Im 2. Anlauf ist es jetzt also gelungen: Der Gipfelbesuch am Hirschberg im nördlichen Dachsteingebirge.

Nun ist es ja nicht unbedingt so, dass der Hirschberg eine besondere Herausforderung darstellt oder ein Gipfelziel wäre, welches man unbedingt kennen und bestiegen haben müsste. Aber ein bißchen hat es mich schon gewurmt, dass ich den Gipfel bei meinem ersten Vorhaben am 09.07.2009 bei meiner Bergwanderung über die Obertrauner Landfriedalm nicht wie geplant mitmachen konnte.

Damals kam mir erstens der Pfalzkogel und zweitens sehr mühsames und kraftraubendes Latschen- und Dolinengelände dazwischen.

Heute aber sollte alles anders sein. Zum einen würde das zerklüftete Karstgelände auf harter Schneeoberfläche wesentlich einfacher begehbar sein, zum anderen habe ich mir nicht nur eine andere Route, sondern auch einen “unehrlichen” Aufstieg mit Seilbahnunterstützung ausgewählt.

Dabei würde ich sogar noch – quasi im Vorbeigehen – über 2 weitere Gipfel “drübersteigen”, die ich bereits von einer früheren Schitour auf den Speikberg mit meiner AlpenYetin kannte.

Doch schön langsam, der Reihe nach: Am Dienstag war ich noch unschlüssig. Für Mittwoch, Donnerstag und Freitag war Schönwetter mit milden Frühlingstemperaturen angesagt. Allerdings sollte es mit jedem Tag zunehmend “föhnwindiger” werden.

Und auch wenn es dann in den Tälern sehr warm werden kann, ist es im exponierten Berggelände durch den Dauerwind zumeist recht unangenehm kalt. Also war ich zunächst noch nicht richtig motiviert für eine Schi- oder Schneeschuhtour.

Und selbst am Mittwoch morgen, als mich der Wecker zur üblichen Arbeitsaufstehzeit weckte, ließ ich mir noch 10 Minuten mit einer Entscheidung Zeit. Aber beim 1. Blick auf den wolkenlosen Morgenhimmel und beim 2. Blick auf das leichte Minusgrade anzeigende Außenthermometer stand für mich fest: Heute würde es guten Firn geben – heute geht es rauf auf das Dachsteinplateau.

Allerdings nicht von meiner beheimateten Südseite, sondern über die Nordseite – und da gab es ja noch diesen einen Gipfel, der mir beim ersten Anlauf nicht vergönnt war.

Es ist keine Bildungslücke, den Hirschberg nicht zu kennen. Viele Einheimische kennen in diesem Gebiet selbst den Speikberg nicht, am ehesten ist noch der Krippenstein ob seiner leichten Erreichbarkeit mit der Gondel ein Begriff.

Und genau zwischen diesen Dreien wollte ich mich heute schitourentechnisch bewegen, obgleich dieses weitgehend ebene bwz. leicht hügelige Gebiet durchaus auch mit Schneeschuhen seinen Reiz hätte und relativ einfach bewältigbar wäre (sieht man von den nicht zu unterschätzenden Entfernungen ab).

Anfahrt in der Früh zunächst Richtung Osten auf der Ennstal Straße B320 bis Trautenfels. Die Sonne blendet durch die sich trotz Kratzen nur schleppend vom morgendlichen Eis befreienden Autoscheibe. Ab Trautenfels geht es dann besser. Nordwestwärts, zunächst östlich, später nördlich um den dominanten Grimming herum, bis Bad Aussee. Dann ist es über den Koppen Paß fast nur noch ein Katzensprung (naja, muß schon eine große sein) bis Obertraun, so die Paßstraße nicht wegen Lawinengefahr oder Bauarbeiten gesperrt ist, wie es bei der Anreise zu meiner Bergtour auf den Pfalzkogel der Fall war.

Obwohl fast 50 Minuten vor dem Start der ersten Gondel beim großen Parkplatz der Krippenstein-Seilbahn angekommen, war ich beileibe nicht der Erste. Überall kleinere und größere Grüppchen ihre Tourenschiausrüstung aus den Autos kramende, meist braungebrannte Freizeitsportler.

Die vor mir an der Kassa Wartenden kaufen alle die Rumplerkarte um 14,90 Euro, welche auch die Auffahrt mit den 2 Liften am Hunerkogel beinhaltet. Erst als ich mich nach einer alternativen Möglichkeit – beschränkt auf Strecke 1 und 2 auf den Krippenstein – erkundige und diese für 11,50 Euro bekomme, wollen auch andere noch umsatteln. Dumm gelaufen. Genau so dumm, wie einer unbekannten Schispur nachlaufen, ohne zu wissen, wohin sie führt. Bei einer Schneeschuhspur – wie bei meiner Schneeschuhwanderung um den Sandling – ist das natürlich etwas ganz anderes ;-)

Über die Wartezeit auf die Auffahrt der ersten Gondel möchte ich lieber nicht allzu viele Worte verlieren. Nur soviel: Ich weiß, warum ich bei meinen Wandertouren die Einsamkeit vorziehe. Es ist schon eigenartig, warum sich manche Zeitgenossen vor einem unfreiwilligen Publikum immer wieder richtig peinlich und unmöglich benehmen müssen, wenn sie in in einer Gruppe unterwegs sind. Lautstarkes “Schei…-Brüllen” über den ganzen Vorplatz, Rempeleien vor dem Durchgang zur Gondel, wenn die Anzahl der freien Plätze langsam herunterzählt von 38 auf 37 auf 36 … Und dann nervös draufkommen, dass die Kameraden noch gar nicht da sind und deshalb einmal alle anderen warten lassen ….

