Nachdem wir bei den letzten Wanderungen wie beispielsweise bei der Lugauer-Überschreitung oder bei der Gosaukamm-Umrundung jetzt einige Male unter dem Schlamm gelitten hatten, haben wir uns dieses Mal eine Tour im steinigen und felsigen Gelände über Ramsau am Dachstein ausgesucht.

Der Tag beginnt grundsätzlich sonnig, auch wenn sich über manchen Tälern und einigen Gipfel zunächst noch Nebel hält
Wir starten unsere „Dreiviertel-Runde“ bei den Wanderer-Parkplätzen nahe dem Ghf. Edelbrunn. Über den Jungfrauensteig, für dessen Reize wir aber heute angesichts der langen Tour nicht allzu viele Blicke übrig haben, nähern wir uns bei an und fürs sich sonnigem Wetter den teilweise noch unter Wolken verborgen liegenden Felswänden zwischen dem Hunerkogel und der Scheichenspitze.
Hubschrauber-Lärm stört zunächst die Idylle (es dürfte sich um Materialtransporte auf den Hunerkogel oder eventuell zur Baustelle der Seethalerhütte handeln).
Beim „Eintritt“ ins Edelgrieß wird es im Schatten merkbar kühler. 2 Schritte nach vor – 1 Schritt zurück hatte ich bei der Tourenbeschreibung über den Ramsauer Klettersteig vor 4 Jahren geschrieben. Etwas mühsam ist der Anstieg über die weiten Schotterfelder schon, aber wenigstens behalten wir heute trockene Füße.
Weiter oben helfen über weite Strecken Seile über die Felsen hinweg. Zunächst Kletterseile, zuletzt Drahtseile. Und schließlich stehen wir oben auf der Edelgrieß-Höhe mit dem uns immer wieder faszinierenden Blick über die „Mondlandschaft“. Vor uns ruht der Landfriedstein, in seiner Form einem liegenden Hund nicht unähnlich.

2 Schritte vor und 1 Schritt zurück – nur zäh geht es im Edelgrieß über die weiten Schuttfelder aufwärts
Während wir uns jetzt über die Sonne freuen dürfen, ist der Eselstein – unser heutiges 2. Gifpelziel – noch gänzlich von einer Wolkenhaube verhüllt.

Links der langgezogene Landfriedstein, rechts daneben liegt der Eselstein unter den Wolken verborgen. Weiter rechts folgt der Höhenzug von der Scheichenspitze bis herüber zur Edelgrießhöhe.
Am Weg Richtung Koppenkarhöhe erkennen wir ansatzweise ein Steiglein auf die Südwestseite des nicht markierten Landfriedstein. Über viel loses Gestein suchen wir uns den Weg aufwärts, während der Wind immer kälter zu werden scheint. Um die 5 Grad Tageshöchstwerte wurden für diesen Tag auf dieser Höhe prognostiziert. Zeitweise hätten wir uns Handschuhe gewünscht.

