Nach einer Woche Wanderpause – irgendwie gehe ich in letzter Zeit immer montags – war ich heute in der Früh beim Aufstehen so gar nicht für eine Wanderung motiviert.

Dazu mag auch der Umstand beigetragen haben, dass mich nun bereits seit einigen Tagen unangenehme Kreuzschmerzen plagten, die nicht etwa unterwegs in den Bergen entstanden sind, sondern sich schleichend zu Hause beim Sitzen am Computer ausgebreitet haben.

Aber da für heute prächtiges Spätsommerwetter prognostiziert wurde, wollte ich den schönen Tag nicht ungenutzt verstreichen lassen.

Als Tourenziel hätte ich mir eigentlich den Hirschberg im nördlichen Dachsteingebirge auserwählt. Nördlich vom Speikberg gelegen, den Ingrid und ich bereits von einer Schitour kannten, führen zwar keine markierten Wege auf den Gipfel, aber in den Landkarten waren ansatzweise einige punktierte Steige erkennbar, und auch einige spärliche Hinweise im Internet wußten von einer Begehungsmöglichkeit im Sommer zu berichten, wenngleich der Großteil der ohnehin nicht allzu zahlreichen Besucher die latschengesäumte Karstlandschaft wohl eher im Winter betrat.

Bei der Anfahrt nach Obertraun wollte ich eigentlich die Route über Bad Aussee und den Koppenpaß wählen, diese Strecke war aber auf Grund von Asphaltierungsarbeiten gesperrt, weshalb ich die wesentlich längere Route über den Pötschenpaß, Bad Goisern und Hallstatt in Kauf nehmen mußte.

Das Tourengebiet im Österreich-Überblick

Kurzzeitig flackerte da in mir sogar der Gedanke auf, wieder nach Hause zu fahren und mich mit schmerzenden Rücken wieder ins Bett zu legen. Dann aber brach in mir doch wieder die Neugierde auf das bisher noch unbekannte Wandergebiet durch und ich fuhr am Hallstätter See vorbei, wo ich bereits erste Fotos machte, bis zum Gasthaus Koppenrast nahe dem Zugang zur Koppenbrüllerhütte, wo bereits einige fleißige Mannen mit den Straßenarbeiten beschäftigt waren.

Das Tourengebiet: Von Obertraun auf den Dachstein

Zunächst führte mich die Route über eine flache Schotterstraße an den netten Holzhütten des Feriendorfes der Kinderfreunde Linz vorbei in den Koppenwinkel mit der gleichnamigen Koppenwinkellacke und der Koppenwinkelalm, wo mir ein auskunftsfreudiger Einheimischer erklärte, dass der Steig im untersten Abschnitt zwar etwas verwachsen und zu suchen sei, sich weiter oben aber bessern würde. Ich solle einfach “den mittleren Weg” nehmen.

Da ich letztlich bei genauerem Suchen mindestens 6 bis 7 Wegvarianten vorfand, habe ich mich natürlich zunächst einmal kurz verirrt – aber das GPS, auf welches ich die Route vorab aufgezeichnet hatte, brachte mich recht bald wieder auf den rechten Weg. Und hat man den guten (und richtigen) Steig erst einmal gefunden, gelangt man in der Folge über die 800 Höhenmeter hohe Waldstufe zwar sehr steil, aber dennoch unschwierig auf das Dachsteingebirge.

Nur das GPS-Gerät hatte zeitweise in diesem auf 3 Seiten von steilen, nahezu senkrechten Felswänden umgebenen Kessel keine rechte Freude und verabschiedete sich einige Male.

