Bei unserer ersten Wandertour zum Hexenturm (auch Bärenkarmauer genannt) vor 13 Jahren waren wir noch ohne GPS-Gerät unterwegs. Deshalb fanden wir es an der Zeit, den Routenverlauf nun digital aufzuzeichnen. Anders als damals und bei sämtlichen unserer anderen Wanderungen im Umfeld des Admonter Hauses starteten wir dieses Mal aber nicht beim Buchauer Sattel, sondern weiter unten, direkt im Ortszentrum von Hall bei Admont.

Start nahe der Kirche in Hall (Bild stammt von der Rückkehr am Nachmittag). Im Hintergrund der Hexenturm.
Mit 5h30min ist der Hexenturm beim Wegweiser in Hall angeschrieben, eine selbst für nur durchschnittlich schnelle Geher wie uns sehr großzügige Zeitangabe. Zunächst führt der Weg in ein kurzes Waldstück, ehe er über eine Wiese eine weite Rechtskurve beschreibt, in der man einen guten Überblick über die Gipfel der Haller Mauern erhält: Vom Großen Pyhrgas im Nordwesten über den Scheiblingstein zur Kreuzmauer und weiter zum etwas südöstlich stehenden Hexenturm mit seinen Gipfelnachbarn Natterriegel und Mittagskogel.

Die Haller Mauern beim morgendlichen Anstieg. Großer Pyhrgas, Scheiblingstein und Kreuzmauer auf der linken Bildhälfte (v.l.n.r.) – rechts der Hexenturm.
Nach dem anfänglichen Süd-Nordverlauf dreht die Route nun kurz nach Osten, ehe es später wieder Richtung Nordosten geht. Vorbei an einer Quelle, die uns beim Abstieg gute Dienste erweisen wird, schlängelt sich der Steig im Wald steil nach oben. Auf einer Seehöhe von ca. 1.333 Meter erblickt man durch die Baumkronen hindurch das erste Mal das Admonter Haus. Noch sind es aber fast 400 Höhenmeter, bis man dann tatsächlich oben steht.
Für eine Pause ist keine Zeit, gleich geht es voller Neugier weiter zum ersten Gipfelkreuz am Mittagskogel. Und auch den nahegelegenen Natterriegel ziert jetzt ein Gipfelkreuz – ich meine, dass es dieses 2005 noch nicht gegeben hat. Kalter, böiger Wind pfeift uns um die Nase. Wieder einmal. Aber zumindest brauen sich heute keine Regenwolken zusammen, so wie wir es zuletzt einige Male erlebt haben.
Vom Natterriegel ein kurzes Stück abwärts zu einer Weggabelung. Nach links verläuft der „versicherte Gratsteig“ zum Hexenturm – der sogenannte Hexensteig, ein einfacher Klettersteig, der für geübte Felsgeher (wie es auf dem Wegweiser heißt) auch ohne Klettersteigset zu bewältigen ist. Oder wie es ein uns beim Abstieg überholender Bergsteiger formulierte: Da wäre eigentlich gar keine Sicherung erforderlich.
Tatsächlich findet man schöne Felsformationen mit guten Tritt- und Griffmöglichkeiten vor, bei der einen oder anderen ausgesetzten Stelle war ich dann aber doch froh, das Drahtseil in die Hand nehmen zu können. Zum Schutz waren wir beide aber mit einem Kletterhelm ausgestattet und die Klettersteig-Handschuhe leisteten ebenfalls gute Dienste. Ingrid hatte zwar auch ihr Klettersteig-Set angelegt, es aber letztendlich nicht benötigt.
Eigentlich war uns der schöne Kletterabschnitt dann auch viel zu kurz – vor allem gemessen an der Länge der gesamten Tour. In der Nähe des Steigbuchs, kurz vor der mit B/C bewerteten Schlüsselstelle, meldete mein Fotoapparat einen Kamerafehler (Zufall? oder Hexerei 1). An und für sich in letzter Zeit leider kein Einzelfall mehr, sollte sich da die „Kaufnotwendigkeit“ für ein neues Modell ankündigen?
Gleich darauf: Der Speicherchip mit der digitalen Landkarte im GPS-Gerät muss sich verschoben haben, das detaillierte Geländeprofil, Wanderwege und POI´s werden nicht mehr angezeigt. Auch das ist bisher bereits gelegentlich aufgetreten. Behebung durch Öffnen des Batteriefachs und neu einstecken der Speicherkarte (Zufall? oder Hexerei 2).
Der erste Wegabschnitt am Hexensteig ist ja noch eher ein teilweise versicherter Alpinsteig als Klettersteig. Bevor es aber tatsächlich in die Felsen geht, ziehe ich meine Klettersteighandschuhe an – und siehe da, beim rechten Mittelfinger hat sich ein Riss gebildet. Ich kann nicht sagen, ob der vorher schon da gewesen ist, oder erst beim Anziehen endgültig aufgegangen ist (Zufall? oder Hexerei 3).
Und während wir noch über dieses geballte Auftreten von Fehlern blödeln und die Kletterhelme aufsetzen, möchte ich meine Sonnenbrille zurechtrücken, was diese allerdings mit dem Bruch eines Bügels quittiert. Das ist jetzt allerdings noch nie aufgetreten (Zufall? oder Hexerei 4).
Wie bereits erwähnt – der Steig ist fast zu kurz. Denn als die Felsturnerei gerade beginnt, so richtig Spaß zu machen, steht man auch schon wieder auf einer Wiese und bald darauf beim Zusammenschluss mit dem Normalweg, der aus dem Roßkar heraufführt. Aber auch auf den letzten 100 Höhenmetern am teilweise leicht ausgesetzten Normalweg hat man dann immer wieder die Gelegenheit, sich an einem Drahtseil festzuhalten.

