Unsere heutige Wandertour kam eigentlich nur durch einen glücklichen Zufall zustande, weil mir nämlich der Leser meines Blogs (ja es gibt ihn wirklich 🙂 ) von seinen Wanderplänen in die Garnitzenklamm bei Hermagor erzählte. Dabei fielen auch die Namen einiger im Umfeld des Naßfeldes liegender Berge. Im ersten Augenblick war ich zwar von dieser Idee nicht sonderlich angetan, verband ich doch mit dem Naßfeld eher ein Schigebiet, welches im Sommer sicher nicht die hässlichen Liftanlagen verbergen konnte.
Aber je intensiver ich mich mit dem dortigen Wandergebiet auseinandersetzte, umso mehr erfuhr ich, dass das Naßfeld auch im Sommer durchaus seine Reize haben könnte. Von den 3 Hauptgipfeln – Gartnerkofel, Roßkofel, Trogkofel – schien mir für einen eintägigen Kurzausflug mit je 2,5-stündiger Hin- und Rückfahrt am ehesten der mittlere Gipfel – der Roßkofel bzw. Monte Cavallo di Pontebba, wie er mit seinem italienischen Namen heißt – für eine anregende, aber angesichts der zu erwartenden Hitze doch nicht allzu lange und nicht allzu schwierige Rundtour geeignet.
Landkartenausschnitte © BEV 2009, Vervielfältigt mit Genehmigung des BEV © Bundesamtes für Eich- und Vermessungswesen in Wien, T2009/52304
Ausgangspunkt unserer Wanderrunde ist der Passo pramollo, Österreichern eher unter Naßfeldpaß bekannt.
Vom Parkplatz neben dem See auf 1.530 Meter Seehöhe geht es zunächst etwa 70 Höhenmeter südwärts auf italienischem Staatsgebiet über einen Waldsteig hinab und weiter Richtung Westen zur Winkelalm mit dem markanten roten Dach. Darüber erhebt sich bereits majestätisch unser Gipfelziel.
Erreichen werden wir den Gipfel über eine Scharte auf der Ostseite des Gebirgszugs, wo sich ein recht einfacher Klettersteig, der Ferrata Enrico Contin, hinaufschlängelt.

Unterwegs zu der markanten Scharte (rechts oberhalb von Ingrid), die uns auf den Gipfel leiten wird.
Geübte Berggeher können bei trockenen Verhältnissen wohl auf ein Klettersteig-Set verzichten, Helm und Klettersteig-Handschuhe hatten wir aber verwendet. Es waren heute weniger die alpinen Schwierigkeiten als vielmehr die Hitze, die uns zu schaffen machte.
Deshalb freuten wir uns auch über jeden Windhauch, der über die Felsen strich. Vor allem aus der Contin-Scharte aufwärts wurde es etwas besser, da der Routenverlauf hier nicht mehr direkt auf der Südseite verläuft.
Nach einigen weiteren Drahtseilsicherungen erreichen wir wieder einfaches Gehgelände, welches uns nun hinauf zum höchsten Punkt am Roßkofel führt. Entgegen unserer Erwartungen/Befürchtungen waren wir ganz alleine bei der Gipfelglocke am Roßkofel.
Im weichen Gras ließen wir uns zur Jause und einem anschließenden Schläfchen nieder. Erst als wir bereits wieder im Aufbrechen waren, trudelten einige Wanderer ein, in Summe sind wir aber am Gipfel lediglich 5 Personen begegnet, beim Abstieg haben wir eine 4-köpfige Familie mit 2 kleinen Mädchen überholt.
Ehe wir aber dem markierten Weg zum Rudnigsattel folgten, machten wir noch einen Abstecher zum ebenfalls ganz einamen, kleinen Gipfelkreuz am Roßkofel-Westgipfel.
Von hier geht es über Schrofenglände und ein kurzes Schneefeld hinab zum Wanderweg und über Steinblöcke in das Wiesengelände am Rudnigsattel mit der etwas abseits stehenden roten Biwakschachtel. Es hätte zwar bereits etwas früher einen Steig Richtung Osten zu unserem nächsten Ziel – der Madritschen – gegeben, im Umfeld des Rudnigsattels soll es aber einige Kriegsrelikte aus der Zeit des ersten Weltkriegs geben, die wir uns anschauen wollten.

