Im letzten Beitrag habe ich bereits erwähnt, dass der Obzova das Hauptziel unseres heurigen Wanderurlaubes auf der kroatischen Insel Krk war.
Meist liest man die Bezeichnung Obzova, aber auch Obzovo kommt auf diversen Wandermarkierungen vor. Auch bei der Höhen-Angabe für diesen höchsten Gipfel auf der größten Insel in der Adria gibt es diverse Varianten zwischen 567 und 569 Meter. Mag sein, dass die eine Höhe ohne und die andere mit dem großen Steinhaufen gerechnet wurde, der den Gipfel ziert.

Die Steige auf den Obzova sind gut markiert. Man überschreitet dabei weitere Gipfel mit so klingenden und leicht auf der mitteleuropäischen Zunge liegenden Namen wie Veli Vrh, Brestovica oder Zminja. Aber auch die möglichen Ausgangspunkte oder Wegkreuzungen wie Draga Bascanska, Zicevo oder Pod Brestovicu sind nicht minder geschmeidig.
Viele Wege führen auf den Obzova. Vor dem Start empfiehlt sich ohnehin die Besorgung der ausgezeichneten Krk-Wanderkarte in einem der Touristeninfo-Büros (z.B. hier auch zum Download). Der kürzeste und einfachste Anstieg verläuft vom höchsten Punkt der Verbindungsstraße Krk-Baska von Treskavac im Norden (ca. 200 Meter Höhe) über den Veli Vrh.
Von Osten gelangt man von der Ortschaft Draga Bascanska auf den Gipfel. Wir wählten aber den Anstieg von Westen direkt von unserem Hotel in Punat weg auf fast Meereshöhe. Auf dieser Route sammelt man die meisten Höhenmeter.
Zunächst führt die Wanderung durch den Olivenhain-Spazierweg, der auch für Mountainbiker markiert ist. Schon hier erhascht man immer wieder faszinierende Blicke über Punat mit seinem großen Jachthafen zur kleinen Klosterinsel Kosljun.
Bei der Umfahrungsstraße von Punat treffen wir au den ersten Holzwegweiser: Obzovo 2h10′ heißt es da – Stara Baska ist mit 3h20′ angeschrieben.
Von hier geht es zu einem Wasserbehälter und weiter auf einem Fußweg an 12 Kreuzwegstationen vorbei bis zu den „Tri krizi“ (drei Kreuzen), bei denen ein regelmäßig laut rufender „Kuhsucher“ mit seinem abgestelltem Auto das Fotomotiv etwas verschandelte. Wir vermuteten halt, dass es ein „Kuhsucher“ war – denn gelegentlich meldete sich eine Kuh mit lautem Muhen von irgendeiner anderen Stelle im steinigen Dickicht des kargen Geländes.
Der weitere Wegverlauf ist mit dem geschmeidigen Gipfelnamen „Veli Vrh“ gut markiert, die Sträucher beginnen sich langsam zu lichten. Schließlich gelangen wir in der Nähe eines kleinen Häuschens zur Weggabelung Zicevo.
Nach links (Norden) geht es nach Treskavac (zur Straße Richtung Baska). Wir wählen den Weg nach links (Süden) auf die freie Gipfelkuppe des Veli Vrh (541 m) mit einem großen Betonsockel samt Gipfelbuchkassette.
Der Ausblick über die mondlandschaftartige Steinwüste hinunter zum Meer ist großartig. Nach kurzer Pause geht es weiter südwärts auf die nächste Erhebung. Brestovica (555 m) nennt sich dieser Gipfel. Nicht immer erkennt man die Markierungen auf Anhieb, mit geeignetem Schuhwerk kann man aber ohnehin überall gehen und die Orientierung ist nicht sonderlich schwer.
