Wer hätte das gedacht, dass es mich nach der Wanderung auf den Bruderkogel vor drei Tagen heute (03.08.2011) schon wieder nach Hohentauern zieht.

Der Sommer fällt heuer auf einen Mittwoch“ vermeldete die Zeitung vor wenigen Tagen, und als selbiges auch noch im Fernsehen kundgetan wurde, konnte ich nicht anders, als mir kurzfristig für diesen Tag freizunehmen.

Eine Idee – so sollte sich im Tagesverlauf zeigen – welche heute auch jede Menge anderer Wanderfreunde hatten.

Am späteren Nachmittag bei der Nachhausefahrt war es dann wirklich schon wieder vorbei mit dem Sommer.

3000 Blitze in einer Nacht“ sollte die Schlagzeile am nächsten Tag lauten.

Ich für meinen Teil habe zumindest diesen Sommertag sehr gut nützen können. Neben einem bereits bekannten Gipfel – dem Großen Bösenstein – durfte ich eine Reihe weiterer, mir bislang noch unbekannter Gipfel kennen lernen und darüber hinaus auch noch den Dreisteckengrat begehen, der nun schon einige Jahre auf meinem Tourenplan steht.

"Stau" in der Felswand am Dreisteckengrat

"Stau" in der Felswand am Dreisteckengrat

 

Das Tourengebiet

Bundesland: Steiermark
Tourenregion: Bösensteingruppe
Wandergemeinde: Hohentauern
Ausgangspunkt: Parkplatz Edelrautehütte
Gebirgsgruppe: Rottenmanner und Wölzer Tauern

 

Tourengebiet Bösensteingruppe - Edelrautehütte

Tourengebiet Bösensteingruppe - Edelrautehütte

Routenverlauf Bösenstein - Sonntagskarspitze - Dreistecken - Gr. Rübe

Routenverlauf Bösenstein - Sonntagskarspitze - Dreistecken - Gr. Rübe

Landkartenausschnitte © BEV 2009, Vervielfältigt mit Genehmigung des BEV © Bundesamtes für Eich- und Vermessungswesen in Wien, T2009/52304


Der Routenverlauf

Edelrautehütte – Gr. Scheibelsee – Gr. Bösenstein – Dreisteckengrat – Sonntagskarspitze – Dreistecken – Gefrorener See – Seekarspitze – Große Rübe – Edelrautehütte

 

Die Tourbeschreibung

Mit traumhaft schönem Wetter startete dieser Tag. Dank des hochgelegenen Ausgangspunktes auf 1.650 Meter Seehöhe wanderte ich bereits kurze Zeit nach dem Aufbruch in der Sonne. Allerdings sollte der frische Wind bis nach Mittag hinweg für Abkühlung sorgen.

Vom frühmorgens noch nicht allzu vollen Parkplatz – am Nachmittag bei der Rückkehr fädelten sich trotz Halteverbot die Fahrzeuge bereits am Straßenrand entlang auf – erreicht man in wenigen Minuten die Edelrautehütte.

Nach einigen morastigen Steigabschnitten passiere ich den Großen Scheibelsee.

Blick über den Großen Scheibelsee

Blick über den Großen Scheibelsee

Der Wanderweg steigt von hier im Südhang des Hauseck an und quert in der Folge unterhalb des Bösenstein-Ostgrates zu einem etwas schottrigen Steil-Aufschwung. Danach geht es von einem flachen Sattel – mit bestem Ausblick auf den auf der anderen Karseite gelegenen Kleinen Bösenstein über unschwierige Felsblöcke hinweg oberhalb der Grünen Lacke zum Gipfelkreuz am Großen Bösenstein.

Am Berg herrscht heute reger Wanderer-Verkehr. Lange halten sich die Bergfreunde aber nicht am kalt umwindeten Gipfel auf. Meist geht es rasch weiter – auch angesichts der Tatsache, dass man von der Edelrautehütte herauf kaum mehr als 2 bis 2,5 Stunden benötigt.

Während ein Teil der Wanderer für den Abstieg die Runde über den Kleinen Bösenstein und den Großen Hengst zurück zur Edelrautehütte wählt, schlage ich den Weg Richtung Nordwesten über den Dreisteckengrat zur Sonntagskarspitze ein.

Der Steig über den Dreisteckengrat erfordert in jedem Fall Trittsicherheit und Schwindelfreiheit, an einigen kurzen Passagen warten auch leichte Kletterstellen im untersten Schwierigkeitsgrad, die in der Regel aber meist durch Drahtseile entschärft werden.

Über den Dreisteckengrat zur Sonntagskarspitze. Rechts Dreistecken und Hochhaide.

Über den Dreisteckengrat zur Sonntagskarspitze. Rechts Dreistecken und Hochhaide.

 

Von der Schwierigkeit her läßt sich der Dreisteckengrat ziemlich gut mit der Bergtour auf die Hochwildstelle vergleichen.

Zunächst geht es einige Meter am Norwestgrat entlang. Eine Gams, der ich mich gegen den Wind nähere, scheint mich überhaupt nicht wahrzunehmen und quert kaum 10 Meter vor mir über die Felsen.

In der Folge windet sich das markierte Steiglein geschickt über schotterbedeckte Felsplatten Richtung Westen etwa 150 Höhenmeter abwärts.

