Natürlich gibt es den Lugauer in den Ennstaler Alpen auch bei Schönwetter. Ich selbst habe ja diesen imposanten Berg mit seinem markanten Gipfelaufbau (die Bezeichnung „Steirisches Matterhorn“ halte ich allerdings für etwas übertrieben) schon etliche Male bei Schönwetter aus der Ferne fotografiert.
Wenn ich allerdings in seiner Nähe war und vor allem auch bei den bisherigen zwei Überschreitungen habe ich a) teilweise in den tiefhängenden Wolken nichts gesehen und b) wurde ich ziemlich nass – und das trotz an und für sich guter Wetterprognosen. Und da half es auch nichts, dass ich mich nun nach einem Tipp an das Bergwetter vom deutschen Alpenverein mit seiner 100%-igen Genauigkeit halte 😉 .
Bei meiner ersten Überschreitung im Oktober 2006 kamen erschwerend auch noch Neuschneefelder hinzu. Und im Gegensatz zum Juli 2018 hatte ich damals die unangenehmeren Passagen auch im Abstieg zu bewältigen. Damals war ich in Radmer an der Hasel aufgebrochen und im Uhrzeigersinn über den Gspitzten Stein und die Lugauerplan zu den beiden Gipfeln aufgebrochen.

Meine 2 Lugauer-Überschreitungen: Blau (2006) im Uhrzeigersinn – rot (2018) entgegen dem Uhrzeigersinn
Landkartenausschnitte © BEV 2009, Vervielfältigt mit Genehmigung des BEV © Bundesamtes für Eich- und Vermessungswesen in Wien, T2009/52304
Um uns zum Abschluss der Tour den lästigen Rückmarsch auf der Straße über 200 Höhenmeter bergan zu ersparen, sind wir dieses Mal in Radmer an der Stube entgegen dem Uhrzeigersinn gestartet. Direkt beim Sportplatz, wo frühmorgens noch einige Autos vermutlich als Folge des vortägigen Festes „übrig geblieben sind“.
Interessant war es auch bei der frühmorgendlichen Abfahrt im heimatlichen Gröbming zu beobachten, wie etliche „Spätheimkehrer“ zombiehaft durch den Ort streunten:-) . Junge Burschen, kreidebleich im Gesicht und mit starrem in die Ferne gerichteten Blick oder bettelnd in die Knie sinkend, um eine Mitfahrgelegenheit zu ergattern. Mittelalterliche Männer wankend das Fahrrad als Gehhilfe benutzend oder verschämt blickende Mädchen im etwas zerknautschten Dirndl.
Aber zurück zu unserer Wandertour: Aufbruch beim Fußballplatz – obwohl ich den Anstiegsweg bereits von meiner Runde vor 12 Jahren kennen sollte, kann ich mich an nichts mehr erinnern. Zu sehr scheint mich damals der Regenguss beschäftig zu haben. Kurz noch auf einer Forststraße, aber schon bald geht es auf schlammigen Steigen mit teilweise hüfthohem Gras weiter, welches der AlpenYetin (die bekanntlich 2 Köpfe kleiner ist als der stattliche AlpenYeti) stellenweise bis zum Hals reichte.
Entsprechend durchnässt vom „Dickicht“ waren wir nach kurzer Zeit. Da traf es sich „gut“, dass auch die Sonne immer wieder ausließ. So stellt man sich einen „gemütlichen“ Beginn einer Wanderung vor. Aber kein Problem – bereits nach 900 Höhenmetern lässt man den uninteressanten Bereich hinter sich :-/ .
Aber mit Annäherung an die nordöstlichen Felswände des Lugauers wird das Gelände wirklich faszinierend. Zumindest, wenn man nicht unter einer Stein-Allergie leidet. Schließlich erreichen wir bei einer Höhe von 1.735 Meter die Weggabelung Schoderkreuz, welche beim Ausgangspunkt mit 3,5 Stunden angeschrieben ist. Der gesamte Anstieg auf den Lugauer wurde dort mit 5 Stunden ausgewiesen.
