Genau 3 Wochen nach meiner letzten Grimming-Überschreitung in Ost-Nord-Richtung ging es am 06.07.2017 schon wieder über diesen mächtigen Berg. Und heute endlich einmal in Nord-Süd-Richtung, denn bisher bin ich erst zwei Mal nach Tauplitz/Kulm abgestiegen, im Aufstieg konnte ich die Route aber noch nie genießen.
Und eines kann ich gleich vorwegnehmen: Der Anstieg ist über die Nordseite doch um einiges einfacher und angenehmer als der Abstieg nach etlichen Stunden Wanderung.
Landkartenausschnitte © BEV 2009, Vervielfältigt mit Genehmigung des BEV © Bundesamtes für Eich- und Vermessungswesen in Wien, T2009/52304
Beim Start stehen am Kulm-Parkplatz bereits etliche Autos. Einerseits zwar kein Wunder, brechen wir doch erst um 08:00 Uhr auf, aber andererseits doch wieder erstaunlich für „unter der Woche“. Arbeitet denn niemand mehr 🙂 .
Der späte Aufbruch ist auf der Nordseite selbst am heutigen heißen Tag kein Problem. Im unteren Abschnitt bietet der Wald kühlenden Schatten, die sprudelnde Quelle brauchen wir deshalb noch nicht, und als wir nach der Felsstufe auf der Ostseite des Farbkogels mit Drahtseilunterstützung in die Sonne gelangen sorgt ein Lüftchen für erfrischende Temperaturen.
Eine Schulklasse (lauter Burschen) kommt uns in der weiten Schottergrube bereits von oben entgegen, 2 Gämse sind gar nicht aufgeregt und eher mit ihren Rangeleien beschäftigt, als wir an ihnen am Weg zum Klettereinstieg auf ca. 1.880 Meter Seehöhe vorüberziehen.
Die folgenden 400 Höhenmeter sind geprägt von anregenden Turnereien im Fels und schottrigen Steigen im Steilgelände. Aber wie bereits erwähnt – aufwärts kein Problem. Bei der letzten Passage hilft dann wieder ein Drahtseil weiter – hier sehen wir bereits zum Gipfelkreuz hinauf.
Die vor 3 Wochen noch imposante Schneewechte hat sich zu einem mickrigen Schneehäuflein reduziert. Ein schneller, neugieriger Blick in die Biwakschachtel und dann weiter hinauf zum Gipfelkreuz, wo wir uns aber nicht lange aufhalten, da es trotz des heutigen „heißen Badetages“ hier in 2.351 Meter Seehöhe im Wind doch recht frisch ist.
Wenn man noch nie am Grimming war und den Berg nur mit Respektabstand aus dem Ennstal oder dem Salzkammergut kennt, kann man kaum glauben, wie viel Grün hier heroben auf dem weiten Plateau am Weg zum Multereck anzutreffen ist. Und dieser Abschnitt zieht sich auch ganz schön in die Länge.
Hier an windgeschützter Stelle suchen wir uns ein Schlafplätzchen, ehe wir uns an den zwar nicht sonderlich schwierigen aber steilen und doch recht mühsamen Abstieg machen. Wieder helfen Drahtseile über teils glatte und teils gerillte Felsplatten hinweg. Rascher und angenehmer geht es über das folgende Schotterfeld ehe abermals ein Latschenabschnitt den Schritt einbremst.
Bei der karg sprudelnden Quelle in einer Felsnische gleich ein junger Wanderer gerade sein Flüssigkeitsdefizit aus. Mit nur einer einzigen Flasche (ein halber bis maximal ein Dreiviertel-Liter) ist er in der prallen Sonne über den Südostgrat aufgestiegen und hat bereits beim Gipfelkreuz seinen letzten Schluck verbraucht.

Fast 1.700 Höhenmeter liegen zwischen dem Ennstal und dem Grimming-Gipfelkreuz. Hier sollte man am südseitigen Anstieg auf jeden Fall genügend Flüssigkeit einpacken.
Auch wir gleichen unseren Wasserhaushalt aus ehe wir weiter ziehen. Über eine gebrechlich wirkende Eisenleiter geht es abwärts und endlich erreichen wir normales Gehgelände. An der Grimminghütte vorbei laufen wir im Schweinsgalopp hinunter nach Trautenfels, wo wir ein zweites Auto geparkt haben.
Fazit der Tour:
Der Anstieg über die Nordseite ist wesentlich lustiger als der Abstieg. Auch wenn das nicht alle so sehen dürften, denn in der ersten seilgesicherten Felsstufe sind uns 2 Wanderer entgegen gekommen, die sich auch den Fels-Anstieg nicht mehr zugetraut hatten. Somit konnte ich jetzt bereits 4 verschiedene Anstiegswege zum Grimming-Gipfelkreuz kennen lernen.
Liebe Grüße – Dein / Ihr / Euer Christian