Das Mosermandl ist mit 2.680 Metern Höhe zwar nur der zweithöchste Gipfel der Radstädter Tauern (das im Riedingtal gegenüberliegende Weißeck misst 2.711 Meter), aber was den Abwechslungsreichtum des Wandergeländes, die landschaftliche Vielfalt und den alpinistischen Genuss betrifft, liegt dieser Berg mit seinem interessanten Felsaufbau unbestritten ganz vorne. Lediglich in der Schönheit der Felsformationen kann der benachbarte Faulkogel noch mithalten, aber dieser ermöglich halt wieder keine Überschreitung.
Das Zederhaustal im Salzburger Lungau war in den letzten 1 1/2 Jahrzehnten schon mehr als ein Dutzend Mal Ausgangspunkt interessanter Bergtouren – im Sommer wie im Winter. Direkt aus dem Riedingtal bin ich aber erst 4 Mal gestartet. Mit Schneeschuhen auf das Weißeck, mit Tourenski die Mosermandl-Umrundung über den Windischkopf sowie im Altweibersommer über den Essersee zum Zaunersee. Die allererste Riedingtal-Tour führte mich im Jahr 2005 im Spätherbst Ende November das erste Mal über das Mosermandl. Damals in meiner „jugendlichen“ Sturm-und-Drang-Zeit nahm ich mit Windischkopf, Stierkarkopf, Wildkarhöhe und Weißgrubenkopf auf den geschätzten 34 Kilometern und gemessenen 2.780 Aufstiegshöhenmetern noch 4 weitere Gipfel mit. Die Kilometer-Distanz konnte ich aber nur aus der Landkarte heraus nachvollziehen, im Besitz eines GPS-Gerätes war ich noch nicht.

Heute bin ich zum 5. Mal durch das Riedingtal aufgebrochen (rot). Dunkelrot meine erste Mosermandl-Überschreitung 2005.
Landkartenausschnitte © BEV 2009, Vervielfältigt mit Genehmigung des BEV © Bundesamtes für Eich- und Vermessungswesen in Wien, T2009/52304
Zumindest den ersten Teil dieser damaligen Mosermandl-Überschreitung wollte ich heute mit GPS aufzeichnen. Für längere Ausschweifungen fehlte uns aber einerseits die Zeit, da Ingrid am Abend noch einen dienstlichen Termin hatte. Und andererseits wollten wir es angesichts der prognostizierten Hitze etwas gemütlicher angehen. So, jetzt aber genug des Vorgeplänkels – kommen wir zur aktuellen Wanderung.
Wir starten bei noch angenehm-frischen Temperaturen beim großen, eingezäunten Parkplatz vor der Schliereralm, zu dem wir über die Mautstraße ins Riedingtal gefahren waren. Mit 3 3/4 Stunden Gehzeit ist das Mosermandl dort angeschrieben. Über 12 Kehren schlängelt sich der Almweg Richtung Jakoberalm. Aber noch vor dieser folgen wir den Wegweisern nun Richtung Westen. Kurz nach uns kommt ein Geländewagen mit mehreren Insassen samt Hund herauf, die später ebenfalls das Mosermandl ansteuern sollten – samt Hund. Durch die Auffahrt können sich Berechtigte 350 Höhenmeter und 3 Kilometer sparen.
An Almkühen vorbei leitet das von den Regenfällen der letzten Tage mitunter noch feuchte bis schlammige Steiglein höher. Die Sonne macht sich hier oberhalb der Baumgrenze bereits am frühen Morgen bemerkbar, zumal das Aufstiegsgelände südseitig verläuft. Bei einer Höhe von etwa 2.050 Metern kommen wir zu einer Weggabelung. Geradeaus würde es weiter über den Essersee zur Franz-Fischer-Hütte gehen. Über diese Route werden wir am Nachmittag wieder zurückkommen.

Noch wirkt die das Riedingtal überragende Riedingspitze markant. Weiter oben verkommt sie zum unscheinbaren Hügel.
Jetzt aber wählen wir die Abzweigung nach Norden.. Zunächst noch über latschenbewachsene Almwiesen, später über ein Schottersteiglein. Und schließlich beginnt das Gelände aufzusteilen, lässt sich aber anstandslos begehen. Die trockenen, weichen Almmatten gehen allmählich in erdig-schottriges Gelände über. Konzentriert setzen wir unsere Schritte, um keine Gesteine über den Steilhang abzulassen. Aber weder vor noch nach uns erkennen wir weitere Wanderer, unsere „behundeten“ Nachfolger sind etwas zurückgefallen.
Immer deutlicher erheben sich die zerfurchten Felsformationen über uns. Die Schotterpfade sind mittlerweile in Felsgelände übergegangen. Ab und an ist die Unterstützung der Hände im moderaten I-er Gelände hilfreich. Schwieriger als das Klettergelände ist es aber auch hier, keine Steine aus den teilweise brüchigen Felsen zu lösen. Im Großen und Ganzen macht die Turnerei aber Spaß, die Ausgesetztheit des Geländes hält sich in Grenzen, an einigen Stellen sollte man aber dennoch tunlichst nicht ausrutschen.
Von oben kommen uns 2 junge Burschen entgegen, während wir einigen Eisenklammern zusteuern, die uns auf die letzten Meter hinauf zum Gipfelkreuz leiten. Die Haarbürste von 2005 ist nicht mehr vorhanden, also machen wir unsere Gipfelfotos mit zerzaustem Haar. Lediglich 3 Wanderer sind es anfangs. die den Gipfel bevölkern, nach und nach kommen aus beiden Richtungen aber weitere Bergsteiger nach. Schließlich hat es auch der Hund geschafft.

