20 Mal war ich vor den beiden in diesem Bericht beschriebenen Wanderungen bereits am Hirzberg im Kemetgebirge, auf halbem Wege zwischen Gröbming im steirischen Ennstal und dem Ödensee im steirischen Salzkammergut bzw. Obertraun am Hallstätter See in Oberösterreich gelegen. Alle Touren habe ich dabei im Winter zurückgelegt, 2 Mal mit Schneeschuhen und 18 Mal mit Tourenski. Seit den Wandertouren im Oktober 2018 zählt der Hirzberg nun auch zu meinen Triathlon-Gipfeln.

Der Hirzberg (roter Kreis) – kein Unbekannter. Alle bisherigen Besteigungen haben aber mit Schneeschuhen oder Tourenski stattgefunden. Nun bin ich endlich auch im Sommer/Herbst oben gewesen.
Dabei habe ich innerhalb einer Woche gleich mehrere verschiedene Routen kennengelernt und bin dabei jeweils von Süden kommend über den Hirzberg nach Norden ins sogenannte „Königreich“ abgestiegen, ein sehr entlegenes und einsames Gebiet von großer landschaftlicher Schönheit.

Die Orientierung ist nicht immer ganz einfach und gelegentlich muss man schon zu unüberwindbar scheinenden Felswänden hinaufsteigen.
Umso überraschter war ich, als mich bei der ersten Tour ein Konvoi von Fahrzeugen auf der Viehbergstraße zwischen Rahnstube und Brandalm überholte. Dem Konvoi folgte in kurzem Abstand ein weiteres Auto mit 3 Bekannten, die aber nicht zu den anderen Fahrzeugen gehörten und die heute dasselbe Tourenziel wie ich auserkoren hatten. Über den Zeissenstall sollte es auf den Hirzberg gehen.

Heute war ich nicht der einzige, der auf den Hirzberg hinauf wollte – wohin sich aber die vielen Insassen des Auto-Konvois begeben haben, war mir zu diesem Zeitpunkt noch nicht klar.
Die Lärchen nördlich der Brandalm zeigten bereits erste goldgelbe Ansätze, noch aber war es etwas zu früh für die herbstliche Farbenpracht. Auf unmarkiertem Steig und durch teilweise gut ausgeschnittene Latschengassen nähere ich mich dem Hirzberg von der ungewohnten Ostseite. Ungewohnt deshalb, weil die „Standardroute“ im Winter von Süden auf den Gipfel führt. Bis knapp unter dem Gipfelkreuz war es recht angenehm warm, direkt am Gipfel empfing mich aber der fast schon obligatorische Wind.
Dort traf ich auch wieder auf die 3 rastenden Bekannten von heute früh (F.J., G.K. und M.W.). Das Gipfelbuch verriet, dass auch Bruderherz Bergfex Heli vor 2 Tagen hier war. Von starkem Besuch kann man in den Sommermonaten aber dennoch nicht sprechen. „Die üblichen Verdächtigen“ halt.
Für den Abstieg nutze ich – bzw. beim 2. Mal die AlpenYetin und ich – so gut es geht diverse Latschengassen, das eine oder andere Mal lässt sich ein Verhauer aber nicht gänzlich vermeiden. Zerfurchte Felsen und so mancher Dolinenschlund erlauben keinen raschen Abstieg. Besser geht es erst wieder ca. 300 Höhenmeter tiefer zwischen Königreichalm und Wiesalm.
Bei der ersten Überschreitung erreiche ich einen ansatzweise erkennbaren Wandersteig ziemlich genau zwischen den beiden zuvor genannten Almen. Einsamkeit und Stille. Die entlegene Abgeschiedenheit erkennt man an Samstagen auch immer gut daran, dass man um die Mittagsstunde keinerlei Sirenen wahrnimmt. So auch dieses Mal – die erste Wanderung fand an einem Samstag statt.
Ich rechnete damit, zumindest bis zur Viehbergalm niemanden zu treffen. Doch da – ich näherte mich gerade der Wiesalm – einige „Wandersleut“ in der Ferne. Aus der Hütte kamen weitere heraus. Was war denn das? Alle so fein gekleidet. Bald lüftete sich das Geheimnis und nun hatte ich auch die Erklärung für den morgendlichen Fahrzeug-Konvoi beim Aufstieg über die Viehbergstraße. Eine kleine, aber feine Hochzeitsgesellschaft hatte sich hier in der herbstlichen Alm-Einsamkeit eingefunden.
Bei der zweiten Tour wenige Tage später mit der AlpenYetin erlebten wir dann wirklich die weitläufige, stille Einsamkeit im Königreich. Bei dieser Wanderung sind wir noch weiter Richtung Nordwesten ausgeschweift (rote Route in der Landkarte oben) und kamen direkt bei der Königreichalm hinunter. Die Hütte dürfte hier seit meinem ersten Besuch mit Tourenski am 13.05.2005 erneuert worden sein. Bei meinem 2. Besuch im Jahr 2012 mit Schneeschuhen vom Ödensee herüber dürfte es die neue Hütte bereits gegeben haben.
Ab der Königreichalm zurück gelingt die Orientierung relativ einfach. Ein zumindest ansatzweise erkennbares Steiglein führt Richtung Osten zur Wiesalm und weiter über den Z´sammtreibboden zur Neubergalm, wo uns beim zweiten Besuch ausgelassen spielende Murmeltiere erwarten. Die Neubergalm war in der Anfangszeit meiner Schneeschuh-Erkundungen eines der „Standard-Ziele“.

… einige Zeichen der nur wenige Tage zurückliegenden Feierlichkeiten waren aber noch deutlich zu erkennen.
Fazit der Touren:
Grundsätzlich sehr einsam (wenn nicht gerade eine Alm-Hochzeit stattfindet 🙂 ) und landschaftlich außerordentlich schön. Touren über den Hirzberg sind nicht allzu schwierig, verlangen aber auf Grund der fehlenden Markierungen einen guten Orientierungssinn und – falls man sich doch einmal in undurchdringlichen Latschenfeldern verirrt – einen Hauch von Leidensfähigkeit.
Auffallend war, wie sehr sich die Natur innerhalb von bloß 5 Tagen verfärbt hat.
Liebe Grüße – Dein / Ihr / Euer Christian