Der Routenverlauf im unteren Bereich

Der Routenverlauf im Detail:

Gasthaus Koppenrast / Zugang Koppenbrüllerhöhle – Koppenwinkellacke – Koppenwinkelalm – Obertrauner Landfriedalm – Altarstein – Ausseer Landfriedalm – Landfriedtal – Pfalzkogel – Neualm – Landfriedalm – Am Anstiegsweg zurück

Der Routenverlauf im oberen Abschnitt

Landkartenausschnitte © BEV 2009, Vervielfältigt mit Genehmigung des BEV © Bundesamtes für Eich- und Vermessungswesen in Wien, T2009/52304

Mit jedem zusätzlichen Höhenmeter wuchs meine Neugier auf das neue Gebiet und meine Wanderleidenschaft war aufs Neue entflammt.

Nach etwas mehr als 2 Stunden legte sich das Gelände im Umfeld eines Windwurf-Gebietes etwas zurück und in leichtem Auf und Ab erreichte ich die verfallenen Hütten der Obertrauner Landfriedalm (ca. 1.350).

Obertrauner Landfriedalm

In der Ferne konnte ich bereits die in verschiedensten Tonlagen erklingenden Kuhglocken vernehmen und etwas später schritt ich an einer größeren nach Geschlecht, Größe und Rasse bunt gemischten Almviehherde im Umfeld des Altarsteins vorbei.

Am Weiterweg südwärts ließ ich mich zunächst von einem guten Steiglein im eher ebenen Gelände verleiten und verfehlte so die steile Abzweigung zur Ausseer Landfriedalm, die ich aber wenig später – halt mit einem kleinen Umweg – erreichte. Den schrillen Geräuschen nach zu urteilen, machte sich in einer der Hütten gerade jemand übenderweise über ein Musikinstrument her.

Von der Ausseer Landfriedalm zieht nun der einmal mehr und einmal weniger deutlich ausgeprägte Steig über das Almgelände am unscheinbaren Roßkogel (1.402) vorbei nach Süden.

Das Landfriedtal ist ein ausgesprochen liebliches Almgelände und auch hier treffe ich wieder auf eine größere Rinder-Ansammlung, wobei ich dabei ein sehr merkwürdiges Erlebnis habe.

Aus der Ferne vermeine ich erkennen zu können, wie eine Kuh soeben ein Holzstück ausgespuckt hat. Das kann aber wohl nur eine optische Täuschung gewesen sein. Aber nein – sie nimmt dieses “Holzstück” neuerlich in das Maul und kaut deutlich hörbar darauf herum.

Das wollte ich mir jetzt näher ansehen. Beim Näherkommen und genauerer Betrachtung stellte sich das vermeintliche Holzstück als großer Knochen heraus, auf dem die Kuh – wie ein Hund – herumkaute. Immer wieder fiel ihr das Knochenstück aus dem Mund und immer wieder schnappte sie erneut danach.

Noch mehr geriet ich in Erstaunen, als auch das Rind daneben dieselben lauten Kaugeräusche von sich gab. Auch sie hatte einen Knochen im Maul.

Kuh kaut Knochen

Fleichfressende Kühe ???? Nach einigen Fotos zog ich mich lieber diskret zurück (und da fürchten sich die Jäger vor dem Braunbär Moritz).

Am südlichen Ende des Landfriedtales sollte ich mich jetzt eigentlich nach rechts Richtung Neualm hinauf wenden, irgendwie gefiel mir heute aber das ziellose Herumstreifen in dieser entlegenen Gegend und ich folgte noch eine Weile dem teilweise nur rudimentär erkennbaren und spärlich mit Steinmandln markierten Steiglein Richtung Königreichalm.

Dann überkam mich aber doch der Ehrgeiz und ich wollte einen “Gipfel mitnehmen”. Da stand der Pfalzkogel (1.785) gerade richtig in der Gegend herum und der Aufstieg über die Ostseite gestaltete sich zunächst gar nicht so schwierig. Lediglich im obersten Bereich wurde es etwas “latschiger”.

Zu diesem Zeitpunkt hatte ich eigentlich noch immer geplant, auf den weiter im Westen liegenden Hirschberg aufzusteigen.