Da hilft nur eines: Augen zu und durch und oben am Plateau möglichst schnell hinaus in die Weite des Geländes am “Stoa”.

Bei der 2. Teilstrecke (man muß beim Schönberghaus einmal umsteigen) lautstarke Anzeichen, welches Wetter heute am Dachsteinplateau zu erwarten ist. Heftig zerrt der Wind an der Gondel – und er sollte sich heute den ganzen Tag über nicht legen.

Oben raus in die Sonne zu einem windgeschützten Platzerl. Abfahrtsbereitschaft herstellen. Die Schi- und Snowboardfahrer schwärmen in die verschiedensten Richtungen aus, Hundegebell dringt von der Lodge herüber. Die vor und auf ihren Hütten hockenden Huskies (Abkürzung: HHH) begrüßen – oder zumindest bebellen – die Ankömmlinge.

Die Huskies bei der Lodge am Krippenstein

Die hart gefrorene Schneedecke beschleunigt die Abfahrt Richtung Südosten. Trotz einiger größerer Gegensteigungen verzichte ich vorerst auf die Steigfelle. Dadurch vergrößert sich zwar bei jedem Anstieg der Abstand zu den vor mir Wandernden (eine Dreigruppe nimmt meinen Weg zum Speikberg, sie fahren dann weiter Richtung Osten ab, eine große Gruppe Jugendlicher ist am Weg zum Heilbronner Kreuz), bei jeder Abfahrt aber hole ich dafür nicht nur mächtig auf, sondern irgendwann auch “über”.

Vom Schigebiet am Krippenstein zum Dachsteinplateau "Am Stein"

Ab dem Heilbronner Kreuz – errichtet zum Gedenken an eine 13-köpfige Lehrer- und Schülergruppe aus der deutschen Stadt Heilbronn, die zu Ostern 1954 im Schneesturm umkam – dreht  die Gehrichtung nach Nordosten. Allmählich wird es erforderlich, die Felle auf die Schi zu ziehen. Ein kurzer Aufschwung und ich stehe am Niederen Speikberg (2.089).

Beim Heilbronner Kreuz - Wolkenlos, aber windig

Fast eben und ohne weitere Anstrengung geht es nordwärts auf den teils aperen Speikberg (1.215) mit provisorischem, kleinem Gipfelkreuzchen.

Es folgt eine etwas steilere, aber nicht allzu lange Abfahrt und neuerlich wartet ein Aufstieg – dieses Mal auf den Hirschberg. Ich erspare mir das neuerliche Anlegen der Felle und trage stattdessen die Schi über den hart gefrorenen Schneehang und durch kleinere Latschenfelder auf den abgeblasenen Südrücken. Diesem folge ich nun nach Norden bis zum höchsten Punkt.

Neben dem herrlichen Ausblick auf viele bekannte Gipfel und über freie Almflächen begeistert auch der Blick hinab ins Tal zum Hallstätter See.

Tiefblick zum Hallstätter See

Jetzt werde ich aber “unersättlich” und fahre bei besten Firnbedingungen bis zum Niederen Hirschberg und noch ein Stückchen weiter bis zu einer Seehöhe von etwa 1.845 Meter hinab, ehe ich mich zum Wiederaufstieg entschließe. Zunächst am Abfahrtsweg wieder zurück, den Speikberg jetzt aber ostseitig umgehend, gelange ich über gemächliche Hänge beim Niederen Speikberg wieder zurück zu meiner vormittäglichen Anstiegsspur. Am bekannten Weg zurück zum Heilbronner Kreuz, in der Folge aber einen Abstecher auf den (das?) Margschierf (2.080) einbauend.

Am Weg zurück in die Zivilisation

Mit Annäherung an das Schigebiet am Krippenstein wird es wieder lauter. Eine Gruppe Jugendlicher macht Fotos von ihren kunstvollen und staubenden Schwüngen im Mittagsfirn. Die Huskies bei der Logde begrüßen – oder bebellen – die Ankömmlinge. Also alles wie am Morgen schon gehabt.

Ich gestatte mir nun noch einen Abstecher auf den Gifpel des Krippenstein, mit der lieblichen Kapelle nahe dem höchsten Punkt. Im Windschatten des Gotteshauses genehmige ich mir eine Obstjause, um mich für die Abfahrt auf der Piste ins Tal zu stärken.

Bei der Kapelle am Krippenstein

Etliche gelb-schwarze Warntafeln machen auf das Verlassen des gesicherten Schigebietes und der damit verbundenen alpinen Gefahren aufmerksam. Allerdings bin ich mir nie ganz sicher, wo es denn nun wirklich gefährlicher ist.

Wie bereits erwähnt, fahre ich nun über die nur mäßig frequentierte Schipiste bei meist noch erstaunlich guten Schneeverhältnissen zurück zur Talstation in Obertraun.

Nebstbei sei erwähnt, dass ich bei dieser Tour die 1.100-Gipfel-Anzahl seit 01.01.2004 überschritten habe.

Weitere Informationen zu dieser Tour:

Tourenstatistik im Tourenbuch
Alle Tourenfotos im Tourenalbum

Weitere Tourenziele im Umfeld des Krippenstein:

Wer sich näher für die historischen Ereignisse beim “Heilbronner Kreuz” interessiert, dem sei der Roman “Tod am Stein” von Peter Gruber empfohlen, den es z.B. bei Amazon zu bestellen gibt.


Liebe Grüße – Dein / Ihr / Euer Christian

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