Kommt es mir nur so vor, oder gibt es wirklich keine von frühmorgens bis spätabends durchgängig wettermäßig schönen Wandertage mehr mit klarer Sicht und strahlend blauem, wolkenlosen Himmel.

Heute wäre zwar ein solcher Tag vorhergesagt gewesen, deshalb habe ich mir auch extra frei genommen, doch wie so oft hielt sich auch heute das Wetter nicht an die Prognosen der Wetterfrösche.

Aber irgendwie finde ich es ja gar nicht so schlecht, dass sich die Natur nicht zu 100 Prozent vorher berechnen läßt, und noch beruhigender ist es, dass das Wetter kein “Wunschkonzert” ist und sich dementsprechend auch nicht beinflussen läßt.

Nun aber zur heutigen Tour:

Anreise von Norden über die Tauernautobahn A10 nach Zederhaus. Die Autobahn-Mautgebühr, welche bei einem Kassaautomaten zu bezahlen ist, beträgt nach wie vor wohlfeile 4,50 Euro (je Richtung).

Über die am frühen Morgen abschnittsweise vereiste Straße folge ich der Beschilderung Richtung Riedingtal bis zur Fahrverbotstafel in Wald. Noch ist der Parkplatz leer – oder fast leer – denn eine kleine Kärtner Gruppe hat ihre Tourenschi bereits etwas weiter oben beim Beginn der Schneefahrbahn abgeladen.

Der von zahlreichen Schispuren plattgebügelte Almweg an der Neuseßwirtalm vorbei läßt sich frühmorgens auch ohne Schneeschuhe bestens begehen, ohne auch nur den Ansatz des Hauches eines Millimeters einzusinken. Allerdings ist es mir in einem kurzen Moment der Unachtsamkeit gelungen, in der blanken, harten und leicht vereisten Spur gehörig auszurutschen.

Bei der Muhreralm angekommen, ist es nun an der Zeit, die Schneeschuhe anzulegen. Die weiterführenden Schispuren teilen sich hier sternförmig in alle Richtungen auf – ich folge der Route nach Osten über das moderate Gelände an der Aigneralm vorbei auf die Aignerhöhe.

Bei der Muhreralm

Von hier geht es entlang des stark überwechteten Rückens weiter nordostwärts Richtung Stampferwand, die ich zwar gerne ebenfalls bestiegen hätte, die Schneeverhältnisse mahnten mich aber zur Vernunft und Vorsicht. Unzählige Wumm-Geräusche wiesen auf die drohende Lawinengefahr hin, an etlichen Stellen konnte man bereits abgegangene Schneebretter und Nassschneelawinen beobachten.

Die Stampferwand habe ich heute ausgelassen. "Ich komm wieder, keine Frage".

Erst in den letzten Tagen waren wenige Kilometer Luftlinie entfernt bei Obertauern bei 2 Lawinenabgängen 2 Lawinentote zu beklagen.

Also spazierte ich lieber am annähernd flachen Gelände hinüber zur Gebreinspitze und von hier am Verbindungsrücken weiter zur Labspitze, die wir bereits einmal bei einer Schitour besucht hatten. Überhaupt waren mir viele der umliegenden, von Zederhaus aus erreichbaren Gipfel bereits von vorangegangenen Wintertouren oder Sommerwanderungen bekannt.

Auf der Aignerhöhe schien ein reges Kommen und Gehen (oder besser Abfahren) zu herrschen. Auch über die Trimmingeralm konnte ich einige Schitourengeher erkennen. Interessanterweise steuerten diese aber keinen Gipfel an, sondern fuhren auf halbem Wege wieder ein Stück zur Alm zurück, um dann neuerlich aufzusteigen.

Damit kehrt sich einer der Unterschiede zwischen Schitouren und Schneeschuhwanderungen im Frühjahr wieder um. Während ich normalerweise (im Hochwinter) davon spreche, dass bei Schneeschuhtouren “der Weg das Ziel” ist und auch das bloße Herumschweifen im Gelände schon viel Freude bereitet, strebt der klassische Schitourengeher eher einem bestimmten Ziel (meist ein Gipfel) zu, wo schöne Hänge auf die (bevorzugt Pulver-)Abfahrt warten.

