An diesem Sonntag, der seinem Namen alle Ehre machte, wollten wir eine Wandertour unternehmen, die folgende Kriterien erfüllte:

  • Die Anfahrtszeit sollte nicht zu lange dauern (wenn möglich maximal 30 bis 40 Minuten)
  • Das Gebiet sollte eher einsam gelegen sein
  • Es sollte einen See geben
  • Es sollte ein anspruchsvolles, aber nicht allzu schwieriges Gipfelziel geben
  • Es sollte die reelle Chance bestehen, das Röhren brunftiger Hirsche zu vernehmen
  • Und das schwierigste: Es sollte ein neuer, von uns bislang noch nicht besuchter Berg sein

Alles in allem also eine Reihe von Kriterien, die in ihrer Gesamtheit gar nicht mehr so einfach zu erfüllen sind, vor allem die Kombination aus erstem und letzten Punkt bereitet mir schön langsam Kopfzerbrechen, aber es hat sich dann doch ein schönes Wanderziel ergeben, welches all unsere Wünsche erfüllte.

Der Opferstock (Bildmitte) über herbstlicher Farbenpracht

Nämlich der markierungs- und steiglose Anstieg über den Holzkarsee auf den Opferstock im Kleinsölktal südlich vom Schwarzensee.

Geografische Lage:

Bundesland: Steiermark
Gebirgsgruppe: Schladminger Tauern
Wanderregion: Ennstal – Kleinsölktal
Wandergemeinden: Stein an der Enns, Kleinsölk
Ausgangspunkt: Breitlahn (ca. 1.070)

Die Lage der Kleinsölker Wanderregion in Österreich

Das Tourengebiet zwischen Breitlahnalm und Rantentörl

Der Routenverlauf im unteren Abschnitt: Von der Breitlahnhütte zur Vorderen Neualm

Der Routenverlauf im oberen Abschnitt zwischen Neualm, Opferstock und Rantentörl

Landkartenausschnitte © BEV 2009, Vervielfältigt mit Genehmigung des BEV © Bundesamtes für Eich- und Vermessungswesen in Wien, T2009/52304

Die Anreise:

Auf der Ennstal-Bundesstraße B320 aus Richtung Radstadt oder Liezen kommend bis Gröbming. Von hier südwärts nach Moosheim und über Tunzendorf nach Stein an der Enns, wo man in das Kleinsölktal abzweigt. Auf anfangs breiter Straße am Marmor-Steinbruch vorbei und zunehmend schmäler nach Hinterwald bis zum Kesslerkreuz, wo man an der Weggabelung die rechte Abzweigung wählt (nach links geht es weiter zur Tuchmoaralm bzw. zur Striegleralm).

Zuletzt auf der mautpflichtigen Schotterstraße bis zum großen, geräumigen Parkplatz bei der am Nachmittag sehr gut besuchten Breitlahnhütte.

Der Routenverlauf:

Breitlahnhütte – Grafenalm – Vd. Neualm – Innere Neualm – Hintere Neualm – Jagdhütte – Holzkarsee – Opferstock – Namenlose Seen nordwestlich unter Rantentörl – Roßboden – Hintere Neualm – Am Anstiegsweg zurück

Die Wanderung:

Bis zur Hinteren Neualm (Holzhütte und einige verfallene Steinmauern) folgt man dem einfachen und markierten Wanderweg, der weiter bis zum Rantentörl führt. Die Abzweigung zum Predigtsstuhl (ca. 1.530) läßt man dabei links liegen. Knapp unterhalb des Rantentörls sind wir am Nachmittag auch wieder zum Wanderweg dazu gestossen und auf diesem zurück ins Tal gestiegen.

Bei der Hinteren Neualm (1.716) verläßt man den Wanderweg und steigt zunächst weglos über ein Bächlein, bald trifft man auf einen unmarkierten, aber guten Steig, der auch ziemlich frisch ausgeschnitten wirkte. Diesem folgt man bis zu einer kleinen Jagdhütte (ca. 1.785).

Zunächst führt das Steiglein noch gut ausgeprägt nordwestwärts den Berg hinauf, verliert sich aber bald im Gras. Der weitere Routenverlauf ist aber dennoch als weitgehend einfach zu bezeichnen. An einer kleinen Lacke vorbei, kurzzeitig etwas steiler erreicht man den Kessel mit dem idyllisch eingebetteten Holzkarsee.

Beim idyllischen Holzkarsee

An seinem Südufer vorbei strebt über einen steilen Grashang der Schusterrinne zu und wendet sich dann im Umfeld eines größeren Steinfeldes gegen Süden. Hier ist es vermutlich ratsamer, den tiefsten Scharteneinschnitt im Ostgrat anzusteuern und auf diesem auf den Gipfel aufzusteigen.

