Wenn etwas zum 1. Mal stattfindet, dann ist das die Premiere.

Wenn das Ereignis zum 2. Mal stattfindet, mag das noch Zufall sein.

Wenn es aber zum 3. Mal stattfindet, dann ist das bereits Tradition.

Wie in meinem letzten Artikel „Zoo, Foto und GPS“ bereits angedeutet und „vorgewarnt“, möchte ich heute über eine der schönsten Wandertouren der heurigen Sommersaison berichten.

Es war nun bereits unsere dritte gemeinsame Wanderung und jede von ihnen war ein Hochgenuß, an den ich mich nur allzu gerne zurück erinnere:

  1. Krügerzinken – 06.08.2008
  2. Wildkarsee – 08.09.2009
  3. StegerkarWildkarHerzmaierkar – 22.08.2010

Als mir mein Bergkamerad Martin im Vorfeld geschrieben hat, dass er sich schon auf DIE Berg- und Fototour 2010 freut, war ich etwas skeptisch.

Denn eine Wanderung so ganz ohne Gipfel – würde die wirklich so herausragend werden ?

Sie wurde es !

Spätestens beim vorabendlichen Studium der Wettervorhersage für Sonntag, den 22.08.2010, stieg dann die Vorfreude und mit ihr die Erwartungen. Und ich muß zugeben. Meine Erwartungen wurden noch bei Weitem übertroffen.

Auch ganz ohne Gipfel.

Die Schönheit einer Tour kann man immer daran ermessen, wieviele Fotos es im Nachhinein gibt, die man selbst wirklich für sehenswert hält.

Bei einer duchschnittlichen Wanderung sind das meist zwischen 1 und 3 Bilder, mit denen ich wirklich zufrieden bin (wobei ganz zufrieden bin ich im Grunde nie 😉 ).

Bei dieser Bergtour mit Martin aber gibt es mindestens doppelt bis 3 Mal soviele Fotos, die mir sehr gut gefallen (wie gesagt oder besser geschrieben: Verbesserungspotential sehe ich immer). Und das sagt wohl schon alles über die herausragende Qualität dieser exzellenten Wanderung.

Viele Superlative – also gehts jetzt zur Tourenbeschreibung.

Der Plan

Den Plan für diese markierungs- und auch weitgehend weglose Überschreitung vom Stegerkar über das Wildkar ins Herzmaierkar haben wir vor ziemlich genau einem Jahr geschmiedet, als wir am 08.09.2009 bis auf 2.200 Meter Seehöhe zum Oberen Wildkarsee aufgestiegen sind.

Durch unseren damaligen späten Aufbruch – erst am Nachmittag – ist sich die Überschreitung ins Stegerkar zeitlich vor Einbruch der Dunkelheit nicht mehr ausgegangen. Im Nachhinein gesehen war es aber ohnehin die bessere Überlegung und Entscheidung, die Tour um ein Jahr für eine größere Überschreitung aufzusparen.

Und so wie im Vorjahr bereits die Tour für das heurige Jahr ins Auge gefasst wurde, haben wir heuer schon wieder die Wanderung für das nächste Jahr gefunden. Doch dieses Wanderziel wird erst in einem Jahr verraten.

Selber Ort – ähnliche Zeit 😉

Das Tourengebiet

Bundesland: Steiermark
Tourenregion: Ennstal / Schladming / Rohrmoos
Wandergemeinde: Rohrmoos-Untertal
Ausgangspunkt: Gasthaus Riesachfall
Gebirgsgruppe: Schladminger Tauern

Das Tourengebiet in der Gemeinde Rohrmoos in den Schladminger Tauern

Das Tourengebiet in der Gemeinde Rohrmoos in den Schladminger Tauern

 Der Routenverlauf

Gasthaus Riesachfall – Materialseilbahn Gollinghütte – Untere und Obere Stegeralm / Stegerkar – Wildkar / Wildkarsee – Herzmaierkar – Angereralm – Riesachfall

Der Routenverlauf im Uhrzeigersinn mit Ausgangspunkt beim Gasthaus Riesachfall

Der Routenverlauf im Uhrzeigersinn mit Ausgangspunkt beim Gasthaus Riesachfall

Landkartenausschnitte © BEV 2009, Vervielfältigt mit Genehmigung des BEV © Bundesamtes für Eich- und Vermessungswesen in Wien, T2009/52304   

 Die Wegbeschreibung

Das erste Wegstück, welches wir zeitlich um den Sonnenaufgang zurücklegten, verläuft auf gut beschilderter und einfach begehbarer Forstraße Richtung Gollinghütte.

