Nach der Überschreitung von Angerkogel und Nazogl (2014) und der Wanderung über die Luseralm zum Silberkarsee/Hölltalsee (2015) ist es uns nach einer Pause im Jahr 2016 heuer wieder gelungen, einen Termin für einen Firmen-Wandertag zu finden. Wobei der Begriff „Firmen-Wandertag“ zu hoch gegriffen ist – eher ein Wandertag der „üblichen Verdächtigen“ (inkludiert auch 2 Ex-Kollegen) sowie einiger attraktiver Neuzugänge 🙂 .
Zwei potentielle Tourenziele habe ich im Vorfeld ausgesucht: Die heiklen Wetterverhältnisse bei Föhnlage in den Tauern kennend, hätte ich am 09.09.2017 ein Ziel in den nördlichen Kalkalpen bevorzugt. Ich ließ mich aber von meinem ehemaligen Teamchef breitschlagen 😉 und erklärte schließlich die Kalkspitzen und den Giglachsee in den Schladminger Tauern als Ziel unserer heurigen Gemeinschaftswanderung.
Drei Routen-Alternativen bzw. Ausbaustufen der Wanderung habe ich vorbereitet – je nach Kondition, Wetter- und Stimmungslage. Am Ende des Tages (bzw. einige Tage später) sollte Vera berechtigterweise fragen, ob es sein könne, dass wir jetzt alle drei Varianten gegangen sind – ja sind wir 🙂 – aber dafür haben wir ja eine der geplanten vier Hütten ausgelassen. (Mathematik-Genies, die jetzt nachrechnen: Ja stimmt – in 3 Hütten sind wir eingekehrt – doch über die dortigen Vorkommnisse wird natürlich strengstes Stillschweigen bewahrt).

Unsere Wanderroute entgegen dem Uhrzeigersinn: Ursprungalm – Brotrinnl – Oberhüttensee – Akarscharte – Steirische Kalkspitze – Lungauer Kalkspitze – Znachsattel – Giglachseehütte – Ignaz-Mattis-Hütte – Preuneggsattel – Ursprungalm
Landkartenausschnitte © BEV 2009, Vervielfältigt mit Genehmigung des BEV – Bundesamtes für Eich und Vermessungswesen in Wien, T2009/52304
Mit zwei Autos sind wir von Pichl-Preunegg zur Ursprungalm hinaufgefahren. Die anfangs ebene, später zunehmend steile Schotterstraße wird bewacht von a) einem Maut-Kassier und b) zwei Gespenstern – einem schönen und einem schiachen (weil mageren, „tucharmen“), wie Angie konstatiert.
Acht Personen sitzen in den Autos (2 Teilnehmer würden später nachkommen). Der Maut-Kassier zückt sein Handy und errechnet darauf aufwändig den fälligen Gesamtbetrag. Jeder von uns dachte sich, das müssen ja ganz krumme Beträge sein, weil das so lange dauert. Im Endeffekt waren 32 Euro zu bezahlen. (Mathematik-Genies, die jetzt nachrechnen: Ja stimmt – 4 Euro pro Person).
Schnitt / Zeitsprung: Wir stehen beim Parkplatz bei der Ursprungalm auf fast 1.600 Meter Höhe. Während es auf der gesamten Nordseite (Richtung Dachstein) herrlich wolkenlosen Himmel gibt, stauen sich von Süden bereits Föhnwolken gegen die Tauern („ich hab´s euch ja gesagt„). Der Wind pfeift uns um die Nasenlöcher – Regina findet Gefallen daran, sich dieselben mittels sprachgesteuertem Handy-Selbstauslöser aus diversen Blickwinkeln abzulichten (*Cheese*) 🙂 .
Ein Schild mahnt zur Einhaltung der Parkordnung innerhalb der Bodenmarkierung. Für Oberösterreicher scheinen hier eigene Regeln zu gelten 🙂 .
Schnitt / Zeitsprung: Wir stehen in der Brotrinnl-Scharte. Der Föhn ist heftiger geworden, die tiefliegenden Wolken bzw. der hochliegende Nebel dichter. Man versteht fast sein eigenes Wort nicht mehr. Zierlichere Persönchen laufen Gefahr, vom Winde verweht zu werden. Typische Föhnstimmung – Hauptsache in den nördlichen Kalkalpen herrscht prächtiges Schönwetter („ich hab´s euch ja gesagt„).
Steil verlaufen die ersten Meter beim Abstieg zum Oberhüttensee. Der Wind sorgt für Wellen am See – dieser scheint angesichts des Wetters zu schäumen. Der einzige Vorteil den ich jetzt in der schlechten Sicht erkennen kann: Man sieht nicht den langen Aufstiegsweg in die Akarscharte.