An einigen steinumzäunten Schafpferchen vorbei erreichen wir schließlich den höchsten Punkt auf der Insel Krk – den Obzova (für mich 569 Meter hoch). Die Wanderer, die von Treskavac herauf gekommen sind, drehen hier wieder um. Wir möchten aber die weitere Überschreitung Richtung Stara Baska machen. Die kleine Ortschaft hatten wir im Vorjahr bereits auf unserer Wanderung von Baska nach Stara Baska und wieder retour kennengelernt.
Fasziniert betrachten wir die stacheligen, violetten Blumen in der kargen Karstlandschaft und eine Zeitlang beobachten wir etliche Mistkäfer, die Kotkugeln transportieren, welche ihre Körpergröße überragen. Ab und an vernehmen wir das Blöcken eines Schafes und gelegentlich lassen sich auch welche blicken. Und schließlich stehen wir am nächsten Gipfel. Vom 537 Meter hohen Zminja hat man einen tollen Tiefblick über den Talkessel um Baska.
Am Weiterweg Richtung Südosten treffen wir auf ein (Gipfel)kreuz – ebenfalls mit herrlichem Tiefblick. Von hier wählen wir zunächst noch den markierten Wanderweg bis zum Aussichtspunkt Lipica wo ein Wanderweg von Jurandvor über Batomalj heraufkommt.
Noch vor dem Veliki Hlam (ich habe die Entfernung falsch eingeschätzt) wählen wir eine weglose, ruppige Route (sollte eine meiner berühmt-berüchtigten Abkürzungen werden) über scharfkantige Felsen und durch Stechgrast mit ekeligen großen Spinnen (allerdings keine Schwarze Witwe, die hier ebenfalls heimisch ist) nach Kanjine, wo wir wieder auf einen markierten Wanderweg treffen, der uns auf einer noch unbekannten Route hinab ans Meer nach Stara Baska brachte.
So, nun stehen wir hier in Stara Baska, ca. 12 Kilometer von unserem Hotel entfernt. Der einzige Verbindungsweg ist die durch Ausflügler recht stark befahrene Straße, die uns zunächst wieder 220 Höhenmeter hinauf bringt. Über jeden kühlenden Windstoß sind wir dankbar. Das Gehen war zwar nicht übertrieben anstrengend, aber irgendwann hat man einfach keine Lust mehr.
Nur zäh verringert sich der Kilometerzähler am Straßenrand. 11, 10, 9, 8, ….

Am langen, faden Hatscher von Stara Baska zurück nach Punat machen wir noch einmal ordentlich Höhenmeter
Aber schließlich haben wir es geschafft. Der Ortsrand von Punat ist erreicht. Wir können das erfrischende Bier jetzt fast schon schmecken, noch sind es aber einige Hundert Meter bis zum Strand mit den zahlreichen Einkehrmöglichkeiten. Der freundliche, fröhliche Kellner ist erstaunt, wie schnell man ein Bier trinken kann, als wir kurz nach Erhalt der ersten bereits die zweite Bestellung aufgeben.
So, der Flüssigkeitshaushalt war wieder ausgeglichen. Das Abendessen genießen wir ein paar Restaurants weiter (wieder bei einem kühlen Bier) im milden Licht der untergehenden Abendsonne.
Am Ende des Tages zeigt das GPS-Gerät bzw. die Höhenmesser-Armbanduhr : In 9,5 Stunden haben wir 36,6 Kilometer und 975 Höhenmeter zurückgelegt. Unsere größte Tour während des heurigen Urlaubsaufenthaltes.
In den nachfolgenden Tagen kamen dann neben einigen Wanderungen entlang des Meeresufers noch 2 weitere Bergtouren in Baska hinzu: Einmal durch die bereits im Vorjahr zwei Mal durchschrittene Schlucht Vrzenica und einmal nach Sv. Mikul zwischen dem roten Leuchtturm Skuljica sowie den Buchten Vela Draga und Bracol.
Liebe Grüße – Dein / Ihr / Euer Christian