Nachdem ich vor einigen Tagen bei meinem krückenbewehrten Spaziergang auf der Ardningalm so schöne Einblicke auf die Südseite der Karleckrunde erhalten habe, war es heute an der Zeit, diesem ganzjährig empfehlenswerten Wandergebiet einen Besuch abzustatten.

Dieses Mal aber wollte ich auf der oberösterreichischen Seite starten und dieses Mal wollte ich es mit Schneeschuhen versuchen.

Für Mittwoch, den 20.01.2010 war im gesamten österreichischen Bergland strahlender Sonnenschein angekündigt, also nahm ich mir kurzerhand frei. Allerdings erkannte ich bei der Anfahrt auf der Ennstal Straße Richtung Osten nach Liezen um exakt 07:40 Uhr beim Anblick der Lichtstimmung am Himmel, dass es wohl so schnell nicht schön werden würde. Zu oft schon hatte ich die Erfahrung gemacht, dass solche Lichtverhältnisse zumindest noch einen halben Tag Bewölkung bedeuten würde.

Von Liezen ging es über den Pyhrnpaß nach Spital am Pyhrn. Von hier folgte ich der Beschilderung zur Bosruckhütte bzw. zur Dr. Vogelgesang-Klamm. Die etwa 3 Kilometer lange Bergstraße war gut geräumt und angenehm befahrbar.

Beim ersten Parkplatz stellte ich mein Auto ab, um der Beschilderung über eine kleine Brücke zu den Hütten der Ochsenwaldalm hinauf zu folgen. Die Auffahrt wäre aber auch bis zur Bosruckhütte hinauf möglich gewesen.

Auf angenehmen Wiesenhängen erreicht man in weiterer Folge eine kleine, mit Satelittenschüssel ausgestattete Hütte – das Eisenerzer Hütterl. Weiter oben auf den freien Hängen erkennt man am Waldrand bereits die Ochsenwaldkapelle – das nächste Zwischenziel.

Bei der Ochsenwaldkapelle

Der Ausblick über das Tal zwischen Spital am Pyhrn und Windischgarsten war auf Grund der noch immer vorherrschenden starken Bewölkung nicht allzu berauschend.

Eine Schispur führt mich nun der Sommermarkierung entlang in den Wald hinein. Es wird zwar stellenweise etwas steiler, aber nie schwierig. Einige Male eine Forststraße querend erreicht man nach dem Waldabschnitt die Wiesen der Arlingalmen.

Weniger geübte Geher sollten von hier den südwestlich gelegenen Arlingsattel ansteuern, ich wollte aber heute unbedingt wieder einmal einen neuen Gipfel kennenlernen und hielt mich deshalb südwärts, wo ich einen baumfreien, namenlosen Sattel erreichte. Bis hierher handelt es sich um einfaches Schneeschuhgelände (nach der Schwierigkeitseinstufung meines Schneeschuhtourenführers Bewertung BLAU).

Der Aufstieg auf das Karleck in östlicher Richtung gestaltet sich in der Folge aber schwieriger. Bis zu einem halben Meter grundloser, neuer Pulverschnee und dementsprechende Einsinktiefen erforderten einige Anstrengungen.

Die mühsame Spurarbeit wurde mir aber durch das zunehmend freundlichere Wetter versüßt und innerhalb kurzer Zeit sind ab etwa 11:00 Uhr die grauen Wolken einem blauen, freundlichen Himmel gewichen. Die Sonne verbreitete milde Temperaturen.

Gipfelkreuz und Gipfelbuch am aussichtsreichen Karleck

Schließlich erreichte ich das Gipfelkreuz am Karleck. Ein Blick in das Gipfelbuch zeigte, dass ich heuer erst der 4. Besucher am Gipfel war (zumindest von jenen, die sich auch im Buch verewigen). Nach kurzer Stärkung stieg ich wieder ab, wobei ich mich jetzt aber direkter am Grat hielt. Als ich nach steilem Abstieg über die Nordseite schließlich wieder zu meiner Aufstiegsspur gelangte, sah ich, dass ein Schitourengeher meine Spur zerstört hat ;-) (stört mich zwar nicht im Geringsten, dieser Vorwurf wird aber gerne von [weniger geübten oder weniger konditionsstarken] Schitourengehern den Schneeschuhwanderern gemacht).

Zurückgekommen im namenlosen Sattel steuerte ich jetzt einen Hochsitz an, um den Hügel oberhalb der Arlingalmen Richtung Arlingsattel zu umgehen, als ich plötzlich Rufe zu vernehmen glaubte. Durch das Stirnband gehörmäßig aber etwas gehandicapt, konnte ich die Rufe zunächst nicht einordnen und dachte an die – meine Schneeschuhspur zerstörenden – Schitourengeher, die wohl bei der Abfahrt ihre Freude haben dürften.

Nach abermaligen Rufen, wollte ich es auch nicht ausschließen, dass mich hier ein Jäger aus der Ferne darauf aufmerksam machen wollte, dass ich mich seinem Hochstand näherte.

Schließlich aber glaubte ich so etwas Ähnliches wie “Yeti” zu vernehmen, und beim “Servas” war ich mir schließlich ganz sicher. Jetzt konnte ich auch oben am Karleck eine “rote Jacke mit Kopf” erkennen.

