Nach der gestrigen im wahrsten Sinne des Wortes „vernebelten“ Schitour auf den Silberpfennig wollte ich bei der wettermäßig nächstbesten Gelegenheit eine „ordentliche“ Schitour nachlegen. 

Als es bereits gestern bei der Nachhausefahrt gemeinerweise zunehmend aufklarte und freundlicher wurde und sich der Tag mit wolkenlosem Himmel in die Nacht verabschiedete, schienen die Chancen für gute Firnverhältnisse groß zu sein. 

Wenn da nur nicht diese widersprüchlichen Wettervorhersagen wären. Mit Regen in den Bergen ist zu rechnen. Sogar Gewitter könnten dabei sein. Nach unruhigem Schlaf – immer wieder beobachtete ich den (noch) sternenklaren Himmel – und leichtem Frost am Morgen stand für mich aber fest, auch heute wollte ich noch einmal eine Schitour unternehmen. Dieses Mal im Toten Gebirge, neben dem gestrigen Ausflug in die Hohen Tauern ein obligatorisches Tourenziel im Frühjahr. 

Während man aber in der Ankogelgruppe, Goldberggruppe oder Glocknergruppe zumeist auf Steilhänge trifft, erwarten den Schiwanderer im Toten Gebirge lange, ausgedehnte Hochplateauwanderungen, deren einzige Schwierigkeit neben der Tourenlänge vor allem die Orientierung im zerklüfteten Dolinengelände des Karstgebirges darstellt. 

Was den Autofahrer am frühen Morgen ärgert, freut das Schitourengeherherz: Leichte Eisschicht auf den Autoscheiben. Das verspricht gut durchhärtete Schneedecke. Zumindest am Vormittag. 0° Celsius beim Aufbruch (die bei der Anfahrt bis zum Ausgangspunkt zwischen +1 und +2°C schwankten). Sahen die Temperaturen also ganz passabel aus, bereiteten mir andere Zeichen einige Bedenken: Diverse Fahnen schienen sich von ihren Flaggenmästen lösen zu wollen, so sehr zurrten sie im kräftigen Wind

Und dieser Wind – auf den Gipfeln teilweise sogar ein Sturm, der ein aufrechtes Vorwärtskommen sehr mühsam gestaltete, sollte mich heute den ganzen Tag über begleiten. Leider. 

Am geöffneten Mautschranken bei der aperen (in einigen Kehren im oberen Bereich aber leicht eisigen) Loserstraße vorbei und hinauf zum großen Parkplatz beim Loser-Bergrestaurant, wo meine Schitour über das Plateau zum Rauchfang und nach einer kurzen Abfahrt zur Wildenseealm / Wildenseehütte auf mein Haupttourentziel – den Feigentalhimmel – ihren Ausgang nehmen sollte. 

Wie erwartet bzw. erhofft, zeigte sich die noch reichlich vorhandene Schneedecke am frühen Morgen gut durchfroren, hart und tragfähig. Gut durchfroren war auch ich ab der ersten Minute, als mich der heftige, kalte Wind in Empfang nahm und den ganzen Tag über nicht mehr von meiner Seite weichen sollte. 

Über die von Pistengeräten durchpflügte Schipiste (aber nicht so glatt, wie man es von der Schisaison her kennt) geht´s mit einigen Gegensteigungen zur Bräuningalm, die vor einem Jahr durch schwere Lawinenabgänge kräftig in Mitleidenschaft gezogen wurde und wo auch aktuell an Aufbauarbeiten gewerkt wird. 

Zu meiner Verwunderung führt die präparierte Route nun weiter nordwärts bis zum Schwarzmoossattel und verschwindet dann irgendwo im Westen (eventuell bis zur Gschwandalm ??). Die Plateauüberquerung Richtung Grießkogel und östlich an ihm vorbei, der Schimarkierung folgend, bis in einen Sattel zwischen Rauchfang und Hohem Augst-Eck lege ich dank der tragfähigen Schneedecke und des anschiebenden Rückenwindes recht rasch zurück. Auch weil das durch viele Wolken gedämpfte Licht fotografisch nichts hergibt. 

