Wie in meinem letzten Artikel über die Schöderkogel-Überschreitung bereits angedeutet, habe ich mit dem Wandergebiet zwischen den beiden Zwieflerseen, dem Eisenhut und dem Schöderkogel noch nicht ganz abgeschlossen.
Vor allem der von Westen so markant wirkende Punkt 2.288, den Günter und Luise Auferbauer in ihrem Buch „Bergtourenparadies Steiermark – Alle 2000er vom Dachstein bis zur Koralpe“ als Gruberkarspitz bezeichnen, hatte es mir angetan. Dazu eventuell noch der sehr fotogene Grubersee. Allerdings ist es dann doch ein bisschen anders (noch besser) gekommen als ursprünglich geplant.

So präsentierte sich die 300 Höhenmeter lange Nordflanke des Arkogel vor 3 Tagen vom Gipfel des Breitdach aus – Sollte hier ein Aufstieg möglich sein?
Anders als vor 3 Tagen hatte ich dieses Mal meine Liebste „mit im Gepäck“ und anders als am Donnerstag waren heute am Sonntag, dem 11.06.2017 die Spuren des späten Wintereinbruchs bereits wieder gänzlich verschwunden / geschmolzen.
Insgesamt war das heute bereits mein vierter Start beim Parkplatz „Zwieflersee Katschtal“ an der Sölkpaßstraße knapp unterhalb der Kreutzerhütte südlich des Sölkpasses. Am markierten Wanderweg kurz abwärts und nach rechts in ein Wäldchen hinein, über den Bach zu einer Alm mit weidenden Kühen und überängstlichen Kälbern.
Allzu lange blieben wir heute aber nicht am markierten Wanderweg, denn als Alternative hatte ich mir in den Landkarten einen unmarkierten Steig ausgesucht, der den markierten Standardweg bei einer Jagdhütte nach links (Richtung Süden) verlässt und in einem Bogen, teilweise etwas verwachsen bzw. auf stark durchfeuchteten Almböden – auf den Großen Boden südlich des Unteren Zwieflersees hinauführt.
Ganz zum Seeufer gehen wir heute aber nicht, sondern steigen stattdessen gleich direkt hinauf zum Oberen Zwieflersee, den wir bereits vor Jahren im Anschluß an unsere Eisenhut-Wanderung besucht hatten. Und von hier stiegen wir nun in „unbekanntes Gebiet“ Richtung Südwesten auf, während hinter uns 3 weitere Wanderer den See erreichten.
Der Blick schweift zwar häufig zu unserem geplanten Gipfelziel, dem nördlich gelegenen Punkt 2.288, aber insgeheim schielen wir auch immer wieder auf den südlich gelegenen markanten Gipfel des Arkogel, der mir vor 3 Tagen mit Schneehaube noch gänzlich unbegehbar erschien und der auch in diversen Wanderberichten nur über die ausgesetzte Gratschneide vom Eisenhut oder vom Schöderkogel beschrieben wird. Aber da erblickten wir eine Gams in den Steilhängen. Und wo eine Gams hinkommt, kann es ja nicht so schwierig sein 😉 .
Also beschlossen wir, einfach so lange hochzusteigen, so lange sich der steindurchsetzte, steile, aber gut gestufte Almmattenrasen einfach begehen ließe. 2.441 Meter hoch war der Gipfel (liebe Ingrid – zwei-vier-eindundvierzig ist nicht gleich 2.401 😉 ) – bis 2.390 Meter kamen wir ohne Probleme. In dieser Höhe standen wir aber bei einem Felsgrat an. Ohne auf die andere Seite des Grates zu blicken stiegen wir auf der Nordseite in recht einfachem felsblockgesäumten Gelände höher, bis wir auf glatte, für uns unüberwindliche Felsplatten stießen.
Weiter im Westen dürften wir noch ein paar Meter höher kommen, aber auch hier versperrten Felsen den einfachen Gehweg. Dafür hatten wir hier eine gemütliche Jausen-Wiese gefunden, auf welcher wir uns zu Rast niederließen. Schade, die bereits von den Zwieflerseen aus sichtbare Vermessungsstange am Gipfel dürfte für uns nicht erreichbar sein.
Nach verrichteter Essenseinverleibung stiegen wir bis zu einem Schneefeld knapp unterhalb der Gipfelfelsen auf – das dürfte unser heutiger höchster Punkt werden. Von den 2.441 Meter hatten wir so immerhin 2.423 geschafft. Als Ingrid die Hand mit der Höhenmesser-Uhr in die Höhe streckte, gewannen wir einen weiteren Meter 🙂 .
Aber wie immer, wenn ich einen Gipfel nicht ganz erreichte, bohrte und arbeitete es in mir. „Ingrid, ich schau nur kurz da oben über den (Ost-)Grat. Warte Du lieber hier auf mich„. Aber wie so oft, hörte die AlpenYetin nicht auf mich 🙂 , sondern folgte mir in einigem Abstand. Das merkte ich erst, als ich etwas orientierungslos direkt über den Felsgrat nach oben kraxeln wollte, während es weiter südlich über Steilweisen Gehgelände gab.
Bei der Vermessungsstange am Arkogel angekommen, genoss ich zunächst den schönen Rundumblick. Im Südosten der markante Eisenhut, im Nordwesten der Gratverlauf über das Breitdach zum Schöderkogel, und östlich unter mir die beiden Zwieflerseen. Die AlpenYetin war „im Wigl Wogl“, ob sie den Aufstieg ebenfalls in Angriff nehmen sollte.
Ich erkannte, dass wir von unserem Jausenplatzerl nur über ein kurzes etwa 3 bis 4 Meter hohes Felswandl hätten drüberklettern müssen, um auf einen einfachen Wiesenrücken und zum Gipfel zu kommen. Noch einfacher aber ging es da im Süden hinab. Das hatte ich beim Aufstieg komplett übersehen. Zwar leicht ausgesetztes, aber sehr einfach begehbares Wiesengelände auf welchem ich sofort unten bei meiner Liebsten war, die noch am Felsgrat wartete. Gemeinsam stiegen wir noch einmal auf der unschwierigen Route hinauf zum Gipfel – zwecks Gipfelbusserl 🙂 .

