Die Scheichenspitze, 2.667 Meter hoch, erhebt sich mächtig über das Hochplateau von Ramsau am Dachstein. Dieser eindrucksvolle Gipfel ist gewiss kein Wanderziel, welches man so nebenbei im Vorübergehen mitnimmt. Schon gar nicht, wenn man direkt im Tal beim Ghf. Feisterer startet – denn immerhin sind dann am Hin- und Rückweg inklusive einiger Gegensteigungen ca. 19 Kilometer und mehr als 1.600 Höhenmeter zu bewältigen.

Aufnahme aus einem früheren Jahr: Scheichenspitze (links) – Hohe Rams (Bildmitte) – Eselstein (rechts). Ganz rechts auf der glatten Schneefläche befindet sich das Guttenberghaus.
Aber genau dieses „ungewollte“ Besteigen ist uns an einem unserer freien Donnerstage im September „passiert“. Denn eigentlich war die Wetterprognose gar nicht rosig, für den Nachmittag war ein Wettersturz angekündigt. So hatten wir auch keinen Wecker gestellt. Als dann aber am Morgen die Sonne vom wolkenlosen Himmel strahlte, wollten wir doch kurzerhand einen Ausflug im südlichen Dachsteingebirge unternehmen.
Zumindest bis zum Guttenberghaus wollten wir vor dem Aufziehen der stürmischen Kaltfront kommen. Dann wollten wir weitersehen.
Bevor ich aber jetzt mit meinem Bericht fortfahre, ein kurzer Einschub: Gerade als ich diese Zeilen schreibe läuft im Fernsehen ein Bericht über die kuriose Randsportart „Frauentragen“ 🙂 . Dabei hängt die Frau kopfüber am Rücken des Mannes – für die Sieger gab es übrigens 20 Kisten Bier. Wieder eine neue Sportart kennengelernt – über das Extrembügeln habe ich ja schon einmal geschrieben. Wo wir gerade so gemütlich über Extremes plaudern – weil kürzlich im Gespräch mit Arbeitskollegen die Rede darauf gekommen ist: Die gebärfreudigste Mutter der Welt hat übrigens 69 Kinder!“
Aber zurück zum Thema: Wir starten unsere Wanderung beim Parkplatz unterhalb vom Ghf. Feisterer.

Unsere Wanderroute vom Ghf. Feisterer in Ramsau am Dachstein über das Guttenberghaus zur kleinen Runde über die Hohe Rams und die Scheichenspitze
Landkartenausschnitte © BEV 2009, Vervielfältigt mit Genehmigung des BEV © Bundesamtes für Eich- und Vermessungswesen in Wien, T2009/52304
Vom Feisterer folgen wir dem markierten Wanderweg, vorbei an der Lärchbodenalm und der Talstation der Materialseilbahn zum Guttenberghaus. Ein sportlicher Geher überholt uns, wir sollten ihm später am Tag noch einmal begegnen, als er uns ein 2. Mal überholt.
Wenig später überholen wir 4 Wanderinnen – so unterschiedlich ist das Gehtempo der einzelnen Bergbesucher. Am Himmel über uns sorgen zwischenzeitlich 2 Hubschrauber für lautstarken Lärm.
Beim Guttenberghaus angekommen, ziert noch immer kein einziges Wölkchen den Himmel. Lediglich von Süden schiebt sich eine Föhnwalze über die Niederen Tauern. Der Wettersturz soll aber aus Richtung Nordwesten kommen – noch ist aber weit und breit nichts davon zu bemerken.
Wir schlendern weiter in die Gruberscharte. Noch immer wolkenlos. Also steht einem Besuch der Hohen Rams nichts im Wege. Der Aufstieg erfolgt über den Ramsauer Klettersteig, für den wir heute kein Klettersteigset benötigen.
Auf der Westseite dieses für uns schönsten aller Klettersteige haben wir aber damals bei unserem Besuch am 18.08.2014 sehr wohl die volle Klettersteig-Ausrüstung verwendet.
Schließlich stehen wir um 12:00 Uhr bei noch immer wolkenlosen Himmel beim Steinmandl auf der Hohen Rams. Hier überholt uns jetzt der sportliche Wanderer vom frühen Vormittag ein zweites Mal. Wir halten uns nicht lange auf und folgen ihm Richtung Westen zum großen Gipfelkreuz auf der 2.667 Meter hohen Scheichenspitze. Zwar etwas windig und frisch, aber noch immer wolkenlos.

Zu Mittag auf der Hohen Rams. Dem Übergang auf die Scheichenspitze (links) steht wettermäßig nichts im Wege
Lange halten wir uns auch hier nicht auf. Ein kurzes Stück noch Richtung Westen, teilweise mit Hilfe von Drahtseilen, bald aber dreht der Weg über Schotterfelder nach Norden, ehe es wieder ostwärts zurück durch das Landfriedtal zur Gruberscharte geht.
13:45 Uhr ist es jetzt. Erste harmlose Wölckchen ziehen von Nordwesten über den Koppenkarstein herein. Der Eselstein vor uns liegt noch gänzlich in der Sonne. Lediglich im Süden über den Tauern erkennt man die sich ohnehin schon den ganzen Tag stauenden Wolken.
10 Minuten später – Blick zurück zur Scheichenspitze. Jetzt schon etwas wolkiger.
Und noch einmal eine Viertelstunde später. Komplett zugezogen und finsterer.
Als wir uns an einer Schafsherde mit einigen noch ganz kleinen Lämmern vorbei dem Guttenberghaus nähern, ist der Sinabell bereits von Wolken verhangen.

Das Kleine ist neugierig und kommt immer wieder zu uns gelaufen. Aber wenn die Mama ruft, rennt es sofort wieder zurück zu ihr.
Und dann geht es wirklich rasant. Starke Windböen peitschen feuchte Wolkenschwaden heran, aus denen es zeitweise leicht nieselt.
Fazit:
Den heutigen Tag hatten wir noch perfekt genutzt mit einer ungeplanten Besteigung eines der schönsten und aussichtsreichsten Gipfel im Dachsteingebirge (der für mich früher lange Zeit „der Dachstein“ war).
Liebe Grüße – Dein / Ihr / Euer Christian