Seit uns bei unserem vorjährigen Besuch auf der Brennerin im südwestlichen Höllengebirge ein außergewöhnlich großes Gipfelkreuz im Nordosten – östlich des von weitem sichtbaren Hochleckenhauses – aufgefallen ist, stand der Brunnkogel auf unserer Tourenplanliste. Und nach dieser Tour, der ersten im Juli 2019, ist klar, dass wir nicht zum letzten Mal in dieser Gegend gewesen sein werden. Doch dazu am Ende dieses Berichtes mehr.
Landkartenausschnitte © BEV 2009, Vervielfältigt mit Genehmigung des BEV © Bundesamtes für Eich- und Vermessungswesen in Wien, T2009/52304
Bei der Hinfahrt fallen uns in Ebensee zahlreiche Läufer auf. Eine Recherche ergibt, dass heute der traditionelle Traunsee-Bergultramarathon stattfindet bzw. bereits seit 03:00 Uhr früh im Gange ist, bei dem die Schnellsten für 68 Kilometer und 4.500 Höhenmeter kaum mehr als 8 Stunden benötigen – und das, obwohl einige Bergpassagen auf ausgesetzten (Kletter-)Steigen verlaufen. Für uns eine unvorstellbare Leistung, der wir größten Respekt zollen.
Wir wollen es aber wesentlich gemütlicher angehen. Lediglich 24 Kilometer und 1.435 Höhenmeter werden wir am Ende des Tages zurückgelegt haben. Von der Zeit her sind wir aber durchaus vergleichbar 🙂 (dafür haben wir uns aber auch ein Bergschläfchen am Brunnkogel und ein „Halbkörperbad“ im Langbathsee gegönnt).
Mit 4,25 Stunden ist der Weg vom großzügig angelegten Ausgangsparkplatz am Ostufer des Vorderen Langbathsees angeschrieben. Am frühen Morgen ist die Lufttemperatur noch recht moderat und so kommen wir auch zügig voran. Am Südufer des Vorderen Langbatsees folgen wir der breiten Schotterstraße bis zum Hinteren Langbathsee, wo wir auf eine Warntafel stoßen. „VORSICHT LEBENSGEFAHR !“ heißt es da. Der Schafluckensteig ist wegen eines Felssturzes und Steinschlaggefahr nicht begehbar. Sehr ärgerlich, dass dieser Hinweis nicht bereits draußen beim Start angebracht war. Dann hätten wir uns noch ein Ersatzziel suchen können.
Wir sind unschlüssig. Die Anzeichen des Felssturzes sind ganz deutlich zu erkennen. Ein riesiger Felsblock dürfte hier aus der senkrechten Wand gebrochen sein. Es ist uns ein Rätsel, warum die Warnung erst hier hinten im Talschluß angebracht ist, und nicht vorne beim Ausgangsparkplatz, wo die Wanderer üblicherweise zum Schafluckensteig aufbrechen. Deshalb und auch weil es sich nicht um ein offiziell behördlich verhängtes Begehungsverbot handelt wie z.B. bei der Sperre der Öfenstraße im heurigen Winter, sehe ich den Hinweis eher als einen Haftungsausschluß. Und das ist auch durchaus so OK.

Rechts erkennt man die hellen Felsstellen, wo sich zu Ostern 2019 ein großer Felssturz ereignet hat.
Nach kurzer Überlegung der Entschluß: Wir sehen uns den Wegverlauf einmal an. Im untersten Abschnitt liegen viele umgestürzte Bäume, die ich allerdings nicht einem Felssturz sondern eher den Auswirkungen des Winters zuschreiben würde. Schließlich gelangen wir über ein Geröllfeld an den Wandfuß. Natürlich macht uns der Warnhinweis etwas unsicher, der Felssturz hat aber viel weiter rechts außerhalb des Steig-Einzugsgebietes stattgefunden und wenn wir jetzt anfangen, bei jeder Wand einen Felssturz zu befürchten, dürfen wir gar nicht mehr in die Berge gehen.
Also folgen wir dem eigentlich recht breiten und unschwierigen Steig, der mittels Drahtseilen gut gesichert ist. Beim Schafalm-Unterstand erreichen wir auch wieder erste baumbestandene (und damit schattigere) Wegpassagen, die uns gemütlich nach oben leiten. Und hier kommen uns auch nach und nach einige Wanderer entgegen. In Summe fünf.
Schließlich lassen wir den Schafluckensteig hinter uns und sehen das große Gipfelkreuz am Brunnkogel vor uns. Noch sind es aber mehr als 300 Höhenmeter, die uns von unserem ersten Gipfelziel trennen. Oberhalb der Baumgrenze wandern wir jetzt zwar ständig in der Sonne, ein mitunter durchaus etwas kräftigerer Wind sorgt aber für angenehme Abkühlung.
Endlich stehen wir oben beim wirklich sehr großen Gipfelkreuz am Brunnkogel, welches das höchste in den Ostalpen sein soll.
Der Ausblick ist großartig. Wir überblicken unser Ausgangsgebiet beim Vorderen Langbathsee, weiter hinten im Osten der Traunsee mit dem markanten Traunstein, auf den sich die Bergmarathon-Teilnehmer heute gequält haben.