Blick zurück zum Natterriegel. Unsere Abstiegsroute verläuft durch das steinige Roßkar und dann auf einem unmarkierten Steig über die rechte Seite.
Von oben kommen uns 3 Wanderer entgegen und als wir beim Gipfelkreuz am Hexenturm eintreffen, sind wir ganz alleine. Grundsätzlich recht sonnig – nur der kühle Wind stört. Also suchen wir uns ein halbwegs geschütztes Platzerl hinter großen Felsblöcken, wo es sich im Sitzen / Liegen aushalten lässt. Erst als nach genossener Jause nach und nach weitere Wanderer eintreffen, wird es uns zu kalt und wir machen uns auf den Rückweg.
Noch immer sind keine 5,5 Stunden vergangen – die in Hall veranschlagte Aufstiegszeit. Aber womöglich dauert auch der Anstieg am Normalweg etwas länger als der Grat-Übergang am Klettersteig. Absteigen werden jedenfalls auch wir auf diesem Normalweg und auch dieser erfordert einige Konzentration. Zunächst am bereits vom Aufstieg bekannten obersten Abschnitt mit Hilfe von Drahtseilsicherungen.
Und dann hinab ins steinübersäte Roßkar, von dem aus es fast 200 Höhenmeter wieder hinauf auf den Natterriegel geht, von dem plötzlich lautpolternd eine kleine Steinlawine herabkommt. Wir können nicht erkennen, wodurch diese ausgelöst wurde, befinden uns aber ohnehin weit außerhalb des Gefahrenbereichs (Zufall? oder Hexerei 5). Dass hier im Umfeld der Felswände das GPS kurz verrückt spielt, ist an und für sich nichts Außergewöhnliches, aber es passt ganz besonders zur heutigen verhexten Tour (Zufall? oder Hexerei 6).
Und wenig später rumpeln erneut kopfgroße Steine vom Natterriegel ins Roßkar herab (Zufall? oder Hexerei 7). Dieses Mal nicht weit vom markierten Wanderweg entfernt, der hier noch einmal Drahtseile zur Unterstützung anbietet, ehe wir wieder an jene Stelle gelangen, von der wir vormittags zum Hexensteig abgezweigt sind.
Jetzt steigen wir aber nicht mehr ganz hinauf auf den Natterriegel, sondern folgen den Verlockungen eines deutlich erkennbaren und mit einem Steinmandln gekennzeichneten, unmarkierten Steiges an seiner südwestlichen, felsdurchsetzten Steilflanke. An einigen Stellen werden die Hände benötigt, eine Felsplatte können wir umgehen. Bei einem tief ausgewaschenen Graben wird es noch einmal spannend. Aber auch hier finden wir einen Durchschlupf – an einer Stelle auf den sandigen Felsplatten auf allen Vieren rutschend.
Und zu guter Letzt landeten wir auch noch in einer Sackgasse im Latschendickicht. Der richtige Weg führt völlig unscheinbar einige Meter weiter vorne durch eine schmale Latschengasse. Ja und dann stehen wir wieder am Normalweg, südlich vom Mittagskogel.
Unweit jener abschüssigen Felsstelle, die uns am 20.12.2015 wegen gefährlicher Schneelage zur Umkehr gezwungen hat, rührt sich etwas direkt vor mir am Wanderweg. Zusammengeringelt zu einem Kreis faucht sie mich an. Ein mittelgroße Kreuzotter in klassischer Zeichnung – sie macht sich aber so schnell aus dem Staub, dass ich wieder einmal mit dem Fotografieren kaum / nicht nachkomme.
Und dann liegt auch schon das Admonter Haus unter uns. Nach links (Osten) geht es hinab zum Seeboden, jene Stelle, die ich im heurigen Frühjahr bei einer Schneeschuhwanderung so sehr genossen habe.
Der weitere Anstiegsweg verläuft dann überwiegend wieder durch Latschen, teilweise über kurze Wiesenabschnitte und Großteils durch den Wald auf der bereits am Morgen im Aufstieg begangenen Route.
Liebe Grüße – Dein / Ihr / Euer Christian
Landkartenausschnitte © BEV 2009, Vervielfältigt mit Genehmigung des BEV – Bundesamtes für Eich und Vermessungswesen in Wien, T2009/52304