Am 24.06.2017 suchten wir uns eine würdige Abschlusstour einer intensiven Wander-Urlaubswoche: Ziel war ein ganzjähriger Bergklassiker (Wandern, Schitouren, Schneeschuhtouren) – der Große Knallstein in den Schladminger Tauern. Und nach den Strapazen der Hochhaide-Überschreitung schworen wir uns, heute am markierten Wanderweg zu bleiben (naja, ganz daran gehalten haben wir uns dann doch nicht – der Yeti in uns war stärker 😉 .
Landkartenausschnitte © BEV 2009, Vervielfältigt mit Genehmigung des BEV © Bundesamtes für Eich- und Vermessungswesen in Wien, T2009/52304
5 Mal steht der Knallstein bisher in meinem Tourenbuch, aber bereits Jahrzehnte (ab den späten 1980-er Jahren) bevor ich mit diesen Eintragungen (ab 01.01.2004) startete, stand ich schon auf diesem eindrucksvollen Gipfel, der es trotz seiner beachtlichen Höhe von 2.599 Metern zwar nicht ganz in die höchsten Top 10 Gipfel der Schladminger Tauern schafft, der aber neben der landschaftlichen Vielfalt und Schönheit wohl auch zu den unschwierigeren Wandergipfeln dieser Gebirgsgruppe zählt.
Ausgangspunkt ist der große Parkplatz an der Nordeinfahrt nach St. Nikolai im Sölktal. Fast 1.500 Höhenmeter warten auf den Wanderer, ehe er den phantastischen Rundumblick beim Gipfelkreuz bewundern darf. Aber auch unterwegs faszinieren immer wieder großartige Landschaftsimpressionen, allen voran die verschieden-farbigen Seen. Mit 5 Stunden ist die Gehzeit im Ortszentrum von St. Nikolai angegeben. Wenn man nach einer halben Stunde den Forstweg verlässt und einem steinigen Steig in den Wald folgt, sind noch immer 5 Stunden angegeben.
Aber selbst für uns eher durchschnittlich schnelle Geher war der Anstieg (neben 140 Fotos) in weniger als 3 1/2 Stunden machbar. Die untersten 500 Höhenmeter sind dabei zwar noch etwas monoton, nur gelegentlich kann man bereits einen Blick auf das Gipfelziel erhaschen. Interessant aber wird es dann ab der Kaltherberghütte (1.608) – und nicht nur deshalb weil hier ein mit diversen Quellwasser-gekühlten Getränken gefüllter Brunnen bereits Vorfreude auf den Wiederabstieg macht 🙂 . Denn ab jetzt warten quasi im 200-Höhenmeter-Abstand neue Landschaftshöhepunkte.
Nach einer Steilstufe durch ein Wäldchen, wo wir ein Wanderer-Paar überholen, gelangt man zum Unteren Klaftersee (1.884). Nur ca. 70 Höhenmeter weiter oben liegt der Oberer Klaftersee – allerdings liegt dieser etwas abseits des Weges, so dass man ihn erst etwas höher richtig wahrnimmt. Und bald schon steht man auf einem Hochplateau auf ca. 2..200 Meter – rechter Hand steigt der markierte Weg nun etwas steiler, aber nie ausgesetzt oder schwierig, bergan. Auf der linken Seite liegt der Weißensee, den wir dann nach unserem Abstieg besuchen wollen.
Unser Aufstieg wird jetzt seit geraumer Zeit von Hubschrauber-Lärm begleitet. Hoffentlich ist da nichts passiert. Lange Zeit können wir das Fluggerät nicht ausmachen, allzu weit entfernt kann es aber nicht sein. Irgendwie klingt es so, als ob der Hubschrauber „unter uns“ wäre.
Am Weg von der ebenen Wiesen-Terrasse über die letzten 400 Höhenmeter kommen uns von oben 3 Wanderer entgegen, beim Gipfelkreuz am Großen Knallstein sind wir aber alleine. Abgesehen von einer sehr großen und sehr dicken Maus, die sich wenige Meter neben uns einmal aus dieser und einmal aus einer anderen Felsspalte zeigt. Die ausgelegten Müsliriegel-Brösel zwecks Foto-Falle ignoriert sie aber dann in der Folge.
Unter uns sehen wir jetzt mehrfach den Hubschrauber, der wohl irgendetwas zum Ahornsee transportiert, den wir heute ohnehin auch noch besuchen wollen. Gelegentlich steigt der Hubschrauber höher, kreist über dem Weißensee und überfliegt tollkühn den eindrucksvollen Zackengrat, den ich vor Jahren auf meinem Weg vom Seekarlspitz zum Knallstein überschritten bzw. umgangen habe.