Rechts der Vordere Langbathsee, bei dem wir aufgebrochen sind, im Hintergrund der Traunsee mit dem Traunstein.
Aus der entgegengesetzten Richtung im Westen leuchtet beinahe unwirklich türkis anmutend der Attersee herauf, auf dem sich unzählige Segelboote tummeln.
Im Süden glänzen die Gletscher am Dachstein.
Natürlich sind wir auf so einem tollen Aussichtsberg nicht alleine, zumal er sich von der Taferlklause aus relativ einfach ersteigen lässt und sich mit dem Hochleckenhaus auch eine gute Einkehrmöglichkeit anbietet. Für unsere Verhältnisse etwas früh lassen wir uns im Windschutz eines großen Felsbrockens zu einer Jause und einem anschließenden kurzen Schläfchen nieder. Derart gestärkt geht es weiter zum nahen, in den Landkarten nicht verzeichneten Mathiaskogl, der von einem kleinen Gipfelkreuz geziert wird. Die Gipfelbuchkassette fanden wir aber leer vor.
Ein kurzer Abstieg und wieder einige Höhenmeter aufwärts und wir stehen bei Gipfelkreuz Nummer 3 am Hochleckenkogel. Und während wir uns noch freuen, wie „billig“ wir heute wieder zu neuen Gipfeln kommen, erspähen wir über dem Latschendickicht im Südwesten bereits das nächste Gipfelkreuz.
Natürlich besuchen wir auch dieses Gipfelkreuz am Jagerköpfl (Jagaköpfl steht auf einem provisorisch wirkenden Wegweiser).
Etwa 100 Höhenmeter unter uns im Nordwesten ist deutlich das Hochleckenhaus erkennbar, dem wir in der Folge zur Auffüllung unseres Flüssigkeitshaushalts einen Besuch abstatten.
Weiter geht´s am schottrigen Abstiegsweg Richtung Taferlklause. Da ein „Gifpelkreuz“ am Jausenstein unmittelbar neben dem Weg, dort ein Gipfelkreuz auf einer Felsnadel, die uns zu weiteren Wegrecherchen inspiriert (Bischofsmütze via Franz-Scheckenberger-Steig).
Beim Bründl beim Aurach-Ursprung mit dem erfrischend-kalten Quellwasser füllen wir abermals unseren Wasserspeicher auf, denn noch liegen ca. 7,5 Kilometer Rückweg vor uns mit einer Gegensteigung von mehr als 150 Höhenmetern. Im dichteren Wald über Waldsteige und auf Forstwegen, die auch von Mountainbikern gerne genutzt werden, kommen wir aber gut voran, die Hitze ist eigentlich kein Thema, zumal immer wieder böiger Wind für Abwechslung sorgt und auch das eine oder andere Wölkchen Schatten spendet.
Dennoch lassen wir es uns nicht nehmen, die Arme und Beine im Vorderen Langbathsee „einzuweichen“. Fürs´s Schwimmen wäre es uns aber im Wind zu kalt. Erfrischt und fidel starten wir die Rückfahrt, wo uns zwischen Bad Ischl und Bad Mitterndorf wohl hunderte Audis entgegenkommen.

Vorderer Langbathsee am frühen Morgen. Am Nachmittag sind wir dann im linken Bildbereich „reingegangen“
Fazit der Tour: Insgesamt 5 Mal sind wir mittlerweile auf den Bergen zwischen Traunsee und Attersee unterwegs gewesen und noch immer warten etliche erstrebenswerte Gipfel. Vor allem die mehr oder weniger unmarkierten Steige bis zum II. Schwierigkeitsgrad sind es, die uns reizen (z.B. Hirschluckensteig) . Und zum krönenden Abschluss ein erfrischendes Bad im herrlich grün schimmernden Vorderen Langbathsee.
Liebe Grüße – Dein / Ihr / Euer Christian