Kurz nach uns brechen einige weitere Wanderer vom bereits frühmorgens recht gut belegten Parkplatz beim Gasthaus Riesachfall auf, bei dem sich am späten Nachmittag der Kreis unserer im Uhrzeigersinn verlaufenden Rundtour bei einer gemütlichen Einkehr wieder schließen sollte.

Bereits nach knapp 2,5 Kilometern lassen wir die nach uns Gehenden vorbeiziehen, um kurz zu einem fotografischen Geheimtipp etwas abseits des Wanderweges abzuschweifen. Eine kleiner Teich, eigenartigerweise trotz der vielen Regenfälle der letzten Wochen mit auffallend wenig Wasser befüllt, läßt die schroffe Hochgolling-Nordwand in seinem Wasser spiegeln.

Wasserspiegelung der Hochgolling-Nordwand

Wasserspiegelung der Hochgolling-Nordwand

Wieder zurück am markierten Wanderweg folgen wir nun zunächst wieder der Route bis zur Talstation der Materialseilbahn zur Gollinghütte.

Ab hier geht es nun in die „Wildnis“.  Über eine mittelsteile „Leitn“ geht es Richtung Westen bergwärts. Weiter oben führt ein ansatzweise erkennbarer, grasiger Steig zwischen steilen Felsstellen hindurch und wenig später stehen wir im blendenden Sonnenlicht bei einer kleinen Jagdhütte (ca. 1.77o).

Von hier führt ein Steig kurz südwärts um in der Folge südlich eines Bachgrabens wieder Richtung Westen zu verlaufen. Bald darauf haben wir den ersten See auf unserer heutigen Wandertour erreicht. Auffallend große Kaulquappen tummeln sich in diesem.

Zuerst sehen wir nur einige wenige, beim Queren am nordseitigen Ufer werden es aber immer mehr und schließlich scheint der ganze See richtiggehend zu brodeln.

Unmengen riesiger Kaulquappen bringen das Wasser zum Brodeln

Unmengen riesiger Kaulquappen bringen das Wasser zum Brodeln

Winzige Fröschlein flüchten bei unserem Näherkommen ebenfalls ins Wasser, weiter abseits des Wassers treffen wir auch auf einige große, ausgewachsene Exemplare.

Und es begab sich auch zu dieser Zeit, dass Martin nun zunehmend knieenderweise am Boden zu finden war. Das hatte aber weniger religiöse Motive (nur gelegentlich wäre er korrekt Richtung Osten ausgerichtet gewesen) und es waren auch keine meditativen Entspannungsübungen.

Das Fotofieber hatte bei dem herrlichen Morgenlicht voll zugeschlagen.

Martin ist von den Kaulquappen fasziniert

Martin ist von den Kaulquappen fasziniert

Auf vorgelagerten Felsen hinter Saiblingen her

Auf vorgelagerten Felsen hinter Saiblingen her

Besonderer Einsatz im eiskalten Bergwasser

Besonderer Einsatz im eiskalten Bergwasser

"Schläfchen" im Wollgras

"Schläfchen" im Wollgras

Weitere Fotos zu dieser Tour findet Ihr übrigens auch auf der äußerst sehenswerten Homepage von Martin.

Begeben wir uns jetzt aber gedanklich eine Etage höher zum nächsten – recht kleinen – See im oberen Kar. Eindrucksvolle Wollgrasfelder entfalten hier einen ganz besonderen Charme und Reiz.

Nur schwer können wir uns nach Dutzenden Fotos von diesem Naturjuwel losreissen. Die längere Fotopause sowie die nun zunehmend vom Himmel heizende Sonne bringt uns über die steilen Rasenhänge am Karschluß ganz schön ins Schwitzen und Schnaufen.

Oben aber – am Sattel zwischen Häuselspitze im Nordosten und Tristhof im Süden bietet sich uns ein grandioser Ausblick über das herrliche Wildkar mit dem eindrucksvollen Oberen Wildkarsee, der uns schon im Vorjahr zu etlichen schönen Fotos verholfen hat.

Tiefblick zum Wildkarsee

Tiefblick zum Wildkarsee

Hier gönnten wir uns eine ausgiebige Jause. Martin ließ es sich auch dieses Mal nicht nehmen, eine „Wagenladung“ voll Wurst und köstlichen Bergkönig mitzubringen. Gewürzt wurde die Rast – wie schon der Anstiegsweg zuvor – durch zahlreiche interessante Geschichten, beispielsweise über die drei großen Saibling-Gen-Stämme in den österreichischen Alpen.