Tiefblick zu den Zwieflerseen. Links das Wiesen-Sumpf-Hochplateau, auf welchem wir später zurückgewandert sind. Im Hintergrund zieht die Sölkpaßstraße nach links zum Paß hinauf.
Der Abstieg erfolgte entlang der Aufstiegsroute – und überraschend schnell haben wir die 300 steilen Höhenmeter hinter uns gelassen. Über herrliche Terassen, in der die Schneereste einige Tümpel nährten, erreichten wir den westseitigen Grat auf den Punkt 2.288 – den Gruberkarspitz und schon bald standen wir am Gipfel(chen).
Die Eisdecke am Grubersee im Norden war in den letzten 3 Tagen merkbar geschmolzen. Irgendwie hatten wir aber keine Lust mehr für einen Besuch, sondern stiegen jetzt direkt südseitig über eine steile Wiese und Blockgestein zu einem langgezogenen Wiesen-Sumpf-Hochplateau, welches wir in seiner gesamten längen in West-Ost-Richtung durchschritten, bis wir auf einen Alm-/Forstweg trafen, der uns über einige Kehren wieder hinab zum markierten Wanderweg führte.
Auf diesem ging es zurück zum Ausgangspunkt.

Meine bisherigen 4 Wandertouren westlich der Kreutzerhütte mit Ausgangspunkt beim Parkplatz „Zwieflersee Katschtal“
Landkartenausschnitte © BEV 2009, Vervielfältigt mit Genehmigung des BEV © Bundesamtes für Eich- und Vermessungswesen in Wien, T2009/52304
Nach 4 Wandertouren westlich der Kreutzerhütte habe ich – zumindest heuer – keine weiteren Ambitionen mehr in diesem Gebiet. Aber die einsame Landschaft gehört jetzt eindeutig zu meinen Wanderziel-Favoriten.
- Eisenhut – Oberer Zwieflersee (16.07.2006)
- Sauofen – Rupprechtseck (05.07.2008)
- Breitdach – Schöderkogel-Überschreitung (08.06.2017)
- Oberer Zwieflersee – Arkogel (11.06.2017)
Liebe Grüße – Dein / Ihr / Euer Christian