Wir haben uns – aus nicht näher beschrieben werden wollenden Umständen – etwas direkter auf den Gipfel zubewegt. Teilweise über raufreifige und äußerst rutschige und unangenehme Steilwiesen bis zu den Felsen auf der Nordseite. Über einige kurze I-er-Stellen erreicht man auf dieser Route dann den Nordgrat und auf diesem balancierend und turnend bzw. kurz in die sehr steile und ausgesetzte Westflanke ausweichend erreichten wir schließlich mit einigen Mühen den Gipfel des Opferstock.

Am schmalen, nach allen Seiten abfallenden und zudem auch etwas umwindeten Gipfel hielt es uns nicht lange. Die Jause wollten wir lieber unten in einem breiten Karkessel einnehmen. Dazu mußten wir uns zunächst über die steilen Grasflanken auf der Südostseite hinabtasten. Auch hier warteten einige kurzer I-er-Stellen. Zuletzt über ein breite Grasrinne, die allmählich in ein Schuttfeld überging, erreichten wir schließlich das schöne steinblockdurchsetzte Kar, wo wir uns zur stärkenden Jause niederließen.

Beim Weiterweg folgten wir nun dem Kar ostwärts, bis wir an fast senkrechten, wasserfalldurchzogenen Felsabbrüchen anstanden. Einen gemütlicheren Abstiegsweg suchend, orientierten wir uns deshalb nach Süden und über 2 namenlose kleinere Seen erreichten wir den markierten Wanderweg knapp unterhalb des Rantentörls.

Über diesen teilweise feuchten und rutschigen Steig gelangten wir inmitten prächtiger Herbstfarben wieder zurück ins Tal, wobei aber die Lärchen für diese Jahreszeit noch erstaunlich frisch (also grün und noch gar nicht goldgelb) wirken.

Die Hirsche

Am frühen Morgen enttäuschten und auch einige röhrende Hirsche nicht, leider waren sie aber etwas zu weit entfernt und etwas “schreifaul” – kein Vergleich zu meiner Wanderung auf das Jackerstageck, die aber um diese Jahreszeit nur jenen wagemutigen Wanderern empfohlen kann, welche die Auseinandersetzung mit Jägern nicht scheuen.

Die Hirsche hatten die Fähigkeit, ihr Brunftkonzert immer genau dann zu starten, wenn ich die Videokamera wieder eingepackt hatte. War die Kamera wieder einsatzbereit, verstummten sie zuverlässig *grrrmmmmlll*.

Ein Phänomen, welches sich übrigens bei unserer Rückkehr zur Breitlahnhütte wiederholen sollte, als die dort aufspielenden Musikanten immer just dann ihr Spiel beendeten, wenn ich zum Filmen beginnen wollte (damit soll aber keinesfalls behauptet werden, dass die Musiker Hirsche wären ;-) ).

Die Anforderungen

Am Wanderweg bis zur Hinteren Neualm und zum Rantentörl ist weitgehend einfach, allerdings teilweise rutschig. Auch der Aufstieg bis zum Holzkarsee ist gehtechnisch nicht allzu anspruchsvoll, maximal Schwierigkeit ROT, wenn man einmal den richtigen Steig bis zur Jagdhütte gefunden hat.

Oberhalb des Holzkarsees auf den Opferstock warten steile, ausgesetzte, rutschige Grasflanken und kurzzeitige Kletterstellen im Fels – maximal Schwierigkeit I.

Weitere Touren in dieser Gegend

Das erste Mal bewußt aufmerksam auf den Holzkarsee wurde ich bei unserer Bergwanderung über den Lemperkarsee auf Lemperkarspitz und Hochgang. Der Hochgang wäre übrigens auch vom Holzkarsee zu erreichen.

Die Route vom Rantentörl zurück ins Tal im Umfeld des Schwarzensees haben wir bislang zwei Mal beschritten. Einmal bei unserer Rundwanderung über Schöneck und Hasenhöhe und zum anderen Mal beim Abstieg vom Predigtstuhl.

Weitere Wanderungen mit Ausgangspunkt Breitlahn:

Kieseck und Waldhorn
Stummerkesselspitze und Hohes Schareck
Goldlacken, Stierkarkopf und Sonntagskarspitz

Als Gipfelziel im Winter hätte ich die Deichselspitze anzubieten.

Links zu dieser Tour:

Tourenstatistik im Tourenbuch
Fotobericht im Tourenalbum
Wander-Video bei den Wanderbildern

Liebe Grüße – Dein / Ihr / Euer Christian

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