Das Märchen vom „Rauchfangkehrer als Millionär“

In den letzten Tagen sind Fakten bekannt geworden, die mich durch und durch erschüttert haben, und die meinen Glauben an die Menschheit und vor allem an meine Menschenkenntnis ziemlich angekratzt haben.

Es ist nur etwas mehr als 2 Monate her, dass ich hier in diesem Blog über einen Sportler schrieb, von dem ich das ganz tiefe Gefühl hatte, er sei ein grundehrlicher Mensch.

Von Politikern und Finanzhaien – von „denen da oben“ – sind wir es ja anscheinend schon gewohnt, ständig belogen und für dumm verkauft zu werden.

Aber nie hätte ich geglaubt, dass das, was sich jetzt als richtig und wahr herausstellt, auch nur ansatzweise stimmen könnte – und bis zuletzt habe ich eher seinen Beteuerungen als den zunehmend massiver werdenden Gerüchten und Vorwürfen Glauben geschenkt.

Er ist doch „einer von uns“. Ein kleiner Handwerker, ein ehrlicher Bursche, ein „grader Michl“ (wie wir das nennen), der sich durch vermeintlich harte Arbeit in den Zenit des Sportlerhimmels geschraubt hat.

„Vom Rauchfangkehrer zum Millionär“ – es blieb beim Märchen.

Die Rede ist heute – wie bei meinem Blog-Eintrag vom 06.08.2008 – vom österreichischen Radrennfahrer Bernhard Kohl.

Ich kann jetzt gar nicht genau sagen, was mich am meisten enttäuscht, angesichts des Dopingvergehens von Bernhard Kohl.

Ich denke, es ist weniger die Tat an sich, sondern sein dreistes Vorgehen und das „sich feiern lassen“ nach der Tour de France – im vollen Bewußtsein, die dortigen Leistungen nur mit Lug und Trug erzielt zu haben, und trotzdem in Interviews im vollen Brustton der Überzeugung hinaus zu posaunen, dass er Doping absolut ablehne.

Mir wird wohl nie in den Kopf gehen, wie jemand mit dem Wissen um sein falsches, sein unfaires, sein verlogenes Tun noch mit ruhigem Gewissen durch die Welt gehen und ruhig schlafen kann.

Und selbst nach Auftauchen und Verdichten der ersten Gerüchte noch immer alles abstreitet bzw. als Laborfehler abzutun versucht.

Am meisten aber bin ich wohl enttäuscht über mich selbst – über meine offensichtlich in keinster Weise vorhandene Menschenkenntnis.

  • Schade.
  • Schade für meinen Glauben an die Menschheit.
  • Schade für die Zukunft von Bernhard Kohl.
  • Schade für all die jungen Nachwuchssportler,
    die in Kohl ein Vorbild sahen, und die fest daran glaubten,
    auch mit ehrlicher und harter Arbeit allein könne man es zum Spitzensportler bringen.

Ich zumindest kann seit dem heutigen Tage nicht mehr daran glauben. Schade !

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