenbericht, Wandertour
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