Viele humorvolle Erzählungen, die Martin in seiner pointierten Art und Weise zum Besten zu geben verstand, sorgten für etliche spontane Lacher.

Dazu bestes Wanderwetter, ein leichtes und angenehm erfrischendes Lüfterl hatte sich mittlerweile am Sattel eingefunden. Einfach herrlich.

Wieder war es gar nicht so leicht, sich von diesem eindrucksvollen Aussichtsplatzerl loszureissen.

Steil bergab und bald standen wir am Südufer des Wildkarsees wo uns ein beinahe beängstigend großer Saibling mit geöffnetem, zähnezeigendem Maul und starrem Blick fixierte.

Links oben der normalgewachsene Bergsaibling - rechts unten der Methusalem

Links oben der normalgewachsene Bergsaibling - rechts unten der Methusalem

Er schien von unserem Erscheinen nicht sonderlich beeindruckt zu sein

Er schien von unserem Erscheinen nicht sonderlich beeindruckt zu sein

Auf der anderen – der westlichen – Seite des Wildkares stiegen wir nun wieder steil bergan. Zwischen Wasserfallspitze und Hinterem Wildkarstein erreichten wir bei etwa 2.400 Meter den höchsten Punkt der heutigen Bergtour. Um auf den einen oder anderen Gipfel aber auch noch aufzusteigen, dafür fehlte uns in der zunehmenden Hitze jetzt aber doch die Motivation.

Wie schon weiter unten im Wildkar entdeckten wir auch jetzt wieder Schafe in ausgesetzten Bergpassagen (u.a. auf der Gamsspitze).

Und überdies überblickten wir auf der anderen Seite Richtung Herzmaierkar bereits das nächste namenlose Seelein. Über eine steile, fels- und schotterdurchwachsene Flanke stiegen wir zu diesem Gewässer hinab, in dessen Einzugsgebiet wir unsere Trinkflaschen mit köstlichstem, eisigem Bergwasser auffüllten.

Beinahe unwirklich grün wirkendes saftiges Moos am Uferrand ließ die Fotoapparate wieder heiß laufen.

Unwirklich schön schimmerndes Moos

Unwirklich schön schimmerndes Moos

In ersten Anzeichen von Herbstfarben stiegen wir vom See – teilweise wieder weglos, etwas verwachsen und steil – hinab zum Boden der leicht sumpfigen Herzmaieralm. Entlang eines mäandernden Bächleins erreichen wir eine leicht erhaben auf einem Hügel thronende Jagdhütte.

Am Almboden zur Jagdhütte

Am Almboden zur Jagdhütte

In deren Umfeld werden wir auch rasch wieder in die (nicht allzu schöne) Realität zurück geholt. Baumaschinen haben eine breite Forststraße bis auf über 1.600 Meter Seehöhe in den Berghang gegraben.

Soweit es geht, trachten wir danach, dem abkürzenden Steiglein zu folgen, wo wir auf die nächste Überraschung des heutigen Tages treffen. Äußerst schmackhafte Schwarzbeeren lassen uns alle paar Meter verweilen. So ist es auch kein Wunder, dass wir erst nach mehr als 11 Stunden wieder zum Ausgangspunkt zurück gelangten.

Mit blau-violetten Händen und Fingern ;-).

Abschließend noch die bereits eingangs erwähnte Einkehr im Gasthaus Riesachfall.

Weitere Wanderziele um das Gasthaus Riesachfall

Dass unsere Wanderroute zwischen Stegerkar, Wildkar und Herzmaierkar nicht allzu häufig begangen wird, hat mehrere Gründe: Zum einen gibt es keine markierten Wege, ja häufig nicht einmal halbwegs brauchbare Steige. Und zum anderen gibt es im Umfeld um den Riesachfall jede Menge wesentlich bekanterer Wanderziele – darunter auch einige der beliebtesten und am stärksten frequentierten Routen in den Schladminger Tauern überhaupt:

Andere Gipfelziele über Rohrmoos

Weitere Informationen zur Tour

Tourenstatistik im Tourenbuch
Alle Tourenfotos im Tourenalbum

Liebe Grüße – Dein / Ihr / Euer Christian

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Ein Kommentar on Wandertour Stegerkar – Wildkar – Herzmaierkar

  1. Martin sagt:

    Auch unsere 2010er-Tour war wieder ein Hochgenuss. Ich freue mich schon auf die Fortsetzung dieser Serie, die nun ja schon „traditionell“ ist – spätestens 2011 😉 LG – Martin

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