Auch „Herr Hund“ hat es bis zum Gipfelkreuz geschafft. Einige Kinder, manche kam über 10 Jahre, zählten heute ebenfalls zu den Gipfelaspiranten.
Als es uns a) zu laut und b) zu verraucht am Gipfel wurde, machen wir uns bereit zum Abstieg. Dieser führt zunächst seilversichert am Grat zum Kamin auf der Nordseite. Das dicke Drahtseil erleichtert den Abstieg ungemein, lediglich zu füllige Wanderer geraten in Gefahr, in der teilweise recht schmalen Felsschlucht stecken zu bleiben.
An bizarren Felsnadeln vorbei, bei denen man hofft, sie würden zumindest heute nicht zerbröseln. Und schon bald stehen wir am Fuße des Felsaufbaus und können unsere Tourenstöcke wieder aus den Rucksäcken nehmen. Bald verlassen wir den markierten Wanderweg, der nördlich um den Windischkopf herumführt und steigen auch auf diesen runden Gipfel hinauf, auf dem wir bei der Skitour im Februar 2008 mein mobiles Gipfelkreuz gepflanzt haben.

Wenn wir schon bei Zoomblicken sind: Im Kamin kamen gerade 5 weitere Bergsteiger herunter. 3 in Bildmitte und 2 weiter oben im Bereich der dunklen Engstelle.
Vom Windischkopf gehen wir weiter weglos oben am Felsplateau und nach einem kurzen Abstieg erreichen wir den westlichsten Zipfel des langgezogenen Kalkstocks.

Herrliches Panorama vom hinteren Riedingtal über den Weißgrubenkopf bis zum Faulkogel und weiter zur Ennskraxn. Liks im Hintergrund das Glocknergebiet. (Klick zur Vergrößerung)
Ein kurzes Stück zurück, hinab über einige Schneefelder, die sich wesentlich einfacher begehen lassen, als das steinige Gelände und schließlich erreichen wir wieder den markierten Wanderweg, der über eine Steilstufe in die Windischscharte hinabführt, dort, wo ich erst vor 14 Tagen im Anschluß an den Faulkogel-Versuch gerastet habe.
Etliche Markierungen leiten sicher durch ein Gewirr und Labyrinth großer Felsblöcke hinab ins von etlichen Kühen begraste Almgelände des Zaunerkars. Bald haben wir den grünschimmernden Zaunersee mit der darüber thronenden Franz-Fischer-Hütte erreicht.

Zaunersee – darüber Stierkarkopf und Wildkarhöhe, die ich 2005 im Anschluß an das Mosermandl mitgenommen habe.
Hier dreht sich unsere Route nun wieder Richtung Osten. Leichte Anstiege und ebene Passagen wechseln sich bis zum Essersee ab. Einige Wanderer mit kleinen Kindern nutzen das Wasser zur Erfrischung. Ab und an kommen uns Wanderer entgegen – nicht immer mit optimalem Schuhwerk (Sandalen).
Nördlich der Gruberkarhütte verlieren wir wieder Höhenmeter und neuerlich geht es bergan bis zu der bereits vom Morgen bekannten Weggabelung. Hier schließt sich unsere Wanderrunde.
Den letzten Abschnitt legen wir auf bereits bekanntem Terrain zurück. Zunächst über das Almgelände Richtung Jakoberalm und noch vor dieser auf der Almstraße zurück ins Tal zum mittlerweile üppig gefüllten Parkplatz. Ein kurzer Schreck, als ich beim Einpacken in den Kofferraum einen Meter hinter dem Auto im Augenwinkel eine Schlange ausmache. Es wäre zwar eine giftige Kreuzotter, diese aber war bereits ziemlich plattgemacht.
Fazit der Tour:
Schönheit liegt zwar bekanntlich immer im Auges des Betrachters, aber für uns ist das Mosermandl ohne Zweifel unangefochten die Nummer 1 in den Radstädter Tauern.
Kein anderer Gipfel (selbst nicht der ebenfalls außergewöhnlich schöne Faulkogel) kann mit dieser Fülle an Eindrücken und Erlebnissen mithalten. Im Süden die saftig grünen und blumenbewachsenen Almwiesen mit den eingebetteten Seen, im Norden das weite, faszinierende Gasthofkar, im Westen der steinige und sandige Bergstock mit dem fotogenen zerklüfteten Faulkogel vor Augen. Und dazu eine interessante Felsüberschreitung mit einfacher Turnerei und Kletterei.
Liebe Grüße – Dein / Ihr / Euer Christian
Abschließend noch eine Impressionen von unterwegs: