Warnung: Der Titel des heutigen Beitrages lässt es bereits erahnen – der Artikel ist aus Jugendschutzgründen nicht für Personen unter 18 Jahren geeignet!
Ziel der heutigen Wandertour ist nach einer mehr als 2,5 stündigen Anfahrtszeit der Ötscher in den Ybbstaler Alpen – in dieser Gebirgsgruppe waren wir bis jetzt 5 Mal unterwegs:
- Hochstadl (Kräuterin) – der höchste Gipfel der Ybbstaler Alpen (09.06.2014)
- Von Palfau auf Gamsstein und Hochkogel (09.11.2014)
- Vom Lunzer See auf den Dürrenstein (06.06.2015)
- Von Altenmarkt auf die Stumpfmauer (19.08.2015)
- Hochkar-Runde (16.06.2016)
Jetzt fehlte uns also noch der nordöstlichste Gipfel in diesem Gebiet, der a) diesen Namen auch verdient und b) für den sich die lange Anfahrt noch lohnt. Denn weiter nördlich und östlich liegen nur noch „kleinere Hügel“ – zumindest im Vergleich mit den heimatlichen Bergen der Dachstein-Tauern-Region.

Gipfelkreuz am Ötscher. Für so ein „einsames“ Foto muss man am stark besuchten Gipfel schon einige Geduld aufweisen.
Es gibt zwar weiter im Süden noch einige östlicher gelegene, höhere Gipfel – diese haben wir aber ohnehin schon „abgegrast“ (Rax und Schneeberg).
Der Ötscher lässt sich von einigen Seiten aus besteigen – besonders einfach erreichbar und deshalb auch sehr beliebt ist die Route vom Lackenhof bzw. mit Sesselliftunterstützung ab dem Ötscherschutzhaus. Diese „Normalroute“ hätte uns aber nicht sonderlich gereizt.
Wesentlich interessanter fanden wir die Idee der recht langen Tour durch die malerischen Ötschergräben und über einfache Kletterstellen am Rauhen Kamm zum Gipfel. Abstieg dann über das starkt besuchte Ötscherschutzhaus und den Riffelsattel, wo die Tour rasch wieder einsamer wird. Zurück geht´s dann wieder durch die Ötschergräben, die sich an heißen Tagen wie bei unserer Tour auch ganz hervorragend für ein erfrischendes Bad anbieten.
Ausgangspunkt ist Wienerbruck auf einer Seehöhe von 795 Meter. Nach einem anfänglichem Flachstück geht es in der Folge bis auf 622 Meter zu einem Kraftwerk abwärts. Ab hier beginnt die Route nun kontinuierlich zu steigen. Zunächst bis zur Jausenstation Ötscherhias kaum merkbar. Malerisch schlängelt sich ein bestens gesichertes Steiglein an den Felswänden und über Holzbrücken entlang.

