Ich werde immer wieder um Tipps und Rat gebeten, wenn es um den Kauf von Schneeschuhen geht. Im Winter naturgemäß häufiger als im Sommer. Und am öftesten vor Weihnachten – also gerade jetzt wieder einmal.

Ich antworte dann gerne mit einer Reihe von Gegenfragen, die den Ratsuchenden zunächst meist etwas verwirren oder gar überfordern, wie beispielsweise:

  • In welchem Gelände möchtest Du überwiegend wandern: Eher im Wald, Flach- und Hügelland oder eher in (hoch)alpiner Umgebung.
  • Bei welchen Schnee- und Wetterverhältnissen wirst Du wandern: Bist Du “Schönwetter-Wanderer” bei Pulverschnee oder sind diese Punkte für Deine Freizeitplanungen völlig nebensächlich.
  • Wie häufig wirst Du pro Wintersaison voraussichtlich unterwegs sein.
  • Wie lange werden Deine durchschnittlichen Schneeschuhtouren dauern (wenige Stunden bis mehrtägige Expeditionen).
  • Wie steht es um Deine Kondition: Bist Du eher ein Winter-Spaziergänger oder ein kraftstrotzender Sportler.
  • Wirst Du eher in Talnähe unterwegs sein oder werden Dich Deine Wanderungen auch weitab jeglicher Zivilisation bringen.
  • Hast Du womöglich ganz spezielle Einsatzzwecke im Auge (z.B. nur für den Aufstieg mit anschließender Abfahrt auf dem Snowboard).
  • Für welche Körpergröße und welches Gewicht sind die Schneeschuhe gedacht (nackt ;-) und mit voller Ausrüstung, die im Winter auf längeren Wanderungen schon einmal leicht 15 bis 20 Kilogramm erreichen kann).
  • Eigentlich erst ganz zum Schluß stellt sich dann schließlich auch noch die Frage nach der geplanten oder maximal möglichen Preishöhe.

Und frühestens erst dann, wenn man die Antworten auf diese Fragen und Mindest-Anforderungen kennt, kann man versuchen, einen halbwegs vernünftigen und seriösen Kauftipp für die Schneeschuh-Neuerwerbung zu geben bzw. sich zumindest einmal auf den empfehlenswertesten Schneeschuhtyp festzulegen (Aluminiumrahmen-Modell, Plastik-Modell, Holz-Modell).

Aber damit die Entscheidung nicht leichter wird, gilt es auch schon die nächsten Fragen zu klären:

Welche Schneeschuh-Marken sind am – in letzter Zeit schon recht unübersichtlich gewordenen – Markt überhaupt verfügbar.

Jetzt bietet aber jede Marke auch noch unterschiedlichste Schneeschuh-Modelle an. Welche sind empfehlenswert, welche sollte man tunlichst meiden.

Welche Möglichkeiten bieten sich dem Schneeschuh-Einsteiger überhaupt, sich all diese Fragen von unbefangenen Ratgebern beantworten zu lassen..

Galt man um die Jahrtausendwende noch als völliger Exot und Außenseiter, wenn man in einem Sportgeschäft nach Schneeschuhen fragte, ist jetzt, wie bereits erwähnt, das Angebot zwar sehr groß, bei Gesprächen mit vielen Verkäufern mußte ich aber die Erfahrung machen, dass deren Kenntnisstand mit dem Angebot noch nicht überall Schritt halten kann.

Ich kann mich auch des Eindrucks nicht erwehren, dass Schneeschuhe eher als “Lückenfüller” in die Regale gestellt werden, und weil es halt die Konkurrenz auch so tut. Sie stehen aber ganz klar im Schatten der Tourenschi-Industrie, und das, obwohl Schneeschuh-Topmodelle preismäßig (leider) durchaus mit ihren “langen Verwandten” mithalten können.

Das nächste Problem bei der “Fachberatung” scheint mir zu sein, dass pro Sportunternehmen / Geschäft eben nur eine oder wenige Modelle im Sortiment geführt werden, und natürlich genau diese nach Meinung des Beraters die “absolut unübertroffenen Spitzenprodukte” darstellen.

Auch in Internet-Foren kann man sehr ausführlich die verschiedensten Erfahrungsberichte über Schneeschuhe lesen. Zum Einen dürfte es aber so sein, dass solche Berichte “gesteuert” werden (von Marketingspezialisten der Hersteller oder von Verkäufern, die fürchten, auf ihren Produkten sitzen zu bleiben).

