Bist Du mit dem Begriff „Sinuslift“ vertraut?
Wenn Ja, dann hoffentlich nicht aus eigener Erfahrung oder höchstens nach einem komplikationsfreien Verlauf.
Wenn Nein – so ist das keine peinliche Wissenslücke. Es handelt sich dabei weder um eine Sonderform einer mathematischen Winkelfunktion noch um einen Fahrstuhl im Zeitalter von Industrie 4.0. Und auch nicht um eine moderne Aufstiegshilfe in Schigebieten. Der Sinuslift hat auch gar nichts mit Skitouren, Schneeschuhwandern oder Bergsteigen zu tun – im Gegenteil: Vorübergehend verhindert er diese Aktivitäten.

In den Bergen sollte man fit und schmerzfrei sein. Dann kann man auch mit den sonstigen Herausforderungen – wie z.B. nur 3 Meter Sicht am Gipfel des Dromeisspitz – besser umgehen.
Aber offenbar ist es bei oidn Manndln so, dass sie alle paar Monate in ihrem Elan gestoppt werden müssen, damit sie nicht zu übermütig werden. Denn das Jahr 2018 startete in meiner Wanderstatistik fast mit einem Allzeithoch, was natürlich auch dem heuer endlich einmal wieder herausragenden Winter zu verdanken ist, der diesen Namen auch verdient.

Bei Bruchharsch oder großer Lawinengefahr besser in Pistennähe wie hier am Mooskopf über dem Shuttleberg Flachauwinkl-Kleinarl
Neben Skitouren in Pistennähe, die wir bei Bruchharsch bevorzugten, gab es heuer auch bereits einige sehr schöne Touren im Gelände bei herrlichen Pulververhältnissen.

Die ehemalige Schipiste von Moosheim zum Michaelerberghaus wurde schon vor vielen Jahren aufgelassen, wird aber vom Wirt des Michaelerberghauses nach wie vor zur kostenfreien (Einkehr empfehlenswert) Benützung präpariert.
Bei den Pistentouren ist es mittlerweile schon Usus geworden, dass dafür ein Obolus eingehoben wird – sei es in Form einer äußerst fairen Parkgebühr (für das Auto) von 5 Euro wie am Loser oder dem Tourengeher-Ticket von ebenfalls 5 Euro pro Person am Galsterberg bis zur unverschämten Pistengeherkarte von 14 Euro auf dem eher bescheidenen Schigebiet der Wurzeralm.
Eine preisliche Ausnahme nach oben mit 18 Euro, die aber unseres Erachtens akzeptabel ist, stellt das Pistentourenticket am Shuttleberg Flachauwinkl – Kleinarl dar. Für diesen Preis darf man 2 Lifte benützen und neben der markierten Aufstiegsspur am Pistenrand kann man an vielen Stellen auch abseits der Piste aufsteigen.
Für die Abfahrt gibt es neben den zahlreichen Pisten (auf für springbegeisterte Snowboarder werden viele Schanzen geboten) ebenfalls viele Tiefschnee-Varianten. Und je nach Routenvarianten kann man dann durchaus mehr als 1.500 Aufstiegshöhenmeter und (dank zweimaliger Liftunterstützung) 2.300 Abfahrtshöhenmeter mit einer Gesamtdistanz bis zu 25 Kilometer zurücklegen. In Summe ein ausgiebiges Tageserlebnis.
Dank der heuer auch in geringeren Seehöhen üppig vorhandenen Schneeauflage sind heuer auch wieder die Skitouren von Moosheim / Bahnhof Gröbming zum Michaelerberghaus möglich.
Dank der vom Wirt des Michaelerberghauses präparierten ehemaligen Schipiste (dort wo sich der junge AlpenYeti vor 40 Jahren als Alpinfahrer versuchte), haben auch die weniger „geländegängigen Tiefschneefahrer“ die Möglichkeit für einfache lawinensichere Skitouren.
Dieser Aufstieg lässt sich dann noch gut bis zum Gipfel des Kochofen verlängern, wodurch sich dann ganz statthafte 1.250 Höhenmeter aufsummieren.
Neben diesen Pistentouren – auch der Pleschnitzzinken und die Hochwurzen standen wieder am Programm – ging es auch einige Male ins Gelände, zum einen zu den jedes Jahr am Tourenplan stehenden Skitourenzielen wie Hirzberg, Ausseer Zinken und Dromeisspitz und zum anderen heuer auch wieder zu Tourenzielen, die wir in größeren Abständen aufsuchen, wie den Spirzinger in den Radstädter Tauern oder den Karlspitz im Kleinsölktal.
Hirzberg
Die Tour auf den Hirzberg muss ich nicht mehr näher beschreiben. 20 Mal stand ich seit 2004 bereits auf diesem – meist abgeblasenem – Gipfel im Kemetgebirge. 18 Mal davon mit Tourenski und 2 Mal mit Schneeschuhen.
Die heurige Skitour war gekennzeichnet durch enorme Schneemassen. Ich hatte zwar gehofft, die 5 Tage zuvor von Bergfex Heli gelegte Spur würde mir die Orientierung und Anstrengung etwas erleichtern, nach 2 neuerlichen Schneetagen war aber von der Spur nichts mehr zu erkennen. Lediglich bis zur Brandalm erleichterte eine Skidoo-Spur das Vorwärtskommen.
Durch die Sonneneinstrahlung wurden die Felle im unteren Bereich angefeuchtet und weiter oben im Wald im an und für sich guten Pulverschnee sollte sich das rächen. Bis zu 20 cm hoch wurden die Stöckel und erschwerten den Anstieg. Bei der Felsstufe dachte ich kurz über die Umkehr nach, nachdem ich nicht auf Anhieb über die Anhöhe drüberkam. Aber schließlich plagte ich mich doch in einem kraftraubenden Akt hinauf und weiter ging es im lichten Hochwald, wo ich mangels vorhandener Spur einige Male von der Ideallinie abwich.
Oberhalb der Waldgrenze ging es aber einfacher weiter, die Felle klebten nicht mehr und die enormen Schneemassen ließen heuer eine beliebige Spuranlage in direkter Linie über die Dolinen und Latschenfelder zu.
Direkt beim Gipfelkreuz dann der fast übliche, schneidige Eiswind, der mich gleich wieder zur Abfahrt trieb.
Ausseer Zinken
Ebenfalls im Dachsteingebirge – dieses Mal nicht aus dem Ennstal sondern aus dem steirischen Salzkammergut – verläuft der Skitourenklassiker auf den Ausseer Zinken, wo uns heuer zwar nicht die beste Sicht, dafür aber herrliche Pulverschneeverhältnisse erwarteten.
Auf der üblichen Route von der kleinen Parknische nördlich des Ödensees führt die Route westwärts zur Gsprangalm und weiter zur Handleralm. Knapp oberhalb dieser verlässt man den Wald und steht bald beim Gipfelkreuz.
Spirzinger
Weniger häufig als auf den beiden vorgenannten Gipfel waren wir bisher am Spirzinger (nämlich erst 3 Mal und jedes Mal mit Schneeschuhen). Aber zumindest beim Ausgangspunkt bei der Gnadenalm nahm schon so manche Skitour ihren Ausgang.
Dieses Mal haben wir ab der Hintergnadenalm eine neue Anstiegsroute erkundet. Ingrid war der anfangs sehr steilen Route direkt Richtung Westen bergan bereits vor Jahren ungewollterweise einmal gefolgt, für mich war es aber Neuland.