Interessanter – weil noch unbekannt – wird die Route dann für mich bei der 400-Höhenmeter-Abfahrt zur Wildenseealm bei besten Firnbedingungen. Bei der Wildenseehütte verlasse ich nun die Schimarkierung und vertraue mich meinem GPS-Gerät an, auf welches ich vorab bereits eine mögliche Aufstiegsroute auf den Feigentalhimmel aufgespielt habe. Durch meist weite, angenehm begehbare, flache  Gräben und über freie Waldlichtungen nähere ich mich meinem Gipfelziel von Südwesten. 

Zum Schluß noch ca. 250 Höhenmeter in mäßiger Steigung über freie Hänge, nur durch vereinzelte Latschenbestände unterbrochen, und ich stehe am senkrecht nach Norden abbrechenden Feigentalhimmel, einem Gipfel, dessen eigentümlichen Namen ich der AlpenYetin etliche Male buchstabieren mußte, ehe sie mein Tourenziel notieren konnte. 

Gipfelkreuz gibt es keines, dafür traumhafte Aussicht, wenngleich noch immer durch die Wolken gehandicapt. Im Norden leuchten Almsee und ein Zipfelchen des Offensee herauf. Der östliche Gipfelnachbar – der Große Woising – auf dem ich bei der Schitour am 21.04.2007 eigentlich erst auf den Feigentalhimmel aufmerksam wurde („Unter-2000-er“ werden in der Führerliteratur sträflich vernachlässigt). 

Im Westen der Roßkogel, den ich eigentlich auch noch mitmachen wollte, es im kalten, böigen Wind dann aber doch verworfen habe. Dass ich dann beim Rückweg dennoch am Gipfel eines Roßkogel stehen würde entschädigte das Gipfelsammlerherz natürlich. 

Felle runter, keine Jause, Abfahrt, raus aus dem Sturm. Etwas brüchig zeigte sich die Schneedecke im obersten Abschnitt, weiter unten wurde es besser, auch wenn bereits die trotz des Windes vermutlich steigenden Temperaturen am Harschdeckel arbeiteten. 

Zurück zur Wildenseehütte, wo ich mich an windgeschützter Stelle nun zur Jause niederließ und erfreut beobachten konnte, wie sich das Wetter nun zusehends besserte. Soll heißen, die Wolken wurden weniger und gaben Aussicht auf blauen Himmel frei. Die Sonne konnte ihre Kraft aber im Wind nicht entfalten. Aber immerhin. 

Pause bei der Wildenseehütte

Pause bei der Wildenseehütte

Wieder einmal die Felle angelegt und nächster Aufstieg zurück in den Sattel südlich vom Rauchfang. Das GPS zeigte mir aber da irgendwo weiter nördlich einen Gipfel – auch einen Roßkogel. Und den wollte ich jetzt nicht am Wegesrand liegen lassen. Auf der Schiroute traf ich nun auf etliche Abfahrtsspuren, die dann aber nicht zur Wildenseealm hinabführten, sondern schon weiter oben nach Norden abzeigten. Vermutlich Richtung Wildensee

Irrtümlich verließ ich zu früh die Schiroute und visierte einen namenlosen Gipfel an. Erst auf ihm stehend überblickte ich den tatsächlichen Roßkogel. Durch ein Labyrinth und Gewirr aus Spalten, Felsabbrüchen und Dolinengräben näherte ich mich dem Gipfel zunächst von Osten. Ein sehr steiler Hang mit tief durchfeuchteter Schneedecke ließ mich aber umkehren und über die Westseite zum Gipfelsteinmandl am Roßkogel aufsteigen. 

Einsame Schiwanderung in den Weiten des Toten Gebirges

Einsame Schiwanderung in den Weiten des Toten Gebirges

In westlicher Richtung ging es nun weiter, direkt auf den Rauchfang zu, ein Gipfel, der mir bereits von einer Schitour am 01.04.2007 bekannt war. Wieder Felle ab – allmählich saugen sie sich schon richtig mit Nässe voll. 