Also haben wir noch ein schönes Stück vor uns. Das Gelände steilt jetzt auf der Nordseite des Lugauer zunehmend auf und es wird felsiger. Im Anstieg und bei trockenen Verhältnissen aber nie wirklich schwierig.
Am Hauptgipfel erkennen wir 2 Wanderer beim Gipfelkreuz – wir wenden uns zunächst aber dem mit 2.206 Meter um 11 Meter niedrigeren Nordost-Gipfel zu, den ebenfalls ein Gipfelkreuz ziert.
Gemütlich ist es im Wind hier aber nicht und da sich auch die Sicht zunehmend verschlechtert (ja – so kenne ich den Lugauer 🙂 ), brechen wir gleich wieder auf. Während das andere Wandererpaar herüber zum niedrigeren Gipfel wandert, steigen wir – teilweise etwas ausgesetzt, aber mit Drahtseilunterstützung – hinüber zum Hauptgipfel, welcher 2.217 Meter misst. Auch hier ist uns kälte- und windbedingt nicht nach einer Rast, zumal jetzt auch leichter Regen einsetzt. Typisch.
Beim Abstieg über die im Regen glitschigen Steine und schlammige Erdsteige kommen uns jetzt nach und nach einige Wanderer entgegen. Wie gesagt – die Runde in dieser Richtung scheint mir wesentlich einfacher zu sein, denn bald haben wir die von zahlreichen Skitouren-Berichten bekannte, grasige Lugauerplan erreicht. Hier bleiben wir wegen der Rutschgefahr aber nicht direkt am Weg, sondern laufen im hohen, nassen Gras, welches erstaunlich guten Halt bietet, talwärts.
Vorbei an einer Gams und einem Wanderer erreichen wir die Weggabelung beim Gspitzten Stein, wo ich 2006 heraufgekommen bin. Nachdem wir uns noch nicht richtig ausgelastet fühlen und ich auch unbedingt eine neues Wegstück kennenlernen möchte, entscheiden wir uns für die Verlängerung der Tour über den Neuburgsattel, wodurch noch einige weitere Höhenmeter und natürlich auch einige Kilometer hinzukommen.
Grundsätzlich könnte das sicher ein schöner Steig sein. Allerdings hat es mittlerweile wieder zu regnen begonnen (so war das mit der Wetterprognose nicht abgemacht) und der Steig war stellenweise so weitläufig schlammig, dass es auch keine vernünftige Umgehungsmöglichkeit gab. Ein Senner? kam uns mit der richtigen Schuhbekleidung entgegen: Hohen Gummistiefeln. Aus diesem Grund zogen wir im Umfeld der Neuburgalm die Forststraße dem Wanderweg vor.
Dadurch hatten wir 1 1/2 Verhauer, da uns die Forststraße immer weiter Richtung Süden führte – unser Ziel in Radmer an der Hasel lag aber weiter östlich. Also zurück zum Wanderweg, der sich jetzt im Wald als überraschend trockenes und gut saniertes Steiglein herausstellte, auf dem wir bald den kleinen Ortsteil mit dem Schloß Greifenberg erreichten.
Jetzt warteten noch fast 5 Kilometer auf der Straße zurück zum Auto – die wir heute aber bergab bewältigen konnten (mehr als 200 Höhenmeter). Etwas schlauer hatte es der Wanderer gemacht, den wir dann beim Ausgangspunkt getroffen haben. Er hatte sich ein Fahrrad in Radmer an der Hasel deponiert und war dann wie wir in Radmer an der Stube aufgebrochen.
Fazit der Tour:
Wenn man erst einmal die steilen, etwas monotonen Waldabschnitte im unteren Teil hinter sich gebracht hat, ist der Lugauer ein schöner Berg. Vor allem bei Schönwetter müsste es so sein. Schau ma amoi 🙂 . Und dann wieder die Überschreitung entgegen dem Uhrzeigersinn.
Ach ja – als „Mitbringsel“ durfte ich mich zu Hause über 3 Zecken freuen.
Liebe Grüße – Dein / Ihr / Euer Christian