Abstieg in den Rudnigsattel mit der in der Nähe liegenden roten Biwakschachtel. Darüber der Trogkofel.
So deutlich wie bei unserer vorjährigen Tour zum Wolayersee waren die Überbleibsel einer schrecklichen Zeit hier nicht und eigentlich wurden wir gar nicht fündig. Lediglich eine in den Fels gehauene künstliche Höhle könnte ein Hinweis sein.

Diese wohl händisch in den Fels geschlagene Höhle könnte ein Kriegsrelikt sein. Im Hintergrund (links) das Abstiegsgelände vom Roßkofel.
Teilweise etwas steinig – Ingrid verglich den „lästigen“ Weg mit dem Abstieg vom Grimming (aber so schlimm ist es bei weitem nicht) – führt uns unsere Route nun nördlich des Roßkofels herum in das etwas belebtere Gebiet um den Madritschen-Gipfel, der sich mittels Seilbahn sehr einfach erreichen lässt.
Entlang des Aqua-Trails nutzen wir auch einen Speicherteich für ein herrlich-erfrischendes Bad. Erstaunlich warm war das Gewässer hier auf 1.800 Meter Seehöhe trotz einiger Rest-Schneefelder in seinem Umfeld.
Mit neuen Geistern belebt ging es nun hinauf zum Gipfelkreuz auf der Madritschen (1.919).
Jetzt lag noch ein Abstieg über ca. 400 Höhenmeter vor uns, den sich die Wanderer teilweise mit den Mountainbikern teilen müssen, wobei bei manchen Bike-Trails hier für Wanderer sogar die Begehung verboten ist. Eigentlich umgekehrt, wie ich es aus meiner aktiven Mountainbike-Zeit in meiner Heimat kenne.

Grenzwechsel hatten wir heute einige vorgenommen, da die Route streckenweise genau an der Staatsgrenze Österreich-Italien verläuft.
Fazit der Tour: Großartige Landschaft , unschwierige Felssteige und grünes Almgelände. Die Wege sind gesäumt von unzähligen Blumen in allen möglichen Farben. Dazu einige „Kinder-Bespaßungen“ auf dem Hügel, der irgendwie so wie Matratze klingt. Wie werden entgegen aller ursprünglichen Bedenken sicher nicht zum letzten Mal in dieser Gegend gewesen sein, schließlich warten mit Gartnerkofel und Trogkofel noch 2 weitere lohnende Gipfelziele über dem Naßfeld.
Am Abend wurde im Fernseh-Wetterbericht die Nachricht gebracht, dass heute mit 38,1 ° Celsius ein neuer Juni-Hitze-Rekord in Hermagor gemessen wurde. Bei diesen äußerst schweißtreibenden Temperaturen empfiehlt sich a) ein möglichst früher Aufbruch und b) ein möglichst hoher Ausgangspunkt. Und idealerweise unterwegs auch die eine oder andere Bademöglichkeit. Und unbedingt sehr viel zum Trinken mitnehmen. Idealerweise alkoholfreie Getränke, damit es einem nicht so geht, wie jenem „fleißigen“ Arbeiter auf der Madritschen, dessen Ausdünstungen jedem Alkoholfass zur Ehre gereicht hätten.

In gar nicht allzu weiter Ferne haben wir bereits neue interessante Gipfel ausgemacht. Ich vermute einmal die Julischen Alpen an der Staatsgrenze Italien-Slowenien.
Liebe Grüße – Dein / Ihr / Euer Christian