Abfahrt, Abrutschen, „Abschieben“ hinunter auf das Plateau südlich des Grießkogel, den wir bei einer Schitour am 12.01.2005 kennen gelernt hatten. Die Schneedecke war jetzt schon sehr weich. Viele Schispuren, mindestens 5 parallel, zeigten, dass es diese Schitourengeher noch wesentlich einfacher hatten. Noch schlimmer getroffen hat es allerdings einen einsamen Schneeschuhwanderer, der tiefe Eindrücke im Schnee hinterließ. 

Über das Plateau zurück zur Pistengerät-Route und auf ihr über den Schwarzmoossattel zur Bräuningalm, wo ich ein leztes Mal die bereits völlig durchnässten Felle anbringe. Über das Loser-Schigebiet gehts schließlich zurück zum Ausgangspunkt, wo die Fahne beim Bergrestaurant als Symbol für das heutige Wetter stehen möge (im wahrsten Sinne des Wortes).

Fahne im Wind beim Bergrestaurant Loser

Fahne im Wind beim Bergrestaurant Loser

Fahne im Wind

Fahne im Wind

Bei der Rückfahrt noch ein kurze Hürde bei der Mautstation. Das Ticket ist beim Kassaautomaten vor der Ausfahrt zu bezahlen. Schritt 1: Mautticket einführen. Aha. Welches Mautticket ? In der Früh war der Schranken geöffnet, was in mir die Hoffnung aufkeimen ließ, dass in der Vorsaison gnädigerweise die Mautgebühr entfällt.

Trugschluß. OK – Hilfetaste (Störtaste), nach einiger Zeit meldet sich jemand, der mir weiterhilft, sodaß ich die happigen 15 Euro Mautgebühr entrichten kann und sich der Schranken öffnet.

Obwohl die Höhendifferenz zwischen dem Startpunkt beim Loser-Bergrestaurant (1.600) und dem höchsten Gipfel, dem Feigentalhimmel (1.984), weniger als 400 Höhenmeter beträgt, und auch zwischen dem niedrigsten Punkt bei der Wildenseealm (1.525) und dem Feigentalhimmel nur 459 Meter liegen, zeigten Höhemesseruhr und GPS am Ende des Wandertages beachtliche 2.000 zurückgelegte Aufstiegshöhenmeter sowie eine Distanz von mehr als 30 Kilometer. 

Das Tourengebiet zwischen Loser und Feigentalhimmel

Das Tourengebiet zwischen Loser und Feigentalhimmel

Der Routenverlauf im 1. Abschnitt: Loser, Plateau südlich des Grießkogel

Der Routenverlauf im 1. Abschnitt: Loser, Plateau südlich des Grießkogel

Der Routenverlauf im 2. Abschnitt: Rauchfang, Wildenseealm, Feigentalhimmel

Der Routenverlauf im 2. Abschnitt: Rauchfang, Wildenseealm, Feigentalhimmel

 Landkartenausschnitte © BEV 2009, Vervielfältigt mit Genehmigung des BEV © Bundesamtes für Eich- und Vermessungswesen in Wien, T2009/52304 

Fazit der Tour: 

  • Großartige Landschaftseindrücke
  • Vormittag der bessere Schnee
  • Nachmittag die bessere Aussicht
  • Den ganzen Tag über kräftiger Wind

Weitere Informationen zur Tour: 

Bundesland: Steiermark
Tourenregion: Loser
Wandergemeinde: Altaussee
Ausgangspunkt: Parkplatz Loser-Bergrestaurant
Gebirgsgruppe: Totes Gebirge 

Tourenstatistik im Tourenbuch 
Alle Tourenfotos im Tourenalbum 

Weitere Schitouren zwischen Loser und Appel-Haus: 

Wandervideo zur Schiwanderung von der Loseralm bis zum Kl. Rinner

Schiwanderung im Toten Gebirge: Loseralm - Rauchfang

Liebe Grüße – Dein / Ihr / Euer Christian

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Ein Kommentar on Schitour Rauchfang – Wildenseealm – Feigentalhimmel

  1. […] “Trilogie” im Toten Gebirge in den letzten 10 Tagen würde mich wie schon bei meiner Schitour auf Feigentalhimmel, Roßkogel und Rauchfang auch heute wieder zum Ausgangspunkt am Parkplatz Loseralm beim Loser-Bergrestaurant auf 1.600 Meter […]

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