Nachdem wir (bzw. ich) heuer bereits auf den Spuren einer Hexe und auf den Spuren eines Wilderers unterwegs waren, begaben wir uns heute auf die Spuren des Teufels.

Panoramablick ins Gesäuse. Ganz links das Hochzinödl, gefolgt von Planspitze, Hochtor und Ödstein. Im Mittelteil der Admonter Reichenstein mit Sparafeld. Rechts der Große Buchstein und ganz rechts (abgeschnitten) die Tieflimauer (Klick zur Vergrößerung)
Auf einen der drei Gipfel meines letzten Beitrages – das Persailhorn – bin ich das erste Mal 2005 gewandert. Wenige Tage zuvor stand ich damals auf der Tieflimauer in den Ennstaler Alpen. Jetzt 13 Jahre später ergab es sich genau umgekehrt.
Zuerst auf das Persailhorn im Steinernen Meer (zählt zu den Berchtesgadener Alpen) und jetzt einige Tage später auf die Tieflimauer. Nur bin ich damals auch noch auf den Tamischbachturm aufgestiegen. Den haben wir uns heute zugunsten eines „Zweitgetränks“ auf der Ennstaler Hütte aber erspart.
Wir brechen frühmorgens bei recht frischen Temperaturen in Gstatterboden auf 570 Meter Seehöhe auf und folgen recht zügig dem anfangs nach Osten bald aber nordwärts führenden Wanderweg.
Mehrmals werden Forststraßen gequert bzw. ihnen kurz gefolgt ehe wir vor der Talstation der Materialseilbahn auf die Ennstaler Hütte endgültig „in den Wald eintauchen“. Mit 5 Stunden ist beim Ausgangspunkt der Aufstieg auf die Tieflimauer angeschrieben. Ein langer Zustieg für einen vergleichsweise kurzen Klettersteig. „Der knackigste seiner Art im Gesäuse“ wie es in einem Tourenführer heißt.
Vorbei beim Butterbründl, welches dem Namen „Bründl“ derzeit nicht sehr gerecht wird – Hätten wir auf diese Wasserquelle gesetzt, wären wir verdurstet.
Bei der Weggabelung beim Landlereck halten wir uns jetzt nach links. Rechter Hand wären wir in wenigen Minuten zur Ennstaler Hütte gelangt. Das hoben wir uns aber für später auf. Voller Vorfreude auf die Klettereien streben wir an der Luckerten Mauer vorbei dem Teufelskreuz entgegen.
Bei dieser Weggabelung führt nach rechts der Normalanstieg über den Ostgrat auf die Tieflimauer hinauf. Auch diese stellenweise ausgesetzte und felsige Route ist nicht ganz anspruchslos, für den geübten Geher bei trockenen Verhältnissen aber ein Genuss. Jetzt gehen wir aber bei dieser Abzweigung vorbei und treffen kurz darauf auf den markierten Einstieg in den Teufelssteig. Der Klettersteig ist in den meisten Berichten mit Schwierigkeit B/C angegeben, es gibt aber auch Bewertungen mit C/D.
Im Grunde handelt es sich um einen nicht allzu schwierigen, aber dafür umso interessanteren Klettersteig, der nicht nur aus Eisen besteht, sondern durchaus auch leichte Klettereien im Fels erlaubt. Nur an 2 Stellen in einer senkrechten, fast leicht überhängenden Rinne ist man dann doch sehr froh, sich auf die Drahtseile verlassen zu können.
Der Steig selbst ist zwar nicht allzu lang, durch den langen Zustieg und die südseitige Ausrichtung, durch welche wir permanent der Sonne ausgesetzt waren, gerieten wir dann aber doch etwas außer Atem. Zumal der Gipfel selbst mit 1.820 Meter Seehöhe nicht allzu hoch ist und noch keine „Kühle der Höhe“ bietet.
Trotz einiger Schwitzereien – wegen der Hitze, nicht wegen der Schwierigkeiten – waren wir dann doch fast etwas enttäuscht, als der interessante Steig schon wieder zu Ende war. Die letzten Höhenmeter legt man dann wieder am markierten Normalweg bis zum Gipfelkreuz zurück. Der Ausblick ist genial – vor allem zu den 2 Buchsteinen: Dem großen, recht einfachen und dem kleinen, mühsamen.
Ursprüngliche Überlegungen auch den Tamischbachturm (ja liebe Ingrid – Du warst auch schon oben) mitzunehmen haben wir dann aber zugunsten eines ausgiebigen Mittagsschläfchens am einsamen Gipfel verworfen.

Blick zum Tamischbachturm. Rechts am Bergfuß die Hochscheibenalm, zu der wir nach unserem Besuch bei der Ennstaler Hütte absteigen werden. Und rechts darunter die Kroissenalm, bei der wir beim weiteren Abstieg über die Forststraße vorbeigekommen sind.
Denn wie bereits beschrieben, erfordert auch die Normalroute über den Ostgrat beim Abstieg von der Tieflimauer einige Konzentration und dann zieht sich der Weg bis zur Ennstaler Hütte, wo wir dann noch einkehrten.
Für den weiteren Abstieg wählten wir jetzt aber nicht unsere Anstiegsroute sondern eine mir noch unbekannte Wegvariante hinunter zur Hochscheibenalm, an der auch eine beliebte Mountainbikestrecke von Gstatterboden nach Hieflau vorbeiführt.
Auch hier fällt uns auf, dass Fahrräder so gut wie gar nicht mehr aus eigener Kraft betrieben werden, sondern die meisten Radler nur mehr mit „e“-Unterstützung unterwegs sind.
Weiterer Abstieg über die Forststraße auf der wir kurz nach der Kroissenalm wieder auf die Anstiegsroute treffen. Vorbei am Kropfbründl, bei dem wir Wasser fassen und hinab zur rauschenden Enns, wo wir ein Raftingboot bei der Bewältigung einiger Stromschnellen beobachten.
In wenigen Minuten sind wir dann wieder zurück beim Auto und gerade mit dem Schließen der Autotür setzt starker Regen ein. Es war also eine gute Idee, den Tamischbachturm auszulassen.
Liebe Grüße – Dein / Ihr / Euer Christian