Was aber nun beim Abstieg über die Westseite folgte, ließ mich nicht nur dieses immer ferner scheinende Gipfelziel zu verwerfen, sondern ansgesichts meiner Vorliebe für entlegenste und unwegsamste Gipfel auch wieder einmal kräftigst über mich selbst zu schimpfen.

Mühsamstes Latschendickicht und Gestrüpp und vor allem die von Nord nach Süd ziehenden Karstgrabeneinschnitte brachten mich schier zur Verzweiflung, wo ich doch von Ost nach West mußte.

Für die 170 Höhenmeter im Abstieg und kaum 700 Meter Luftlinie Entfernung zwischen Pfalzkogel und Neualm benötige ich beinahe 2 Stunden. Einige Male war ich hoffnungslos über senkrechten Felsmauern gefangen, was eine Umkehr und den Rückweg über den zuvor gerade mühsam überwundenen Latschengürtel erforderlich machten.

Vornehm ausgedrückt: Eine äußerst mühsame Plagerei und Schinderei.

Weniger vornehm würde ich dieses Gebiet im Sommer nur als besch….. bezeichnen.

Wer den Pfalzkogel nicht kennt, hat absolut keine Wissenlücke, derentwegen er sich schämen müßte. Vergesst den Gipfel. Und wenn ihr ihn unbedingt machen wollt, dann nur im Winter.

Derart entnervt und mittlerweile wieder von heftigeren Rückenschmerzen geplagt erreichte ich die Neualm, wo ich mir auf einem schattigen Bankerl eine kurze Rast samt kulinarischer Stärkung gönnte.

Auch der Abstieg von der Neualm zurück ins Landfriedtal ging nicht ohne den einen oder anderen Verhauer vonstatten. Beim Versuch, direkt nach Osten abzusteigen geriet ich einige Male in senkrechte Felsabbrüche. Also zunächst wieder südwärts, ehe ich dort auf einige Steinmandln traf, die mich schließlich wieder unschwierig ins Landfriedtal hinab geleiteten.

Der weitere Abstieg getaltete sich jetzt einfach, da ich den Weg ja bereits kannte. Lediglich im untersten Bereich blieb ich jetzt direkt am Steig, was mir die “wilde Querung im Wald” vom frühen Morgen ersparte.

Alles in allem eine schöne Almwanderung, teilweise mit guten Ausblicken über den Hallstätter See, ansonsten halten sich die Panoramablicke eher in Grenzen.

Das hauptsächliche Flair dieser Tour macht das – von fleischfressenden Kühen abgesehen – einsame Almambiente aus.

Abstieg zur verfallenen Neualm

Von der geografischen Zuordnung der Tour läßt sich sagen, dass der Startpunkt und auch ein Großteil des Routenverlaufes in Oberösterreich liegen. Zwischen Altarstein und Pfalzkogel bewegt man sich im schönen Landfriedtal aber über steirischen Boden. Der Gipfel liegt ebenso direkt auf der Landesgrenze Steiermark-Oberösterreich wie die Neualm.

Etwas verwundert war ich über den “Fahrweg, Forstweg, Güterweg” den die Kompass-Karte Oberösterreich im Umfeld der verfallenen Neualm mitten im unwegsamsten Karstgelände zu verzeichnen weiß. Diese Eintragung sollte man nicht zu ernst nehmen.

Weiterführende Links:

Beim AlpenYeti:
Tourenstatistik-Daten im Tourenbuch
Vollständiger Tourenbericht und alle Tourenfotos im Tourenalbum

Extern:
ANISA – Verein für alpine Forschung

Buchtipp bei Amazon:
Wege in die Vergangenheit rund um den Dachstein: Wanderungen und Bergtouren; Dachstein Totes Gebirge Salzkammergut Schladminger Tauern

Liebe Grüße – Dein / Ihr / Euer Christian

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