Nach 300 steilen Aufstiegshöhenmetern erreicht man ein weites Plateau. Rechts das felsige Spazeck – in Bildmitte hinten der Schneegipfel des Spirzinger.
Nach dem Steilhang über etwa 300 Höhenmeter erreicht man ein herrliches Hochplateau, welches südlich vom Spazeck und nördlich der Südwiener Hütte zum Steilaufschwung des Spirzinger führt. Unter den zahlreichen Aufstiegsspuren (einsam ist es hier wahrlich nicht) suchten wir die für uns angenehmste aus und folgten ihr bis zum sturmumblasenen Gipfelkreuz am 2.066 Meter hohen Spirzinger.
Wie üblich bei solchen Wettersituationen bleibt man nicht allzu lange – schnell ein paar Fotos und dann abwärts im teilweise pulvrigen, teilweise aber auch harschigen Schnee. Auf Grund des schwer zu fahrenden, schnittigen Schnees fuhren wir ab der Hödhütte auch großteils am Forstweg hinab zur Hintergnadenalm. Und von dort heißt es Schieben – hinaus zur Vordergnadenalm.

Blick über unser Abfahrtsgebiet Richtung Südwiener Hütte / Hödhütte zu den „Pleißlingkeilen“ in den Radstädter Tauern
Karlspitz
Eine weitere Skitour möchte ich noch beschreiben – nämlich jene auf den 2.212 Meter hohen Karlspitz über dem Kleinsölktal in den Schladminger Tauern. Obwohl ganz auf diese Höhe kommt man im Winter normalerweise nicht – das Gipfelkreuz steht etwas unterhalb auf einem „Vorhügel“ auf ca. 2.182 Meter Höhe.
4 Mal war ich zuvor bereits auf diesem Gipfel, 2 Mal mit Schneeschuhen, einmal im Sommer im Zuge einer Wandertour mit Übergang zum Kleinen Knallstein und 1 Mal mit Tourenschi.
Bis zur Bröckelalm folgen wir beim Aufstieg dem markierten Sommerweg, dann halten wir uns einmal ostwärts und einmal südost- bis südwärts.
Ja, weil es so perfekte Pulververhältnisse gab, sind wir von der Bröckelalm gleich 2 Mal aufgestiegen. Einmal bis nördlich der Karlscharte und einmal bis zum Gipfelkreuz.

Bei unserem ersten Anstieg bis zum Kammverlauf nördlich der Karlscharte folgten wir einigen nicht allzu alten Schispuren
Die Abfahrt war genial, ganz unten haben wir dann aber die Route über die Forststraße gewählt, weil im Steilwald doch fast zu wenig Schnee lag.
Abschließend möchte ich noch einmal auf den eingangs erwähnten Sinuslift zu sprechen / schreiben kommen. Vielleicht hast Du Dich ja mittlerweile schlau gemacht, um was es da geht. „Empfehlenswert“ 😉 ist vor allem das folgende Video – aber Vorsicht: Nichts für Menschen mit schwachem Magen! https://www.youtube.com/watch?v=wV1xzffMcgo
Nun besagter Sinuslift hat mich mittlerweile bereits 6 potentielle Skitourentage bei guten bis besten Schneeverhältnissen und akzeptablem bis herrlichen Wetterverhältnissen gekostet.
Aber vielleicht hat diese OP ja auch was Gutes. Denn immerhin wurde mir hier bovines Knochersatzmaterial implantiert. Und jetzt habe ich 3 Theorien, was sich daraus entwickeln könnte.
- Mir wächst ein „Kaibi-Haxn“ aus der Wange (oberste Etage)
- Mir wächst ein „Kuh-Euter“ aus der Brust (mittlere Etage)
- Oder aber das Material stammte von einem „Stier“ und mir wächst eine weitere Etage tiefer ein riesiger …
Wie dem auch sei – habt schöne, unfallfreie Touren.
Liebe Grüße – Dein / Ihr / Euer Christian