Wir starten unsere Wanderung in Wienerbruck. Der Ötscher liegt noch in sehr weiter Ferne (rechts hinten erkennt man ein Zipfelchen des Rauhen Kamms)
Unter uns gurgelt, sprudelt, plätschert und rauscht der glasklare, grün schimmernde Ötscherbach. Eine Stelle nach der anderen entdecken wir, die uns beim nachmittäglichen Abstieg als erfrischendes „Fußbad“ dienen könnte.
Bei der Weggabelung beim Moisengraben halten wir uns nun nach rechts / bergwärts. Steil und stellenweise schmal führt der Steig bergan bis zur nächsten Weggabelung „Beim Jäger Herz„. Hier halten wir uns neuerlich rechts, wo es heißt: „Achtung! Aufstieg über den Rauhen Kamm nur für geübte Bergsteiger, bei Schneelage gefährlich!“. Das Steiglein windet sich auf bestem Waldboden in unzähligen Kehren nach oben. Zunächst verhindert der kühle Wald zu starkes Schwitzen, später sind es kurzzeitig dichter werdende Wölkchen.
Erst als wir bereits beim „Geldloch“ – einer markante Kaltluft ausströmenden Höhle – ankommen, zeigt sich die Sonne wieder stärker. Hier lindert aber angenehmer Wind die schlimmste Hitze. Im Geldloch selbst wäre es auf Dauer aber zu kalt gewesen. Weiter geht´s zum östlichen Ansatz des Rauhen Kamms, wo wir zunächst einmal unseren Kalorienbedarf stillen und den Flüssigkeitshaushalt ausgleichen.
Dann geht es weiter über einige lustige Felsstellen im leichtesten Kletterschwierigkeitsgrad, meist aber über harmloses Gehgelände. Aufpassen muss man nur, wenn einige der weiter oben Gehenden aus Unachtsamkeit oder auch aus ängstlicher Überforderung Steine herablassen.
Am oberen Ende des Steigs wartet ein Steigbuch, dann geht es am Wiesenplateau Richtung Westen zum stark besuchten Gipfelkreuz am Ötscher.
Beim Gipfelkreuz halten wir uns nicht lange auf, sondern schlendern gleich weiter, einem nicht näher definierbaren „Kunstwerk“ entgegen. Wir rätseln über die Bedeutung der wohl mehr als 1 Meter großen Skulptur. Wie dem auch sei, es ist vor allem ein guter, ruhiger Platz zum Rasten.
Erst als uns so nach und nach dämmert, um was es sich bei diesem „Kunstwerk“ wirklich handelt, ziehen wir selbstverständlich rasch und beschämt von dannen 😉 .
In der Nähe eines „Eisenbaums mit Vogel“ erdröhnt Hubschrauberlärm. 2 Bergretter werden am Seil hängend in unsere Nähe geflogen, wo jemand am Boden liegt. Während einige schaulustige Wanderer neugierig auf die Unfallstelle zustürmen, hebt der Hubschrauber mit den Bergrettern und der offenbar gehunfähigen Person schon wieder ab.
Bei einer Weggabelung folgen wir dem Hinweis auf den 5 Minuten entfernt liegenden „Hüttenkogel„. Wo bekommt man sonst so billig einen Gipfel.
Einige „Eisen-Rohre“ am Weg sorgen mit ihren diversen Beschriftungen für Unterhaltung: Ausblick, Fernblick, Weitblick, Durchblick, Rückblick.
Und eine Skulptur des „Ötscherbären“ darf natürlich auch nicht fehlen. Für Marketingaktionen ist er gut genug. Als vor etlichen Jahren aber tatsächlich eine kleine Bärenpopulation im Ötschergebiet ihre Heimat gefunden hat, war bei den „üblichen Hetzern“ natürlich mit allerlei Schauermärchen gleich Feuer am Dach. So wie halt überall in Österreich.
Wir ziehen weiter zum Ötscher-Schutzhaus. Das Mineralwasser ist ausgegangen, ebenso der Apfelsaft. Macht nix – der Radler war halbwegs kühl und fast in einem Zug entleert. Weiter geht´s. Weg vom Rummel. Schon auf den ersten Metern Richtung Riffelsattel wird es wieder ruhiger. Dafür ist der Sessellift ins Tal gut gefüllt.
Es folgt ein gut begehbarer Waldabschnitt mit trockenem, weichem Waldboden, ohne Wurzeln und Steine. Bei einer Forststraße dreht die Route nun Richtung Osten. Mehr als 11 Kilometer liegen noch vor uns. Zunächst etwas eintönig – spannender wird es erst, als wir beim Schleierfall wieder in die Ötschergräben kommen.
In dieser herrlichen Umgebung zählt man die Meter nicht. Gelegentlich treffen wir jetzt auf die ersten „Badenden“ bzw. „Wasserpritschler“. Und auch wir suchen uns bald – etwas hitzegeplagt – ein idyllisches Plätzchen um Gesicht, Arme und Beine zu erfrischen. Einfach herrlich!
Wir müssen weiter – noch liegt ein langer Weg vor uns. Beim Ötscherhias (bewirtschaftet von 2 Hiasinnen) gleichen wir unseren Flüssigkeitshaushalt aus. Punkt 17:00 Uhr. Gerade noch rechtzeitig gekommen. Die Hütte wird soeben geschlossen, ein Getränk geht sich aber noch aus.

Die idyllisch gelegene Hütte „Ötscherhias“ liegt beim morgendlichen Anstieg in der Sonne. Am Nachmittag war es hier bereits schattig.
So schön jetzt der letzte Wegabschnitt zurück zum Ausgangspunkt auch ist – irgendwann ist es genug. Vor allem wenn man schon mehr als 30 Kilometer in den Beinen hat. Aber noch ist der Rückweg mit 1,5 Stunden angeschrieben und ab dem Kraftwerk warten auch noch ca. 180 Aufstiegshöhenmeter. Aber wenigstens liegt dieser Abschnitt jetzt bereits im Schatten, und auch so manches Fotomotiv, wie der Lassingfall oder die Tunnel durch die Felsen bieten einen willkommenen Anlass zur kurzen Fotopause.
Zuletzt geht es wieder flach neben dem Stausee Wienerbruck zurück zum großen Parkplatz.
Fazit der Tour:
Die Tour erfordert zwar einiges an Kondition, der Ötscher ohne Rauhen Kamm und vor allem ohne die Ötschergräben wäre aber nur die halbe Freude gewesen. Die 4 Euro Parkplatzgebühr für einen ganzen Tag und die 3 Euro Eintrittsgebühr pro Person in die Ötschergräben sind dabei wirklich äußerst fair und wohlfeil.
Wenn wir die Ötschergräben wieder einmal besuchen, werden wir auf jeden Fall Badekleidung mitnehmen. Denn die Erregung öffentlichen Ärgernisses sollte auf den Holzpenis am Ötscher beschränkt bleiben 🙂 .
Liebe Grüße – Dein / Ihr / Euer Christian