Gelegentlich auffrischender Wind und vor der Sonne liegende Wolken lassen uns nach einer kurzen Pause bald wieder absteigen. 5 weitere Wanderer (und ein Hund) kommen uns entgegen. Auf etwa 2.250 Meter Höhe verlassen wir den markierten Wanderweg und queren zum äußerst fotogenen Weißensee. Über Blockgestein geht es weiter zu einem kleinen, grün schimmernden, namenlosen Seelein zwischen dem Weißensee und der Knallstein-Südflanke, die von etlichen Schafen bevölkert wird, deren „Hinterlassenschaften“ auch beim Gipfelkreuz oben sicht- und riechbar waren.
Das kleine Seelein kann man besuchen, muß man aber nicht. Also wieder zurückgeturnt über die teils autogroßen Felsblöcke zurück zum Weißensee-Ostufer. Hier könnte man es aushalten. Wir aber schlenderten weglos weiter Richtung Südosten zu dem ca. 140 Höhenmeter tiefer liegenden Ahornsee. Und hier erkannten wir auch a) warum das Hubschrauber-Getöse plötzlich verklungen ist und b) was es mit den Flügen überhaupt auf sich hatte: Kleinere Grüppchen von Tauchern (?) standen da unten am See, ein Schlauchboot am See und zahlreiche Gepäckstücke am Nordwestufer. Und auch der Hubschrauber „parkte“ dort.
Über blühende Almrauschfelder stiegen wir tiefer und steuerten das Nordostufer an, wo wir es uns für ein kleines Päuschen mit Fußbad gemütlich machten, während der Hubschrauber wieder abhob und in der Folge mehrmals knapp über dem See an uns vorbeizog und nach der Geländekante tollkühn in die Tiefe „stürzte“, um kurz darauf wieder ebenso knapp über den Abhang herauf zu kommen.
Meine eher im Spaß vorgebrachten Pläne, durch das „Gstauda“ einen Abstieg über den Steilhang zu einem in der Landkarte eingezeichneten, unmarkierten Steig zu suchen, hat bei Ingrid zum „totalverweigernden Protest“ geführt. Aber nach den Strapazen bei der Hochhaide-Überschreitung in den Rottenmanner Tauern hatte ich selbst natürlich auch keine Lust auf beinzerkratzende Experimente 🙂 . Sollen erst einmal die vielen bestehenden Wunden verheilen.
Stattdessen suchen wir uns einen zwar auch weglosen aber relativ einfachen Übergang zurück zum markierten Aufstiegsweg, den wir beim Oberen Klaftersee erreichten. Von hier waren es nur noch 350 Höhenmeter hinab zur Kaltherberghütte, wo wir das faire Angebot für Bier und Radler gerne annahmen. Das Geld ist in eine Kassa neben der Eingangstür der Hütte einzuwerfen! Eine Handlung, die – wie uns der gerade vorbeikommende und den Brunnen-Inhalt auffüllende Jäger (?) – von so manchem Wanderer wohl leider „vergessen“ wird.
Derart gestärkt traten wir den Abstieg an und erreichten unseren Ausgangspunkt beim Parkplatz in St. Nikolai im Sölktal eine Dreiviertelstunde später.
Fazit der Tour:
Der Große Knallstein gehört für uns zu den schönsten Wanderungen in den Schladminger Tauern. Konditionsstarke Naturfreunde finden nach Überwindung der untersten 500 Höhenmeter hier eine üppige und abwechslungsreiche Pracht an Naturschönheiten vor. Und beim Abstieg wartet bei der Kaltherberghütte ein kühles Getränk (solange das faire Angebot nicht allzu sehr von unehrlichen Wanderern missbraucht wird).
Die Knallstein-Tour war für uns ein würdiger (und auch versöhnlicher) Abschluss einer intensiven Wander-Urlaubswoche, an deren Ende wir nach 5 Wanderungen 8.345 Höhenmeter und 113 Kilometer im Tourenbuch verzeichnen konnten.
Bisherige Touren auf den Großen Knallstein
- Schneeschuhtour zum Weissensee (13.01.2014)
- Frühjahrstour auf den Großen Knallstein (18.05.2013)
- Schneeschuhtour auf den Großen Knallstein (21.11.2009)
- Gratüberschreitung Mittereck – Seekarlspitz – Großer Knallstein (16.10.2007)
- Großer Knallstein (28.07.2004)
Liebe Grüße – Dein / Ihr / Euer Christian