Oder aber – das fällt zumindest mir sehr häufig auf – in einer Mischung aus gutgemeinter Hilfestellung und persönlichem Stolz werden Modelle empfohlen, mit denen der Schreiber “sehr zufrieden” ist. Hinterfragt man diese Meinung, stellt sich nicht selten heraus, dass der “Marken-Verteidiger” eigentlich gar keine anderen Modelle kennt, oder diese bei weitem nicht ausreichend selbst getestet hat.

Und schließlich scheint es auch so zu sein, dass eben Menschen mit unterschiedlicher Anatomie auch unterschiedliche Gehgewohnheiten und -Vorlieben haben. Deshalb würde ich mir nie erlauben, dieses oder jenes Modell als das alleinige Allheilmittel aller Schneeschuhfragen hochzujubeln.

Wie teste ich die Schneeschuhe:

Sämtliche meiner mittlerweile 10 Schneeschuh-Modelle befinden sich in meinem persönlichen Eigentum, weil ich vor einem endgültigen Urteil jedes Exemplar wirklich ausführlich und intensiv auf meinen teilweise mehr als 12 Stunden dauernden, ausgeprägten Tageswanderungen testen möchte. Und das mindestens 5 bis 10 Mal bei verschiedensten Schnee-, Wetter- und Temperaturverhältnissen und bei verschiedensten Geländeformen.

Besonders aufschlußreich sind dabei meine “Schuh gegen Schuh”-Vergleichstests, bei denen ich jeweils ein verschiedenes Modell gleichzeitig auf je einem Fuß trage. Dabei erhält man häufig sehr interessante, aufschlußreiche und nicht selten auch sehr überraschende Aussagen.

Ich fühle mich keinem Hersteller verpflichtet, ich fühle mich keinen Marken verpflichtet.

Vier Anfragen für Werbung mußte ich bereits absagen, weil ich mich entweder mit den Produkten, der Postionierung des Unternehmens oder den verlangten “bezahlten Berichten” nicht einverstanden erklären konnte. Sorry.

Bei jedem Test stelle ich mir vordergründig die Frage:
“Könnte ich heute dieses Modell einem guten Freund ruhigen Gewissens empfehlen”

Warum ich das alles so besonders betone? Gelegentlich erhalte ich Zuschriften (für die ich ehrlich sehr dankbar bin), die mir “unberechtigte Kritik” oder “Nicht-Nachvollziehen-Können meiner Bewertung” vorwerfen.

Auch beim heutigen Schneeschuh-Testergebnis Tubbs Flex Alp gegen TSL 325 Explore Easy könnte es durchaus wieder so sein.

Überraschungen beim Test TSL 325 Explore Easy gegen Tubbs Flex Alp

Deshalb möchte ich noch einmal betonen:

  1. Ich bin kein “Wunderwuzzi”, der die Wahrheit für sich gepachtet hat, aber die Testergebnisse entsprechen meinen eigenen, persönlichen Erfahrungen zum Testzeitpunkt sowie meinen eigenen Vergleichsmöglichkeiten aus all meinen Schneeschuhmodellen.
  2. Bei jedem Modell können sich im Nachhinein neue Erkenntnisse und damit ein aktualisiertes Test-Resultat ergeben.
  3. Mir liegt nichts darin, nur Negatives zu finden, ich versuche auch immer, positive Punkte herauszustreichen und den idealen Einsatzzweck zu ermitteln.
  4. Und zu guter Letzt sei erwähnt, dass die Bewertung immer auf einem sehr hohen Niveau erfolgt. Das heißt, Unterschiede sind für den Gelegenheitswanderer häufig gar nicht erkennbar, sondern sind erst beim Einsatz im Grenzbereich bemerkbar (z.B. ausgesetzte Steilhangquerungen auf Hartschnee). Deshalb sollte man sich von all den vielen Meinungen und Berichten nicht verrückt machen lassen ;-) ).

Ich bin für andere Meinungen und Kritik wirklich dankbar, weil ich daraus lernen kann. Aber noch einmal sei es betont, für mich steht immer folgende Frage im Vordergrund:

“Könnte ich heute dieses Modell einem guten Freund ruhigen Gewissens empfehlen”

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Testbericht Tubbs Flex Alp gegen TSL 325 Explore Easy

Liebe Grüße – Dein / Ihr / Euer Christian

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