Am unteren Ende gilt es, mit Drahtseilunterstützung einige Meter über eine Felswand zu queren, bis man eine Schuttrinne erreicht. In der Rinne – Steinschlag vermeidend – geht es wieder hinauf auf den Grat.

Hier treffe ich das erste Mal auf entgegenkommende Wanderer, die den Dreisteckengrat aus der Gegenrichtung begehen. Wenig später sollten mich auch Wanderer „von hinten kommend“ überholen.

Ein Szenario – Gegenverkehr und Überholer – welches sich heute noch einige Male wiederholen sollte.

Der Weg führt in der Folge entweder direkt am zerklüfteten Grat oder in die Flanken ausweichend Richtung Nordwesten.

Bei der Schlüsselstelle – einem einige Meter hohen Riß in einer steilen Felsplatte – bietet wieder ein Drahtseil Unterstützung.

Knapp vor der Sonntagskarspitze wartet noch einmal eine kurze, ausgsetztere Passage – dann läßt man aber die Schwierigkeiten endgültig hinter sich.

Verleichsweise einfach folgt der Steig nun dem Graskamm Richtung Norden in eine Scharte oberhalb des Gefrorenen Sees.

Tiefblick zum Gefrorenen See

Tiefblick zum Gefrorenen See

Auf der anderen Seite schlängelt sich der Steig in einigen Serpentinen auf die erste Erhebung des dreigipfeligen Dreistecken und bald hat man das Gipfelkreuz am aussichtsreichen Hauptgipfel erreicht.

Der Blick schweift über zahlreiche Gipfel der Rottenmanner und Wölzer Tauern, im Nordwesten liegt mir der Gemeinsee zu Füßen, den eine Wanderin, die ich am Gipfel antreffe, nun besuchen möchte. Der weitere Wegverlauf Richtung Norden würde über die Moserscharte zur Hochhaide führen.

Ich habe aber längst ein anderes Tourenziel im Visier, welches ich nun nach einer Jausen-Pause ansteuere.

Zunächst geht es zurück in die Scharte und von ihr hinab in Richtung Gefrorenen See. Allerdings verlasse ich den Wanderweg beim „Knick“, der direkt zum See hinabführt und quere stattdessen geradeaus weiter in die steile Wiesenflanke, die mich in der Folge auf den Verbindungsgrat zwischen Dreistecken und Seekarspitze bringt.

Meist direkt am Grat, manchmal aber auch in die Seitenflanken ausweichend erreiche ich die Seekarspitze, eine unauffällige Erhebung östlich des Gefrorenen Sees, die – wäre sie nicht in den Karten benannt, man kaum als eigenständigen Gipfel wahrnehmen würde.

Kleines Gipfelkreuz auf der Großen Rübe

Kleines Gipfelkreuz auf der Großen Rübe

Von der Seekarspitze folge ich dem zunehmend breiten Rücken Richtung Osten, wo mich zu meiner Freude auf meinem heutigen letzten Gipfel – der Großen Rübe – unerwarteterweise ein kleines Gipfelkreuz empfängt.

Der Wind hat nun nachgelassen und endlich kann ich heute die wärmende Sonne genießen. Am Himmel zeigen sich aber bereits erste Vorzeichen der für den späteren Nachmittag angekündigten Gewitter. Noch aber muß ich mich von den herannahenden Wolken nicht beunruhigen lassen und ich studiere betroffen das Gipfelbuch, in dem ein Vater in regelmäßigen Einträgen die Sorge um seine schwer erkrankte Tochter und den Weg ihrer langsamen Genesung beschreibt.

Für den Abstieg von der Großen Rübe halte ich mich zunächst am Nordostrücken und erreiche dann auf der nicht allzu steilen Südflanke eine beerensträucherbewachsene Wiesen-Nische zwischen einem Wäldchen im Osten und einem dichteren Gebüschgürtel im Westen.

Im Ochsenkar. Darüber Seekarspitze und Große Rübe.

Im Ochsenkar. Darüber Seekarspitze und Große Rübe.

Weiter unten im flachen Ochsenkar treffe ich wieder auf den markierten Wanderweg, der mich über die Ochsenkarhütte und den Kleinen Scheibelsee bzw. die Scheibelalm zurückbringt zum Ausgangspunkt beim Parkplatz der Edelrautehütte.

Über die Benützungsgebühr der Mautstraße von Hohentauern zur Edelrautehütte kann ich leider keine Auskunft geben, da diese weder am frühen Morgen noch am späteren Nachmittag eingehoben wurde.

Bei der Nachhausefahrt kam dann der angekündigte Regen mit Blitz und Donner.

Der Sommer fiel heuer auf einen Mittwoch“ philosophierte der Sprecher bei den Abendnachrichten.

Nach dem heutigen sehr schönen Wandertag in angenehmer Müdigkeit vor dem Fernsehapparat verweilend dachte ich bei mir: „Es hätte schlimmer kommen können. Der Sommer hätte schließlich auch auf die Nacht von Dienstag auf Mittwoch fallen können, und dann wäre sich nicht so eine tolle Wanderung ausgegangen“ ;-).

Von der Edelrautehütte zum Großen Bösenstein

Von der Edelrautehütte zum Großen Bösenstein

 

Tourenstatistik im Tourenbuch
Alle Tourenfotos im Tourenalbum

Liebe Grüße – Dein / Ihr / Euer Christian

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