Im Stillen bedaure ich, dass ich den Wander-Kolleg(inn)en diese unerfreulichen Verhältnisse zugemutet habe. Die Gruppe zieht sich beim Wiederaufstieg allmählich in die Länge und hätte ich die Wanderung zu diesem Zeitpunkt bewerten müssen: Ich hätte sie als besch….eiden bezeichnet.
In der Akarscharte keimt ein Funken Hoffnung auf. Gelegentlich lichten sich die Wolkenfetzen und geben den Blick frei auf unser erstes Gipfelziel – die Steirische Kalkspitze. Und auch Jürgen, der ja nachkommen wollte, hat sich mittlerweile gemeldet. Er wollte uns nicht etwa am kürzeren Weg entgegenkommen – nein, in einer unglaublichen Sprintleistung ist er uns auf unserer Route nachgelaufen und er würde bald aufschließen können.
Ob jetzt er von Koko, der nun ja auch schon etwas in die Jahre gekommen war, gebremst wurde, wie Jürgen uns glauben machten wollte, war später nicht mehr eruierbar (Koko hat mir jedensfalls etwas Gegenteiliges geflüstert 🙂 ).
Wir wollten aber nicht in der Akarscharte warten, sondern sind nach einer kurzen Foto-Session zum Gipfelkreuz auf der Steirischen Kalkspitze aufgestiegen. Hier kam es nun auch zum Treffen mit Jürgen – Koko bewachte einstweilen die Akarscharte.
Lange blieben wir nicht am sturmumwehten Gipfel, der genau die Grenze zwischen Föhnwalze im Süden und Schönwetter im Norden bildete. Einmal möchte ich es noch anbringen: Ich hab´s euch ja gesagt“ 😉 .
Schnitt / Zeitsprung: Akarscharte. Während die Mädels beschließen, gleich zur Giglachseehütte abzusteigen, wollen die „richtigen Männer“ (und Koko) noch auf die Lungauer Kalkspitze aufsteigen – mit 2.471 Meter der höhere der beiden Gipfel.
Schnitt / Zeitsprung: Giglachseehütte. Einkehr. Die Mädels warten schon. Sie haben mittlerweile eine nette Bekanntschaft gemacht. Von einer Zirbenschnapsrunde der netten Bekanntschaft gestärkt („aber geschlafen wird dahoam“), stimmen Regina und „ihre Dirndln“ einer Umrundung des Giglachsees zu. Zuvor noch mehrere Appläuse für Gerhard, der unsere Zeche übernommen hat.
Schnitt / Zeitsprung: Ignaz-Mattis-Hütte. Einkehr. Applaus für Jürgen, der unsere Zeche übernommen hat. Danach zurück zum Preuneggsattel und Abstieg zur Ursprungalm.
Schnitt / Zeitsprung: Ursprungalm. Einkehr. Applaus für Stefan, der unsere Zeche übernommen hat.
Fahrt zurück über die kurvenreiche, schmale Schotterstraße (aber breit genug für einen Bus!) und im Tal – an den beiden Gespenstern vorbei – hinaus und hinab zur B320.
Fazit der Tour:
Im Verlauf der Tour habe ich mehrfach darüber nachgedacht, wie mir diese Wanderung gefällt. Ich hatte in der Vergangenheit meines nun schon 14-jährigen Blogs ja bereits einige Male darüber philosophiert, was für mich eine schöne, eine besondere, eine herausragende Wanderung ausmacht.
Anfangs – bis zum Oberhüttensee und wieder hinauf zur Akarscharte – würde ich die Tour eher mittelmäßig bewerten. Vor allem tat es mir für die Kolleg(inn)en leid, die um den Schaugenuss in der an sich tollen Landschaft gebracht wurden. Aber im Verlauf der Tour als sich die Wolken mehr und mehr lichteten, als wir endlich „komplett“ waren und natürlich bei den fröhlichen Einkehren bei angenehmen Temperaturen und Sonnenschein waren alle Unannehmlichkeiten vergessen.
Und ich kann voller Überzeugung sagen: Ja, das war eine sehr schöne Tour mit …
- großartigen, abwechslungsreichen Landschafts-Eindrücken (mit Gipfeln, Seen, Almen, Hütten)
- konditionellen Herausforderungen (1.465 Höhenmeter und 19,9 Kilometer)
- wunderbaren Begleitern
- fröhlichen Einkehren (Giglachseehütte, Ignaz-Mattis-Hütte, Ursprungalm)
Liebe Grüße – Dein / Ihr / Euer Christian