Der Detektiv in mir kombinierte:

  • a) Da oben ist jemand, der mich kennt (meinen Gipfelbucheintrag hat er ja gelesen)
  • b) Ich befinde mich in der Wanderregion Spital am Pyhrn
  • a + b = c: Unter normalen Umständen müßte das der Alpenötzi sein.

Ich schaute dem Schitourengeher fasziniert zu, wie er seine eleganten Schwünge über den nordseiten Steilhang setzte, da er aber dann Richtung Tal abzufahren schien, setzte ich meine Querung Richtung Arlingsattel fort.

Wenig später aber schon vernahm ich ein “klapp-klapp-klapp” hinter mir, bald gefolgt von der Frage: “Was machst DU in meinem Revier“. Wie bereits vermutet – es war der Alpenötzi (Herfried). Nach freudiger Begrüßung setzten wir unseren Aufstieg zum nahen Arlingsattel gemeinsam fort. Fast synchron klickten unsere Digitalkameras. Die Landschaftsszenerie kann man einfach mit “Herrlich” beschreiben. Mächtig und eindrucksvoll reckt und streckt sich der Bosruck in den Himmel.

Vom Arlingsattel führten einige Schispuren auf den östlich gelegenen Hügel. Herfried-Alpenötzi erklärte mir, dass dies der Kleine Bosruck sei. In meinen Karten zwar namentlich nicht erwähnt, vertraute ich aber seiner Bestätigung, dass es sich dabei um einen eigenständigen, vollwertigen Gipfel handelt. Und den konnte ich mir natürlich nicht entgehen lassen. Nach wenigen Minuten standen wir oben am Gipfel, der von 2 Tafeln mit der Höhenbeschriftung 1.466 Meter gekennzeichnet wurde. Ein Gipfelkreuz hätte es hier auch einmal gegeben, erzählte mir Herfried. Die Arlingalmen-Bauern und die Jäger ließen es aber nur eine Woche stehen. Naja …. (ohne Worte).

Intensiv wird der imposante Bosruck fotografiert

Gemeinsam stiegen / fuhren wir wieder zurück zum Arlingsattel (1.425), dann trennten sich unsere Wege. Herfried entschwand Richtung Norden, ich stieg auf den mäßig steilen Almhängen Richtung Süden (Ardningalm) ab. Die Schneeverhältnisse waren hier völlig verschieden zur Nordseite. Hatte ich es am Vormittag überwiegend mit herrlich-lockerem Pulverschnee zu tun, wartete nun auf den sonnenbestrahlten Südhängen feucht-patziger Schnee auf mich.

Das Abfahrtsvergnügen der drei Schitourengeher, die gerade von der Ardningalm Richtung Arlingsattel aufstiegen, dürfte sich deshalb wohl in Grenzen gehalten haben. Und sobald die Sonne die Hänge nicht mehr so gut erreichte, bildete sich rasch Bruchharsch.

Bei einer Höhe von knapp über 1.200 Meter Seehöhe erreichte ich eine Almstraße, die mich in der Folge ostwärts zur Bacheralm führte. Prächtige Ausblicke auf den Scheiblingstein in den Haller Mauern, den Pleschberg etwas weiter südlich, aber auch in die Admonter Reichensteingruppe machten die Wanderung äußerst kurzweilig.

Unverspurtes Wiesengelände bei der Bacheralm

Ab der Bacheralm gilt es, einen langgezogenen Hang auf einen Waldrücken östlich des Karleck zu queren und auf der anderen Seite zum Pyhrgasgatterl (1.308) abzusteigen. Das Rohrauerhaus – etwas weiter nördlich gelegen – habe ich auf Grund der im Vergleich zur Südseite drastisch merkbaren Kälte nicht mehr aufgesucht.

Der Große Pyhrgas zeigte sich im letzten Tageslicht in imposanten Farben – Alpenglühen würde man das in Heimatfilmen wohl nennen.

Der Große Pyhrgas in den letzten Sonnenstrahlen

Einige Schispuren führten im schattigen Graben hinunter Richtung Bosruckhütte. Etwas später traf ich auf eine geräumte Alm-/Forststraße mit gut begehbarer Schneefahrbahn. Bei der Bosruckhütte machten sich gerade zwei Einkehrer auf ihre “Brettln”, um zum nahen Parkplatz abzufahren, während zwei Schneeschuhwanderer ihrem gastronomischen Genuß zustrebten.

In wenigen Minuten hatte ich wieder mein Auto erreicht und voll mit positiven Eindrücken trat ich meine Heimfahrt an.

Weitere Links zu dieser Tour:

Tourstatistik im Tourenbuch
Alle Tourenfotos im Tourenalbum

Infos beim Alpenötzi

Natürlich hat Alpenötzi diese kurzzeitige Gemeinschaftstour zum Arlingsattel und auf den Kleinen Bosruck in seinem Bergblog ebenfalls dokumentiert.

Nur eines lieber Herfried: Wenn ich Dich frage, wie lange ich für die Karleckrunde brauchen würde, bitte künftig nicht Deine schnellen, sportlichen Gehzeiten als Maßstab heranziehen. Denn ich schaffe es ganz locker, Deine Vorgaben zu verdoppeln ;-)

Und noch etwas: Meine heute “vergessene” Maut für den Eintritt in Dein Wandergebiet wird natürlich nachgeholt :)

Liebe Grüße – Dein / Ihr / Euer Christian

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