Steil und brüchig geht es auf den Südwest-Ansatz des Landfriedstein herauf. Ingrid links der Bildmitte.
Nach dem südwestlichen Vorgipfel geht es zunächst wieder ein kurzes Stück bergab und über einen breiten Rücken erreichen wir den felsdurchsetzten Gipfelaufbau, der sich aber über die Südwestseite gut begehen lässt – während er vor allem nach Osten und Norden steil abbricht.
Und schließlich stehen wir beim höchsten Punkt auf 2.536 Meter Höhe – im Gegensatz zu meinem ersten Besuch vor fast 13 Jahren krönt den Gipfel jetzt ein Gipfelkreuz. Das „Gipfelheft“ ist noch immer dasselbe wie damals.
Jö schau, wer heuer die Jahreszahl geschrieben hat. Der Bruder war im April als Erster hier oben auf dem an und für sich nur selten besuchten Berg. Der dünne Umfang des Gipfelbücherls dürfte trotz des Ursprungsdatums von 1995 noch für einige Jahre reichen.
Landkartenausschnitte © BEV 2009, Vervielfältigt mit Genehmigung des BEV © Bundesamtes für Eich- und Vermessungswesen in Wien, T2009/52304
Interessant sind auch die diversen Mitteilungen, die sich da einige Wanderer hinterlassen. Und ohne jetzt ins Detail zu gehen (auch die Jahreszahlen sind nur symbolhaft), liest sich das dann in etwa so:
- 2007 – Ingrid und Walter: „Hallo Ferdl – schöne Grüße.„
- 2008: Ferdl: „Servus Ingrid und Walter – seid ihr heuer noch nicht hier heroben gewesen?„
- 2009: Ingrid und Walter: „Hallo Ferdl, schon lang nicht mehr gesehen. Kommen gerade von x und gehen jetzt nach y.“
- 2010: Ferdl: „Hallo Ingrid und Walter. Wie geht es euch?„
- 2011: Günther: „Danke Ferdl für das Gipfelkreuz„
- … 🙂
Das ist fernab von Whatsapp, Facebook, Instagram oder Twitter (dem Lieblingsspielzeug des Dummkopfs in Amerika) eine entschleunigte Kommunikation ganz nach meinem Geschmack 🙂 . Ich wünsche den beteiligten Personen: Möge eure amüsante Unterhaltung noch viele Jahrzehnte so weitergeführt werden.
Während wir an windgeschützter Stelle ein Schläfchen in der Sonne halten, klart es auch gegenüber am Eselstein zunehmend auf. Für den Abstieg vom Landfriedstein sehen wir uns jetzt nach Alternativen um, um nicht noch einmal den ganzen Weg zurück zur Koppenkarhöhe und dann wieder retour durch´s Landfriedtal gehen zu müssen. Auf den teils grasigen, teils felsigen und teils steinigen Steilhängen an der Südostseite des langgezogenen Rückens scheint es nicht so schlecht zu gehen.
Und tatsächlich bahnen wir uns mit langsamen, konzentrierten Schritten einen Weg über die Flanke hinab zu den Markierungstafeln bei der Weggabelung Landfriedtal-Gjaidsteinsattel. Von hier ist es nicht mehr weit zur markierten Abzweigung auf den Eselstein. Über die Ostseite leitet der steinübersäte Steig hinauf. 2 Wanderer kommen uns von oben entgegen, ansonsten ist es auch hier einsam.

Beim Aufstieg auf den Eselstein: Blick auf unsere Abstiegsroute vom Landfriedstein – ca. in Bildmitte
Am Gipfel empfängt uns ein großer Steinhaufen und ein Gipfelbuch. Für Ingrid ist es der erste Besuch auf diesem Gipfel. Für mich der vierte – und – das bestätigt später zu Hause ein Blick in meine Tourendatenbank: Mein allererster Quadrathlon-Gipfel.
Ich habe heuer ja schon einige Male über Triathlon-Gipfel sinniert – also jene Berge, die ich bisher bereits in verschiedenen Disziplinen besucht habe: Bei einer Wandertour, auf Schneeschuhen und mit Tourenski. Beim Eselstein kommt eine weitere Disziplin hinzu: Nämlich der Aufstieg über den Jubiläums-Klettersteig.
Vom folgenden Abstieg über die Feistererscharte und das Guttenberghaus hinab zum Ghf. Feisterer inmitten herrlicher Almrauschfelder gibt es nicht mehr viel zu schreiben – mit einer Ausnahme: Ein Mann und eine Frau haben sich unweit der Fischermauer in einer Lautstärke und mit einer Heftigkeit an Worten gestritten, dass einem Angst und Bange werden konnte.
Fazit der Tour:
Die Landschaftsschönheiten des südlichen Dachsteingebirges sind unbestritten und allgemein in Wandererkreisen bekannt. Dementsprechend stark besucht sind mitunter in der Hauptsaison die gängigsten Wanderziele. Aber auch wenn man es etwas ruhiger haben möchte, findet sich für den geübten Geher mit Orientierungssinn das eine oder andere durchaus lohnende Platzerl. Und falls jemand eine Nachricht hinterlassen möchte: Am Landfriedstein gibt es ein kleines Hefterl dafür 🙂 .
Liebe Grüße – Dein / Ihr / Euer Christian