Anders im Frühling bei Firnbedingungen. Hier erlebt man bei Schitourengehern (vor allem bei den Spätaufstehern unter ihnen) schon einmal, dass sie auf halber Strecke kehrt machen, um wenigsten wenige Höhenmeter in den Genuß des verlockenden Firns zu gelangen. 1 oder 2 Stunden später könnte die Sonne dem erhofften Abfahrtsvergnügen bereits einen Strich durch die Rechnung gemacht haben und man watet im “Schneesumpf” talwärts.

Abstiegsgelände von der Labspitze zu einer kleinen Hütte - dem Mankei-Bau (ca. Bildmitte)

Von der Labspitze visiere ich in gerader Linie Richtung Westen ein kleines Hütterl nördlich der klassischen Schiroute auf die Labspitze an. Die aussichtsreiche Hütte ist mit der Aufschrift “Mankei-Bau 1998” gekennzeichnet. Hier dreht sich meine Wanderrichtung nach Südwesten und dem Verlauf einer Schispur folgend strebe ich der Trimmingeralm zu.

Auch hier wieder erhöhte Gefahrenanzeichen von Lawinenabgangsbereitschaft, weshalb ich aus Vorsichtsgründen lieber einige Umwege mache. Während die beiden (den Stock-Einsätzen nach zu urteilen) Schitourengeher über gefährlich eingewehte Hänge scheinbar problemlos drüber gefahren sind, flößen mir die Wumm-Geräusche und das fast 1 Meter tiefe Einsinken im Schwimmschnee gehörigen Respekt ein.

Ich halte mich daher liebe an einige teils abgewehte Geländerücken und stelle für mich die Theorie auf, dass Schneeschuhtouren nicht nur deshalb sicherer sind als Schitouren, weil man eher nicht so steile Hänge beschreitet, sondern auch weil man die Gefahr viel eher erkennt. Nämlich dann schon, wenn man am Rand eines eingewehten Hanges die ersten bedrohlichen Anzeichen wahrnimmt und nicht erst wenn man – vor allem bei der Abfahrt – sich schon mittem im Gefahrenhang befindet.

An der aussichtsreichen Trimmingeralm vorbei, die mir von der bereits vorhin erwähnten Schitour auf die Labspitze sowie auch von meiner Bergwanderung auf Hochfeind und Zwillingwand bekannt war, folge ich zunächst wieder den Schispuren.

Bei der Trimmingeralm. Links die Aignerhöhe, oberhalb der Bildmitte die Stampferwand, ganz rechts die unscheinbare Gebreinspitze.

Allerdings nur ein kurzes Stück, denn schon bald erspähe ich rechts unten im Wald eine freie Wiesenlichtung mit der lieblich gelegenen und liebevoll dekorierten Huberalm.

Von hier folge ich wieder einigen Schispuren im dichten Wald nördlich vom Kleinen Kesselbach talwärts. Auf dieser Route war ich mehr als froh über meine Schneeschuhe. Hier und bei den heutigen “Schneegatschbedingungen” mit Schi abfahren zu müssen, dürfte selbst für begnadete Schiathleten kein Vergnügen sein.

Unten im Tal traf ich wieder auf die Anstiegsroute von der Neuseßwirtalm zur Muhreralm, wo sich im Tagesverlauf eine große Nasschneelawine aus den Osthängen des Dürneck gelöst hatte und in einem Graben bis zum Almweg herunter kam und diesen ca. 2 bis 3 Meter hoch verschüttete.

Eine Nassschneelawine über den Almweg zwischen Neuseßwirtalm und Muhreralm

Wenig später stand ich wieder beim Ausgangspunkt, wo mittlerweile (und trotz vorgerückter Stunde noch immer) etliche Autos parkten.

Weitere Informationen zur Tour:

Tourenstatistik im Tourenbuch
Alle Tourenfotos im Tourenalbum

Liebe Grüße – Dein / Ihr / Euer Christian

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